Air Force groundet jede fünfte Hercules

Risse im Propeller
Air Force groundet jede fünfte Hercules

Zuletzt aktualisiert am 10.11.2022

Mögliche Risse in den Propellerblättern zwangen die US-Luftwaffe, 116 Flugzeuge – mehr als 20 Prozent ihrer C-130-Flotte – am Boden zu lassen. Paradox: Die Risse entstanden bei einer Instandhaltungsmaßnahme, bei der die Bauteile auf Beschädigungen untersucht worden waren – unter anderem auf Risse.

Betroffen sind ausschließlich ältere "Hercules" der Modellreihe "H". Sie wurden ab 1970 bei Lockheed produziert. Ihre Propeller wurden ursprünglich – und werden immer noch – von Hamilton Standard gebaut. Das Unternehmen gehört heute zu Collins Aerospace.

Die bei einer Überholung der Propeller notwendigen komplexen Inspektionen können nicht bei den jeweiligen Air-Force-Einheiten der Luftwaffenstützpunkte durchgeführt werden, an denen die Flugzeuge stationiert sind. Stattdessen finden sie ausschließlich am Warner Robins Air Logistics Complex in Georgia statt. Dort werden die Propellernaben und -blätter inspiziert, überholt, getestet und für den Versand an die betroffene Air-Force-Einheit vorbereitet.

Timo Breidenstein

Als Beleg, dass die Instandhaltungsmaßnahme ordnungsgemäß durchgeführt wurde, gravierten die Mechaniker über Jahrzehnte Seriennummern mittels eines Lichtbogenstifts in die Propellerfüße. Nun zeigt sich: Das Beschriftungsverfahren könnte dazu beigetragen haben, dass sich an den Propellerblättern Risse gebildet haben. Wie diese genau entstanden, soll jetzt eine Untersuchung herausfinden. Mehrere Hundert Propellerblätter müssen nun inspiziert und gegebenenfalls getauscht werden. Die Propellerrisse und das Flugverbot wurden erstmals Anfang Oktober gemeldet, aber die Ursache des Schadens wurde bisher nicht bekannt gegeben.

Das Gravurverfahren wird bereits seit sechs Monaten nicht mehr durchgeführt und soll auch in Zukunft nicht mehr angewandt werden.

Ein korrodiertes Propellerblatt war 2017 Ursache für den Absturz einer C-130 des U.S. Marine Corps. 15 Soldaten kamen dabei ums Leben.

Eine kleine Anzahl von Flugzeugen wurde wieder in Dienst gestellt. Die Luftwaffe gibt nicht an, wie viele Flugzeuge weiterhin am Boden bleiben und wie lange das Grounding noch dauern wird. Derzeit arbeitet die Air Force an einem Plan zur Beschaffung nötiger Ersatzteile und der Wiedereingliederung der Flugzeuge.

Nur ältere C-130 betroffen

Die Luftwaffe betreibt aktuell 483 C-130 "Hercules", davon 200 des älteren "H"-Modells. Die neuere C-130J-Flugzeuge sind mit Sechsblatt-Propellern des Herstellers Dowty ausgestattet, bei denen diese Probleme nicht auftreten. Einige Geschwader der Nationalgarde fliegen C-130 des Modells H mit speziellen achtblättrigen Propellern, die ebenfalls von Collins Aerospace hergestellt werden. Auch bei diesen Flugzeugen gibt es keine Probleme.