Am 11. September ging ein weiteres ikonisches Flugzeug aus der Zeit des Kalten Krieges in den Ruhestand. Die polnische Luftwaffe verabschiedete die Suchoi Su-22 Fitter mit einer kleinen Feier in Mirosławiec. Selbst einen Tag vor dem offiziellen Aus herrschte noch reger Flugbetrieb, und zwar nicht nur aus nostalgischen Gründen. Am Vormittag überflog eine Dreier-Formation aus sonderlackierten Doppelsitzern die ehemaligen Fitter-Standorte Powdiz, Piła, Świdwin und Mirosławiec.
Wenig später startete ein mit einem Aufklärungsbehälter ausgerüsteter Einsitzer zu einem regulären Einsatz. Ob die Mission in Zusammenhang mit den Abschüssen russischer Drohnen am Vortag zusammenhing, ist nicht bekannt. Das System mit der Bezeichnung KKR-1TE unterlag bis zu diesem Zeitpunkt strenger Geheimhaltung und durfte bis dato nicht fotografiert werden.

Noch am vorletzten Tag flog eine Su-22 einen Einsatz mit dem ehemals geheimen KKR-1TE-Aufklärungsbehälter.
Mit Abstand größter Betreiber
Innerhalb des Warschauer Paktes betrieb Polen die größte Zahl an Su-22: Die Luftstreitkräfte hatten ab 1984 insgesamt 90 Su-22M-4 und 20 zweisitzige Su-22UM-3K aus der Sowjetunion erhalten. Sie waren auf den Stützpunkten Mirosławiec, Piła und Powidz stationiert. Nach einer Reorganisation der Luftstreitkräfte fanden sie eine neue Heimat bei der 6. und 7. ELT (Eskadra Lotnictwa Taktycznego) in Powidz, der 8. ELT in Mirosławiec sowie der 39. und 40. ELT in Świdwin. Im Zuge des NATO-Beitritts Polens erhielten einige Maschinen entsprechende Avionik wie ein IFF-Identifizierungssystem, neue Funkgeräte und ein GPS-System. Mit der Einführung der F-16 Fighting Falcon konzentrierte man die ehemaligen Kalten Krieger auf der 21. Baza Lotnictwa Taktycznego (BLT) in Świdwin.
Länger im Dienst als geplant
Dort sollten sie eigentlich nur bis Ende 2012 im Einsatz bleiben. Doch die geplante Außerdienststellung rückte immer weiter nach hinten. Schließlich entschied sich die Luftwaffenführung im Jahr 2014, die Flotte von 32 auf 18 Exemplare zu verkleinern. Die verbliebenen Jets (zwölf Einsitzer und sechs Doppelsitzer) durchliefen anschließend in Bydgoszcz ein Programm zur Verlängerung ihrer Lebensdauer um rund zehn Jahre. Dabei erhielten sie auch ihren neuen, grauen Tarnanstrich.
Letzter Umzug
Im September 2022 kaufte Polen schließlich bei Korea Aerospace Industries (KAI) insgesamt 48 Exemplare des leichten Kampfjets FA-50PL als Ersatz für die veralteten ehemals sowjetischen Mustern MiG-29 und Su-22. Da in Świdwin bereits seit längerem die Vorbereitungen für die Einführung der südkoreanischen Jets und der Lockheed Martin F-35A Lightning II laufen, verlegten die Fitter für ihre letzten Einsatztage in ihre alte Heimat Mirosławiec.

Probleme mit der Verfügbarkeit einsatzbereiter Maschinen scheint es nicht zu geben. Am vorletzten offiziellen Flugtag nahmen mindestens sechs Maschinen am Dienst teil.
Reserve für Notfälle?
Dort teilten sie sich den Fliegerhorst der 12. Baza Bezzalogowych Statkow Powietrznych mit den aus der Türkei stammenden Drohnen des Typs Bayraktar TB2. Nach der offiziellen Feier am 11. September könnte der Lärm der mächtigen AL-21-Triebwerke aber noch nicht endgültig verklungen sein. Gerüchten zufolge gibt es Überlegungen, einige Su-22 als Reserve einsatzbereit zu halten.





