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Britisches Militär modernisiert Hubschrauberflotte

Das britische Militär hat in den letzten Jahren 8,5 Milliarden Euro investiert, um seine Hubschrauberflotte auf Vordermann zu bringen. Entscheidungen zu zwei weiteren Modernisierungsprogrammen stehen an.

Britisches Militär modernisiert Hubschrauberflotte

Neue Triebwerke (Makila 1A1), Bildschirme im Cockpit, ein digitales Flugsteuersystem, neue Selbstschutzsysteme und größere Tanks – die Pumas der Royal Air Force durchliefen in den letzten Jahren ein umfassendes Verjüngungsprogramm. Das Verteidigungsministerium in London hat sich die Aufrüstung der rund 40 Jahre alten Oldies 260 Millionen Pfund (360 Mio. Euro) kosten lassen, Damit sollen sie weitere zehn Einsatzjahre durchstehen. Inzwischen hat Airbus Helicopters 23 der 24 Maschinen wieder ausgeliefert, und im Februar konnte die vorläufige Einsatzbereitschaft erklärt werden. Schon kurz danach ging es für die Crews der 33 und 230 Squadrons aus Benson nach Afghanistan (Kabul). Dort löst die Puma bei der ISAF-Nachfolgemission die Chinooks der RAF ab. 

Mit bald 60 Maschinen verfügen die Briten über eine der größten Chinook-Flotten außerhalb der USA. Auch für diese großen Transporthubschrauber läuft ein Modernisierungsprogramm (Project Julius), bei dem 46 vorhandene HC2 und HC3 durch den Einbau neuer Avionik und stärkerer Triebwerke auf den HC-4-Standard gebracht werden. Boeing hat inzwischen 32 der 38 HC2 abgearbeitet, und auch die Nachrüstung der acht HC3 läuft. Darüber hinaus wurden inzwischen sechs der 14 bestellten, in Ridley Park bei Philadelphia neu gebauten Chinook HC6 ausgeliefert. Diese Version erreichte im Januar 2015 ihre vorläufige Einsatzbereitschaft (drei Hubschrauber verfügbar). Alle HC6 sollen bis Oktober in Odiham eintreffen.

Ebenfalls seit Januar einsatzbereit ist die Wildcat HMA1 (AW159) der Royal Navy, wobei für den IOC-Status ein für die Einschiffung verfügbarer Hubschrauber genügte. Die erste Fahrt soll in Kürze beginnen. AgustaWestland hat inzwischen ein Dutzend der 28 bestellten AW159 ausgeliefert. Schon weiter ist man beim Schwestermodell Wildcat AH1 für das Army Air Corps, das 27 von 34 im Dienst hat. Die vorläufige Einsatzbereitschaft wurde im August 2014 erreicht. Sobald alle Wildcats verfügbar sind, werden 2017/2018 die älteren Lynx-Versionen (AH7, AH9A, HMA8SRU) ausgemustert. 

AgustaWestland in Yeovil wird damit aber nicht arbeitslos, denn auch bei der Merlin (AW101) stehen Modernisierungsprogramme an. 30 Marinehubschrauber für die U-Boot-Jagd werden derzeit auf den HM2-Standard gebracht, wobei es vor allem um die Einrüstung neuer Elektronik geht. Seine vorläufige Einsatzbereitschaft erreichte das Modell im Mai 2014. Außerdem steht die Modifikation von 25 Merlin HC3/3A an, die letzten Oktober formell von der RAF an die Navy übergeben wurden, um bei der Commando Helicopter Force (845 und 846 Naval Air Squadron) in Yeovilton die veralteten Sea Kings zu ersetzen. Damit die HC4-Helikopter auch von Schiffen aus einsetzbar sind, erhalten sie faltbare Rotorblätter und ein beiklappbares Heck. In einem zweiten Schritt ist dann auch die Einrüstung eines Bildschirm-cockpits wie bei den HM2 vorgesehen. Der Gesamtaufwand wird mit 478 Millionen Pfund (670 Mio. Euro) angegeben.

Neben Transport- und U-Jagd-Aufgaben soll der Merlin auch die Rolle des Frühwarnhubschraubers für den neuen Flugzeugträger „Queen Elizabeth“ übernehmen. Thales und Lockheed Martin haben Angebote mit unterschiedlichen Radartypen eingereicht. Während der US-Hersteller vier AESA-Antennen des Elta ELM-2052 an den seitlichen Waffen­trägern installieren will, bietet Thales unter dem Namen Cerberus eine modernisierte Version des Searchwater-2000-Radars an, wie es in den derzeitigen Sea King AEW7 verwendet wird. Es geht um acht Rüstsätze, die bei Bedarf installiert werden können. Eine Entscheidung für das Programm, das bis zu 500 Millionen Pfund (700 Mio. Euro) kosten wird, soll bis zur Jahresmitte fallen.

Anfang kommenden Jahres steht dann noch die Entscheidung über den Ersatz oder die Modernisierung der Kampfhubschrauber Apache AH1 an. In einem ersten Schritt wurden dazu im letzten November Informationen von interessierten Anbietern eingeholt. Ziel ist es, langfristig 50 Hubschrauber verfügbar zu haben, die in ihren Fähigkeiten dem neuen E-Standard der US Army entsprechen. Bei dem auf eine Milliarde Pfund (1,4 Mrd. Euro) geschätzten Programm werden auch industriepolitische Überlegungen eine wichtige Rolle spielen. Boeing deutete bereits seine Bereitschaft an, AgustaWestland einzubeziehen.

FLUG REVUE Ausgabe 05/2015

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