Einst gehörte der Schwenkflügler zur Ausstattung fast jedes Mitglieds des Warschauer Paktes und flog bei zahlreichen mit der Sowjetunion "befreundeten" Staaten. Von der Exportversion der Su-17 wurden mehr als 1000 Exemplare gebaut. Die letzten Fitter in Europa finden sich heute in Polen.
Polen fliegt die Su-22 seit 1984.
Seit 40 Jahren im Einsatz
Die Lieferung der insgesamt 90 Su-22M-4 und 20 Su-22UM-3K begann im Jahr 1984. Sie waren auf den Stützpunkten Miroslawiec, Piła und Powidz stationiert. Nach einer Reorganisation der Luftstreitkräfte fanden sie eine neue Heimat bei der 6. und 7. ELT (Eskadra Lotnictwa Taktycznego) in Powidz, der 8. ELT in Miroslawiec sowie der 39. und 40. ELT in Swidwin. Nach dem Eintritt Polens in die NATO erhielten einige Maschinen entsprechende Avionik wie ein IFF-Identifizierungssystem, neue Funkgeräte und ein GPS-System.Mit der Einführung der F-16 Fighting Falcon konzentrierte man die kalten Krieger auf der 21. Baza Lotnictwa Taktycznego (BLT) in Swidwin.
Eine volle Fitter-Flightline wie hier wird es in Swidwin nicht mehr geben. Die Basis bereitet sich derzeit auf den Nachfolger in Form der FA-50 vor.
Abschied auf Raten
Dort sollten sie nur noch bis 2012 im Einsatz bleiben. Doch die geplante Außerdienststellung rückte immer weiter nach hinten. Schließlich entschied sich die Luftwaffenführung im Jahr 2014, die Flotte von 32 auf 18 Exemplare zu verkleinern. Die verbliebenen Jets (zwölf Einsitzer und sechs Doppelsitzer) durchliefen in Bydgoszcz ein Programm zur Verlängerung ihrer Lebensdauer um rund zehn Jahre. Dort erhielten sie auch ihren neuen, grauen Tarnanstrich.
Insgesamt 18 polnische Su-22 erhielten eine Lebensdauerverlängerung und den grauen Tarnanstrich.
Bedrohte Spezies
Die polnischen Maschinen dürften damit zu den modernsten Vertretern ihrer Art zählen. Laut der jährlichen Übersicht des britischen Magazins Flight International verfügen ansonsten nur noch sechs Länder über die Su-22 im Inventar: Angola (14), Iran (9), Jemen (23), Libyen (1), Syrien (39) und Vietnam (33). Ob und wie viele davon allerdings wirklich einsatzbereit sind, gilt als unklar.
Ende in Polen
Aber auch in Polen nähert sich die Karriere der Fitter rapide ihrem Ende: Im September 2022 hatten die Europäer bei Korea Aerospace Industries (KAI) insgesamt 48 Exemplare der FA-50PL als Ersatz für die veralteten MiG-29 und Su-22 gekauft. Die südkoreanischen Jets sollen ab dem kommenden Jahr ausgeliefert werden. Neben Minsk-Mazowiecki ist auch Swidwin als Basis vorgesehen. Da dort schon die Vorbereitungen auf das neue Kampfflugzeug laufen, fristen die Su-22 ihre letzten Tage in Miroslawiec.
Dass sie trotzdem nicht zum alten Eisen gehören, wollten sie bei der Straßenlande-Übung in Wielbark Mitte März demonstrieren. Doch das Wetter hatte kein Einsehen: tief hängende Regenwolken und Nebel an mehreren Tagen verhinderten ihren Einsatz auf der Route 604. Ob es im Herbst eine weitere Chance gibt, wird sich zeigen: verlässliche Aussagen über die Dauer der verbleibenden Nutzungszeit der Su-22 gibt es kaum. Mit viel Glück bleibt uns der Oldie vielleicht bis ins nächste Jahr erhalten…
