Royal Australian Air Force: Australiens Luftwaffe rüstet auf

Royal Australian Air Force
Australiens Luftwaffe rüstet auf

Veröffentlicht am 14.08.2020

Australien gilt als einer der engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten und als wichtiger Faktor für die Stabilität in Südostasien. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Royal Australian Air Force, die im Rahmen des Plans "Jericho" zu einer integrierten, vernetzten Streitmacht werden soll, die mit Aufklärungs- und Überwachungsflugzeugen sowohl ein weitreichendes Lagebild liefern als auch gezielte Luftschläge auf die Distanz durchführen kann.

Komplexeste Ära der Umgestaltung

Um das Ziel einer "Luftstreitkraft der Fünften Generation" zu erreichen, durchläuft die RAAF laut AirVice-Marshal Joe Iervasi (Air Commander Australia) derzeit "die wohl komplexeste Ära der Umgestaltung", die sie je erlebt hat. Jedes Streitkräfteelement mit seinen Geschwadern und Einheiten stelle kontinuierlich neue Fähigkeiten in Dienst, so Iervasi. Gleichzeitig "führen wir weiterhin Operationen auf der ganzen Welt durch – vom Nahen Osten bis zum Pazifik und an den meisten Orten dazwischen".

Royal Australian Air Force F-35A Lightning II validation and verification
Australian MoD

Zahlreiche Beschaffungsprogramme

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Beschaffungsprogramme auf den Weg gebracht und weitere stehen an. Der dickste Brocken dabei ist der Kauf von 72 Lockheed Martin F-35A Lightning II. 26 Flugzeuge wurden inzwischen ausgeliefert, die erste Maschine (A35-001) erreichte Anfang Juni ihre 1000. Flugstunde. Sie ist wie vier andere für die Pilotenausbildung noch auf der Luke AFB in Arizona stationiert, doch mit der Aufstellung der No. 2 Operational Conversion Unit in Williamtown soll auch die Umschulung im eigenen Land konzentriert werden. Erster Einsatzverband dort ist die No. 3 Squadron, die ihre ersten Flugzeuge Anfang 2019 vor Ort in Empfang nahm.

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Classic Hornets

Mit den Lieferungen der F-35A nähert sich die Nutzung der F/A-18A/B "Classic Hornets" bei der RAAF nach über drei Jahrzehnten ihrem Ende. Noch fliegen diese bei den Staffeln No. 75 und 77, doch für alle gibt es bereits neue Eigentümer. Bereits im Januar 2019 bestätigte das Verteidigungsministerium in Canberra, dass 25 Maschinen für 95 Millionen australische Dollar (58 Mio. Euro) an die Royal Canadian Air Force gehen. Im März wurden dann Pläne bekannt, die restlichen 46 Hornets "in den nächsten drei bis vier Jahren" an Air USA abzugeben. Das Unternehmen bietet Zieldarstellungsdienstleistungen an und hat derzeit 16 Jets im Bestand. Aktuell fliegt die RAAF noch 52 Einsitzer und 16 Doppelsitzer.

Long Range Anti-Ship Missile

Nach dem Abschied von den Hornets werden auf jeden Fall die 24 Super Hornets weiter fliegen. Sie wurden ab März 2010 angesichts der Verspätungen im F-35-Programm als Übergangslösung nach der Ausmusterung der F-111C geliefert. Ob sie auf den Block-III-Standard aufgerüstet werden, ist noch nicht entschieden. Konkrete Pläne gibt es jedoch für neue Waffen wie die Long Range Anti-Ship Missile (LRASM) von Lockheed Martin, von denen 200 Exemplare gekauft werden sollen.

Exercise Diamond Shield
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Super Hornets zu Growlern umrüsten

In Ergänzung der F/A-18F kaufte Australien auch ein Dutzend EA-18G Growler für die elektronische Kampfführung. Sie lassen sich vielseitig einsetzen, und es gibt laut RAAF kaum ein Szenario, bei dem sie nicht eine wichtige Rolle spielen. Eine Option wäre daher, zwölf der Super Hornets zu Growlern umzurüsten – die entsprechende Verkabelung hatte man seinerzeit gleich installieren lassen.

Systeme für Aufklärung und Überwachung

Investiert hat die RAAF in jüngster Zeit nicht nur in die Kampfjetflotte, sondern auch bei den Systemen für Aufklärung und Überwachung. Dabei basieren sowohl das Frühwarnflugzeug E-7A Wedgetail als auch der Seefernaufklärer P-8A Poseidon auf dem Verkehrsjet Boeing 737. Die E-7A wird nach einigen Anlaufschwierigkeiten von den Australiern nun als "leistungsstärkstes Warn- und Kontrollflugzeug der Welt" gelobt, mit einer Reichweite des auf dem Rumpfrücken montierten MESA-Radars von 400 Kilometern. Was die Poseidon betrifft, wurden bis Dezember 2019 alle zwölf bisher bestellten Flugzeuge geliefert. Sie werden von fünf auf sechs Bedienerstationen aufgerüstet und sollen im kommenden Jahr ihre volle Einsatzfähigkeit erreichen.

