Ende 1967 entschied die sowjetische Regierung, einen Wettbewerb für einen neuen strategischen Bomber mit hohen Leistungen zu starten. Um den Auftrag bewarben sich die Konstruktionsbüros von Suchoi und Mjassischtschew, die verschiedene Muster mit extrem gepfeilten Flügeln und Schwenkflügeln konzipierten. Die Entwürfe T-4/T-4MS beziehungsweise M-20 sollten Geschwindigkeiten von Mach 3+ erreichen. Dies war aus Sicht von Tupolew technisch nicht realistisch und auch militärisch nicht notwendig. Als das Konstruktionsbüro 1970 mit seinen Studien begann (Flugzeug L), schlug es daher Mach 2+ als Geschwindigkeit vor. 1972 sahen auch die Militärs eine Notwendigkeit, die Anforderungen zu reduzieren, und nachdem Suchoi ausgestiegen war, standen sich nun Tupolew und Mjassischtschew gegenüber. Die M-18 mit Schwenkflügeln wurde dabei als Sieger ausgewählt, die Fertigentwicklung allerdings Tupolew anvertraut, da dieses Konstruktionsbüro über die notwendigen Anlagen verfügte.

Das Tu-160 startete am 18. Dezember 1981 in Schukowski zu ihrem Jungfernflug.
Konstruktionsphase
Der Auftrag für die Tu-160 (Izdelije 70) wurde im Juni 1974 vom Ministerrat abgesegnet. Nach Vorarbeiten von Alexei Tupolew übernahm Valentin Bliznjuk Ende 1975 als Chefkonstrukteur das Programm. Die Triebwerke wurden vom Kusnezow-OKB in Samara entwickelt. In Fragen der Material- und Fertigungstechnologien waren viele Forschungseinrichtungen eingeschaltet, denn es galt, Verfahren für das Vakuumschweißen von Titan und das Fräsen großer Teile zur Produktionsreife zu bringen. Das größte Kampfflugzeug der Welt startete schließlich am 18. Dezember 1981 in Schukowski zu seinem Jungfernflug. Boris Veremei und seine Crew waren dabei etwa 30 Minuten in der Luft. Neben der 70-01 wurde auch eine Zelle für statische Versuche (70-02) und ein zweites fliegendes Modell (70-03) gebaut, das am 6. Oktober 1984 erstmals abhob.

Die festen Innenflügel der Tu-160 gehen sanft in den Rumpf über.
Modernisierungsprogramm und Neubauten
Mit der Serienfertigung der Tu-160 wurde das Werk in Kasan beauftragt. Dort startete das erste Flugzeug am 10. Oktober 1984. Bis zur Lieferung an die Luftstreitkräfte dauerte es aber noch zweieinhalb Jahre. Weil die geplante Basis in Engels gerade erneuert wurde, war Priluki, 130 Kilometer östlich von Kiew, ab Frühjahr 1987 die erste Basis der "Blackjack". Dies wurde nach der Unabhängigkeit der Ukraine zum Problem, denn Russland musste Ende der 90er Jahre acht Maschinen zurückkaufen. Nach dem Ende des Kalten Kriegs und der Auflösung der Sowjetunion wurde die Produktion der Tu-160 im Juni 1994 eingestellt. Eine weitere Maschine wurde im Mai 2000 fertiggestellt, so dass insgesamt etwa 35 "Blackjacks" gebaut wurden. Derzeit sind in Engels 16 Flugzeuge im Einsatz. Für sie wird eine Modernisierung durchgeführt. Des Weiteren wurde 2015 beschlossen, neue Tu-160 zu bauen. Die erste von möglicherweise 50 Maschinen flog am 12. Januar 2022, nachdem man im Januar 2018 ein Flugzeug aus noch vorhandenen Bauteilen bei KAPO montiert hatte.
Die Kunden
Von der Tu-160 wurden drei Prototypen (in Moskau/Schukowski) und bis zum Produktionsstopp 1992 durch Boris Jelzin 32 Serienmaschinen (in Kasan) gebaut. Davon sind momentan 16 beim 121. Schweren-Bomber-Garderegiment in Engels im Einsatz. Die Ukraine hatte die in Priluki stationierten Tu-160 nach der Unabhängigkeit behalten. Es gab Ende der 1990er Jahre zähe Verhandlungen über die Rückgabe. Zehn wurden verschrottet und acht schließlich gegen eine Schuldenverrechnung für Gaslieferungen an Russland zurückgegeben. Eine steht im Museum. Bisher ging eine Tu-160 verloren, die Besatzung kam ums Leben (Triebwerksbrand, Explosion der Treibstofftanks, 18. September 2003).

