Spionageflugzeug U-2 stellt zum Jubiläum neuen Rekord auf - 14 Stunden in der Luft

Zum Jubiläum mehr als 14 Stunden in der Luft
U-2 Dragon Lady fliegt neuen Rekord

Veröffentlicht am 04.08.2025

Am 1. August 1955 rollte ein Flugzeug auf die Rollbahn des streng geheimen Flugplatzes Groom Lake in Nevada, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Quasi als Kreuzung zwischen Jet und Segelflugzeug sollte die von Lockheed-Legende Clarence "Kelly" Johnson entworfene U-2 in bisher unerreichte Höhen von bis zu 21 Kilometern steigen, um so aus vermeintlich sicherer Entfernung Aufklärungsflüge zu betreiben.

An diesem Tag standen eigentlich nur Hochgeschwindigkeits-Rollversuche auf dem Plan, doch die im Auftrag des CIA-Geheimdienstes entwickelte Maschine hob bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h plötzlich ab. Der überraschte Testpilot Tony LeVier konnte die U-2 aber wieder halbwegs sicher landen. Da er den Abstand zur Piste schwer einschätzen konnte, machte der Geheimjet einen Hopser nach dem Aufsetzen. Bis heute gilt die Dragon Lady als schwierig zu landen. Daher kommt immer ein Begleitfahrzeug zum Einsatz, dessen Besatzung dem Piloten die Höhe durchgibt.

Um das Jubiläum des Erstflugs zu feiern, hatte sich das 9th Strategic Reconnaissance Wing im kalifornischen Beale etwas ganz Besonderes ausgedacht: Eine U-2 sollte zu einem Flug über alle 48 kontinentalen US-Bundesstaaten aufbrechen.

Die erfahrensten Piloten an Bord

Eine solch epische Mission hatte es in der Geschichte der Dragon Lady noch nicht gegeben. Die Piloten in ihren unförmigen Druckanzügen sind zwar lange Flüge gewohnt, doch der US-Rundflug stellte alles Bisherige in den Schatten. Am Abend des 31. Juli startete eine doppelsitzige TU-2S in Beale zu dem historischen Einsatz. An Bord befanden sich die erfahrensten Piloten auf der Dragon Lady – beide halten den Rekord für die meisten Flugstunden auf dem Muster. Sie gehören zur ältesten fliegenden Einheit der USA, der 1st Reconnaissance Squadron. An Bord befanden sich Cory "Ultralord" Bartholomew, U-2-Fluglehrer und Flugsicherheitsoffizier der 1st RS, und Lieutenant Colonel "Jethro", ebenfalls Fluglehrer bei der 1st RS und Chefpilot der U-2-Flotte.

Piloten steigen ins Cockpit TU-2S Rekordflug
US Air Force

Bis an die Belastungsgrenze

Der Flug über die USA brachte das Flugzeug an seine maximale Reichweite, und seine Piloten an die Grenze der Belastbarkeit. "Vor elf Jahren wurde mir klar, wie weit wir die U-2 hypothetisch fliegen könnten, wenn wir wirklich an ihre Grenzen gehen wollten, um zu sehen, was sie alles kann", sagte "Ultralord". "Jetzt, wo wir den 70. Jahrestag der U-2 begehen, 70 Jahre in 70.000 Fuß Höhe, schien es mir richtig, die wahren Fähigkeiten dieses Flugzeugs zu demonstrieren."

Gedenken an verunglückte Piloten

Aber auch die Flugplanung eines derart langen Einsatzes brachte Herausforderungen mit sich. Die Routenplanung ehrte auch mit der U-2 verunglückte Piloten und beinhaltete daher etwa Überflüge über den Häusern der Hinterbliebenen. Die Dragon-Lady-Gemeinde gilt als besonders eng verbunden. Schließlich flogen in den 70 Jahren nur knapp über 1000 Piloten den Höhenaufklärer. Am 1. August landeten "Ultralord" und "Jethro" nach mehr als 14 Stunden wieder in Beale. Sie hatten insgesamt mehr als 11.000 Kilometer in der TU-2S zurückgelegt.

Im kommenden Jahr will die US Air Force die U-2 endgültig außer Dienst stellen.