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Unbemannte MQ-4C Triton

Ergänzt werden die P-8A ab 2023 durch zunächst drei unbemannte MQ-4C Triton, wobei die RAAF eng mit der US Navy zusammenarbeitet. Die Tritons sollen "unsere Fähigkeit, Australiens Seewege aus dem Norden, im Südwestpazifik und bis hinunter zur Antarktis dauernd zu patrouillieren, erheblich verbessern", sagte Verteidigungsministerin Linda Reynolds, die auch darauf hinwies, dass in dem Programm allein 475 Mio. australische Dollar an australische Firmen gehen.

EloKa-Unterstützung

Ein weiteres laufendes Beschaffungsprogramm betrifft vier umgebaute Gulfstream G550 für die EloKa-Unterstützung. Sie werden bei L3 in Greenville (Texas) modifiziert und dann als MC-55A Peregrine geliefert, wobei ein Datum noch nicht genannt wurde. Die Kosten sind dagegen bekannt: 2,64 Milliarden australische Dollar (1,6 Mrd. Euro). Weitere Milliarden sollen in 12 bis 16 MQ-9 Reaper UAVs investiert werden.

PC-21 Transfer Ceremony
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Flotte von Hochleistungsstrahltrainern

Jüngstes Programm ist das Projekt Air 6002 Phase 1 für eine Flotte von Hochleistungsstrahltrainern, die den Übergang der Piloten auf die F-35A erleichtern. Vier bis fünf Milliarden Dollar will sich die RAAF diese Modernisierung kosten lassen, die neben den Flugzeugen auch Simulatoren beinhaltet. Erste Vorschläge von interessierten Herstellern werden bis 31. Juli erwartet. Der neue Lead-In Fighter Trainer (LIFT) wird die Hawk 127 ersetzen, die erst bis Ende 2019 ein kleines Modernisierungsprogramm durchlaufen haben. Vor dem Umstieg auf den LIFT werden die Piloten auf der Pilatus PC-21 geschult, deren Lieferung jüngst abgeschlossen wurde. Auch das Kunstflugteam Roulettes ist nun mit ihnen ausgestattet.

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Transporter der RAAF

Last, but not least sind noch die Transporter der RAAF zu erwähnen. Auch hier sind die Australier mit der Boeing C-17 Globemaster und der C-130J Hercules gut bestückt. Außerdem wurde bis April 2018 noch die kleine C-27J Spartan eingeführt. Dazu kommt mit der KC-30A (Airbus A330 MRTT) der modernste Tanker der Welt, der bei den langen Verlegungen zu Einsätzen in Nahost oder zu Übungen in die USA eine fundamentale Rolle spielt. Insgesamt steht die RAAF im Vergleich zu vielen anderen Luftstreitkräften also glänzend da – mit einer sehr modernen, jungen Flotte und Plänen für weitere interessante Beschaffungen.

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RAAF Base Amberley
No 1 Squadron: 24 x F/A-18F Super Hornet
No 6 Squadron: 11 x EA-18G Growler (ein Flugzeug durch Feuer zerstört)
No 33 Squadron: 7 x KC-30A (A330 MRTT)
No 35 Squadron: 10 x C-27J Spartan
No 36 Squadron: 8 x C-17A Globemaster
CHC Helicopter: 6 x AW139 SAR

RAAF Base East Sale
No 32 Squadron: 8 x King Air 350 (Navigationstrainer)

RAAF Base Edinburgh
No 10 Squadron: 2 x AP-3C Orion (noch bis 2023 geplant)
No 11 Squadron: 12 x P-8A Poseidon (letztes Flugzeug im Dezember 2019 geliefert)

Defence Establishment Fairbairn
No 34 Squadron: 2 x Boeing BBJ, 3 x Falcon 7X

RAAF Base Pearce
No 2 Flying Training School: 49 x PC-21
No 79 Squadron: ca. 16 x Hawk 127

RAAF Base Richmond
No 37 Squadron: 12 x C-130J Hercules

RAAF Base Tindal
No 75 Squadron: ca. 25/7 x F/A-18A/B Hornet (23 an Kanada verkauft)

RAAF Base Townsville
No 38 Squadron: 8 x Beechcraft King Air 350

RAAF Base Williamtown
No 2 OCU: 5 x F-35A Lightning (plus 5 für die Ausbildung bei der USAF in Luke AFB)
No 2 Squadron: 6 x E-7A Wedgetail
No 3 Squadron: 12 x F-35A Lightning (72 insgesamt bestellt)
No 4 Squadron: PC-21
No 76 Squadron: ca. 16 Hawk 127
No 77 Squadron: ca. 25/7 x F/A-18A/B Hornet