Mit 55,7 Metern Spannweite ist die Tu-160 deutlich größer als die B-1.
Technische Daten
Allgemeine Angaben
Besatzung: 4 (Pilot, Copilot, Bombenschütze, Bediener für Defensivsysteme) in Paaren, Swesda-Schleudersitze K-36LM
Bewaffnung
In den zwei Waffenschächten der Tu-160 können Bomben und Lenkwaffen untergebracht werden, zum Beispiel 12 x Raduga Ch-55MS (AS-15 "Kent"), 12 x RKV-500B (AS-15B "Kent B"), 12 – 24 x Ch-15P (AS-16 "Kickback"), Ch-555-Marschflugkörper, 12 x Ch-101/Ch-102, 12 x Ch-BD
Antrieb
4 x Samara-(Kusnezow-)NK-32-01- oder NK-32-02-Turbofans
Schub: 4 x 137,3 kN oder 245 kN mit Nachbrenner
Abmessungen
Länge: 54,10 m
Höhe: 13,10 m
Spannweite: 55,7 m, mit 65 Grad Pfeilung 35,6 m
Flügelfläche: 360–400 m2
Spurweite: 5,40 m
Radstand: 17,88 m
Volumen des Waffenraums: 43 m3
Massen
Einsatz-Leermasse: 117 000 kg
Waffenzuladung normal: 22 400 kg maximal: 45 000 kg
Kraftstoff: 140 600 kg
normale Startmasse: 267600 kg
max. Startmasse: 275 000 kg
max. Landemasse: 165 000 kg
Flugleistungen
Höchstgeschwindigkeit: Mach 2.05 2200 km/h in 12200 m
Reisegeschwindigkeit: Mach 0.95 960 km/h in 13700m
max. Steigrate: 60–70 m/s
Dienstgipfelhöhe: 15 550 m
Startrollstrecke: ca. 2200 m
Landerollstrecke: ca. 1600 m
Reichweite: 12300 km
Aktionsradius: (Mach 1.5) 2000 km
max. Lastvielfaches: +2,5 g
Flugsteuerung
Vierfach redundantes Fly-by-Wire-System mit mechanischer Notsteuerung
Fahrwerk
Doppelt bereiftes, nach hinten einfahrbares Bugfahrwerk. Hauptfahrwerk mit je sechs Rädern
Avionik
Obzon-Angriffs- und Navigationsradar in der Nase mit separatem Sopka-Radar für den Geländefolgeflug. Trägheitsnavigationssystem mit Astro-Nav. Konventionelle Instrumente im Cockpit. Baikal-Selbstschutzsystem mit Radarwarnempfängern, Störsendern, Düppel- und Fackelwerfern

In den zwei Waffenschächten der Tu-160 können diverse Bomben und Lenkwaffen untergebracht werden.
Die Versionen
Tu-160: Standardausführung für die russischen Luftstreitkräfte.
Tu-160M: Gestreckte Ausführung für die Aufnahme von zwei großen, überschallschnellen Meteorit-Lenkwaffen. Da diese nicht den Erwartungen entsprachen, wurde das Programm nicht weiter verfolgt.
Tu-160M: Bezeichnung für Modernisierungsprogramm der noch vorhandenen Tu-160. Erstflug 2014.
Tu-160M2: Neu gebaute Version mit vielen verbesserten Systemen.
Tu-160PP: Version mit Störsendern und Luft-Luft-Lenkwaffen, die Bomber begleiten sollte. Nicht realisiert.
Tu-160R: Projekt eines strategischen Aufklärers.
Tu-160V: Projekt mit Wasserstoffantrieb und größerem Rumpf zur Unterbringung der Tanks.
Tu-161 (Tu-160P): Langstrecken-Jagdversion, die Transportflugzeuge über dem Atlantik aufspüren und angreifen sollte.
Tu-160SK: Demilitarisierte Ausführung, die als Startplattform für die von Raduga entwickelte Satellitenstartrakete Burlak dienen sollte. Als westliche Firma war OHB-System beteiligt. Die Arbeiten an dem Programm wurden 1998 eingestellt.