Was die zahllosen Schafe wohl merkwürdiger finden: die lauten Blechkisten, die über sie hinwegdonnern, oder die schwer bepackten Zweibeiner, die keuchend an ihnen vorbei den Berg hochstapfen? Während die Tiere scheinbar mühelos aus dem Weg springen, müht man sich mit dem tiefen Matsch auf dem engen Pfad. Der schwere Kamerarucksack und zahllose Beutel mit Proviant, Mini-Zelt und Campingstuhl machen den eigentlich recht überschaubaren Weg nach oben härter als zunächst gedacht. Das letzte Drittel geht es konstant steil bergauf; Ziel ist eine kleine Zeltstadt. Hier wird nicht übernachtet – das ist nicht erlaubt –, aber die kleinen Zelte leisten wertvolle Dienste: Selbst wenn es unten angenehm warm ist, können dank starkem Wind und Regen sogar im Sommer hier oben schon mal an die 20 Grad Celsius weniger herrschen.

Die meditative Ruhe wird innerhalb von Sekunden abgelöst: So nah wie im Mach Loop kommt man selten an Jets wie die F-15E.
Geduld ist gefragt
Hat man sich erstmal häuslich eingerichtet, geht das Warten los. Tatsächlich besitzt der Mach Loop beinahe etwas Meditatives; man genießt die Ruhe und die spektakuläre Landschaft, bis es innerhalb von wenigen Sekunden hektisch wird: "Incoming", ruft ein Fotograf, und schon einen Augenblick später donnert die erste F-15 Eagle auf die kleine Gruppe am Berg zu. Drei weitere Jets folgen in Sekundenabständen, sie sind fast zum Greifen nah. Dann ist erstmal Durchatmen angesagt. Dann die bange Frage: Kommen sie noch einmal vorbei? Ja, sie tun es, und die Freude und Erleichterung allerseits ist groß. Die wenigen spektakulären Minuten machen das stundenlange Warten mehr als vergessen.
"Das Mekka der Luftfahrtfotografen"
Das recht dünn besiedelte Nordwales ist bekannt für seine grüne Hügellandschaft und daher sehr beliebt bei Wanderern und Touristen. Trotz aller Beschaulichkeit gilt das Talsystem um die Ortschaften Dolgellau und Machynlleth seit langem als wahres Mekka für Luftfahrtfotografen, sind hier doch spektakuläre Aufnahmen von Flugzeugen und Hubschraubern vor einer Kulisse möglich, wie es sie kaum ein zweites Mal auf der Welt gibt. Dazu ist jedoch einiges an Geduld und Glück nötig. "Jets im Mach Loop zu fotografieren ist wie fischen", philosophiert ein britischer Kollege treffend. "Man genießt die Landschaft und erwartet nichts. Wenn dann was passiert, ist es doppelt so schön!"

Sie ist eines der beliebtesten Fotoobjekte: Die F-35A fliegt noch nicht sehr lang im Mach Loop.
F-15E, F-35A, Eurofighter und vieles mehr
In der Tat ist das Aufkommen hier in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen; ein Bann der Royal-Air-Force-Führung für Kampfflugzeuge machte die Situation nicht einfacher. Im Jahr 2018 hatte der Pilot eines Eurofighter Typhoon gegen die Regeln im Loop verstoßen und darüber hinaus Einsatzinformationen nach außen gegeben. Ein Video des Fluges fand sich schnell im Internet wieder und sorgte für das Verbot, das erst im Juli dieses Jahres aufgehoben wurde. So kommen zu den bisherigen Stars im Mach Loop, den in Lakenheath stationierten F-15E und F-35A der US Air Force Europe auch wieder britische Typhoons hinzu. Einen Großteil der Flüge machen allerdings die auf dem nur rund 110 Kilometer entfernten Fliegerhorst RAF Valley beheimateten Hawk- und Texan-Trainer der Royal Air Force aus. Aber auch Transporter wie Airbus A400M der RAF oder MC-130J Hercules der USAF statten dem Loop gerne mal einen Besuch ab. Trotz aller Apps und Funkscanner sind die eigenen Augen noch das beste Frühwarnmittel. Fast unbemerkt haben sich zwei Typhoons herangeschlichen und kurven um das Cad-East-Bergmassiv. Besonders bei den Briten ist die Freude groß: "Seit fünf Jahren endlich wieder Typhoons!", rufen sie. Das Ausharren trotz vorherigem Regenschauer hat sich gelohnt, schließlich gibt es kaum etwas Blöderes, als die Jets vom Parkplatz aus über den eigenen Kopf schießen zu sehen. Mehr als an vielen anderen Orten ist hier Geduld gefragt, da es keine generellen und verlässlichen Informationen gibt, ob und wann irgendetwas in Richtung Mach Loop fliegt. Das wechselhafte Wetter spielt natürlich auch eine Rolle, aber selbst strahlender Sonnenschein bietet keine Garantie für Flugbetrieb – es kann durchaus sein, dass sich tagelang kein Fluggerät hierhin verirrt.

Hat man den Aufstieg erst einmal hinter sich, kann man zunächst die malerische Landschaft genießen, bevor das Warten auf die Flugzeuge losgeht.
Beliebte Touristenattraktion
Wer sein Glück trotzdem versuchen will, sollte ein paar Dinge beachten: Wetterfeste Kleidung und geeignetes Schuhwerk sind Pflicht, obwohl sich immer wieder Touristen mit Shorts und Flipflops an den Aufstiegen versuchen. Unglaublich, aber wahr: Der Mach Loop ist mittlerweile zu einer beliebten Touristenattraktion in Wales geworden, ganze Familien pilgern zu den Aussichtspunkten, oftmals ganz ohne Kamera und nur gering an der Luftfahrtinteressiert. Gerade in der Ferienzeit werden die wenigen Parkplätze entlang der engen Landstraße schnell voll. Außerdem sollte man – eigentlich ebenfalls selbstverständlich – die Umwelt respektieren und seinen Müll mitnehmen und eventuell vorhandene Tore immer geschlossen halten. Schließlich befindet sich das Gelände des Mach Loops ausnahmslos in Privatbesitz verschiedener Schäfer und Bauern, und es liegt in deren Ermessen, ob sie weiterhin Besucher auf ihrem Land dulden. Wenn nicht, würden sich die Schafe vielleicht nur noch über die Blechkisten wundern müssen. Aber das wäre doch irgendwie schade …