Das Timing war perfekt: Country-Star Chris Stapleton ließ gerade die letzten Töne der amerikanischen Nationalhymne ausklingen, da zogen vier Jets in enger Diamond-Formation, Flügel an Flügel, am Himmel über dem State Farm Stadion in Glendale, Arizona, vorbei.
Tradition seit fünf Jahrzehnten
Der Überflug des US-Militärs ist seit über 50 Jahren fester Bestandteil des Vorprogramms beim Football-Megaevent Super-Bowl. Die erste Ausgabe wurde 1968 bei von NFL-Commissioner Pete Rozelle organisiert, der ein Veteran des Zweiten Weltkriegs war. Für Sportinteressierte: In der damals zweiten Austragung des Finales besiegten die Packers die Raiders im Orange Bowl in Miami.
Seitdem ist der Flyover zur Tradition geworden, beim diesjährigen 57. Super Bowl zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs aber erlebte er eine Premiere: Eine Formation, die nur aus weiblichen Piloten besteht – das gab es noch nie in der Geschichte des Events.
Für die Premiere gab es einen Anlass: Vor genau 50 Jahren ließ die U.S. Navy erstmals Frauen für ihre Pilotenlehrgänge zu. Die Marine hatte in den frühen 70-er Jahren nämlich Personalprobleme: Der Vietnamkrieg ging zu Ende und damit der Strom an Wehrpflichtigen, die sich lieber für einen Einsatz zur See meldeten, als im Dschungel kämpfen zu müssen. Gleichzeitig war die Verabschiedung des Verfassungszusatzes, der die Gleichberechtigung unabhängig des Geschlechts garantiert, nur noch eine Frage der Zeit. Die Navy handelte, bevor das Gesetz es ohnehin verboten hätte, Frauen den Zugang zu verwehren.
15 Prozent weibliche Piloten
Sechs Anwärterinnen bewarben sich für den ersten Ausbildungslehrgang 1973. Darunter Rosemary Mariner, die als erste Pilotin mit der Douglas A-4 Skyhawk einen taktischen Kampfjet in der Navy flog. Heute sind 15 Prozent aller Piloten der U.S. Navy weiblich, auch ein Einsatz im Kampfflugzeug ist längst keine Seltenheit mehr. Beim Super Bowl Flyover saßen nicht nur in den Cockpits der vier Jets ausschließlich Frauen – auch das Bodenpersonal der Mission war überwiegend weiblich.
Zu der Überflugformation am Sonntag gehören zwei F/A-18F Super Hornets der "Flying Eagles" der Strike Fighter Squadron (VFA) 122, eine F-35C Lightning II der "Warhawks" der VFA-97 und eine EA-18G Growler der "Vikings" der Electronic Attack Squadron (VAQ) 129. Zusätzlich zu den vier für den Überflug vorgesehenen Flugzeugen waren auch drei Ersatzflugzeuge in der Luft. Ein KC-135R Stratotanker zog ebenso seine Bahnen über dem Stadion.
Koordination aus dem Stadion
Die Flugzeuge der Formation sind in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington stationiert. Für den Super Bowl-Überflug hoben sie von der rund zehn Kilometer westlich vom Stadion entfernten Luke Air Force Base ab. Damit die Formation im richtigen Augenblick über das Spielfeld flog, war perfekte Abstimmung nötig. Per Funk koordinierte deshalb ein Pilotin vom Boden aus dem Stadion per Funk den Überflug der rund 300 Knoten schnellen Jets.
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Leutnant Arielle Ashan führte die Formation an der Spitze des rautenförmigen Überflugs der vier Maschinen in einer der beiden F/A-18F Super Hornets der Flying Eagles an. "Ein Großteil unseres Trainings besteht im Üben von Missionen, bei denen wir zu einer bestimmten Zeit an einem Ziel ankommen. Und dieses Training überträgt sich auf unseren Überflug beim Super Bowl", sagte die 33-Jährige.
Navy Lt. Catie Perkowski, die Pilotin der zweiten F/A-18E, sieht nichts Besonderes daran, die Mission als Frau erfüllt zu haben: "Ich bin nicht zur Navy gegangen, um weiblicher Kampfpilot zu werden. Ich bin der Navy als Kampfpilot beigetreten, also macht es für mich keinen Unterschied.