Das US-Militär ist neben Japan der einzige militärische Betreiber eines Tilt-Rotors. Der Grund liegt laut Colonel Brian Taylor darin, dass es ein kompliziertes Fluggerät mit einem komplizierten Antriebssystem sei. Der Absturz einer CV-22 der USAF in Japan am 29. November 2023 und das anschließende, bis Anfang März 2024 geltende Flugverbot gibt dem Programm-Manager für die Osprey recht. Dennoch prognostiziert er für die Osprey aufgrund ihrer Flexibilität ein unbegrenztes Aufgabenfeld. "Ich würde die V-22 liebend gerne für die nächsten Hundert Jahre in Dienst sehen", sagte er jüngst bei einer Konferenz in Washington D.C.
Cockpit erhält Auffrischung
Ganz so lange dürfte das Muster wohl nicht fliegen, aber zumindest bis 2070 will das Pentagon die komplexe Maschine beibehalten. Zunächst steht ein Upgrade im Cockpit an. Vor allem die teilweise auf Technologie der 80er Jahre basierenden Displays lassen sich immer schwerer unterhalten. Auch Tastaturen zur Eingabe von Daten seien gemäß Taylor nicht mehr zeitgemäß. Die Entwicklung soll 2026 im VeCToR-Programm (V-22 Cockpit Technology Replacement) beginnen und von 2032 bis 2042 eingeführt werden. Außerdem wollen die Ingenieure die Software-Integration vereinfachen, auch im Hinblick auf die Einführung künftiger Upgrades.

Seit Anfang März 2024 darf die Osprey wieder fliegen, wenn auch mit Restriktionen. Die genaue Unfallursache ist immer noch nicht veröffentlicht.
Neuer Flügel mit neuen Gondeln?
Um die Lebensdauer der Osprey über das derzeitige Datum von Anfang 2060 hinaus zu verlängern, erwägen die Planer das ReVAMP-Projekt (Renewed V-22 Aircraft Modernization Program). Hier ist der Zeitrahmen mit einem Start im Jahr 2036 und einer Serienumsetzung ab 2042 deutlich langfristiger. Dementsprechend vage sind die möglichen Maßnahmen, die sich aber mit Sicherheit auf das Antriebssystem und die Tragflächen konzentrieren dürften. Der Rumpf gilt praktisch als unlimitiert. "Wenn wir also neue Flügel und Triebwerksgondeln montieren, sind wir für 40 weitere Jahre gut aufgestellt", meint Taylor.
Konkurrenz mit neuer Technik
Auch eine unbemannte Ausführung sei möglich. Ob es allerdings wirklich zu einer deutlichen Verlängerung der Lebensdauer kommt, hängt auch von der Verwirklichung anderer – und modernerer – Konzepte ab. So arbeitet Bell beispielsweise an einem Konzept für Fluggeräte, die Jet-Geschwindigkeiten erreichen, aber auch wie ein Hubschrauber schweben können. Dabei umfassen die HSVTOL-Studien (High-Speed Vertical Take-Off and Landing) nicht nur Typen in der Größenklasse der Osprey oder kleiner. Auch eine Maschine in der Kategorie der C-130 Hercules steht zur Disposition.
Senkrechtstarter mit Jet-Speed
Allen Entwürfen gleich sind einklappbare Rotorblätter. Ein entsprechendes System befindet sich bereits in der Erprobung. Dabei nutzt das Unternehmen den Hochgeschwindigkeitsschlitten auf der Holloman Air Force Base in New Mexico. Die Versuche hatten im Herbst 2023 begonnen.