Eigentlich dient die Z-37T als Landwirtschaftsflugzeug unter anderem zur Schädlingsbekämpfung. Doch die Ukraine hat eine vollkommen neue Verwendung für den tschechischen Agrar-Turboprop gefunden, wie ein in den sozialen Netzwerken veröffentlichtes Video zeigt. In dem Clip fliegt eine in dunkelgrauem Tarnanstrich lackierte Let im Tiefflug über ein Kornfeld. Das Besondere: unter der Tragfläche hängen zwei Luft-Luft-Flugkörper des Typs R-73, die normalerweise an Mustern wie Mikojan MiG-29 oder Suchoi Su-27 Verwendung finden. Ähnlich wie die alliierten Flugzeuge bei der Invasion der Normandie 1944 trägt die Maschine am hinteren Rumpf weiße Identifikationsstreifen, um den Beschuss durch eigene Kräfte zu vermeiden.
Wann genau das Video aufgenommen wurde, und weitere Informationen gibt es wie so oft in dem Krieg nicht. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass die Maschine zum Abfangen russischer Angriffs- und Aufklärungsdrohnen modifiziert wurde. Ebenso ist unklar, ob es sich um ein Einzelstück handelt. Auf jeden Fall verdeutlicht das Vorhaben die Findigkeit ukrainischer Ingenieure. Im Kampf gegen Drohnen setzt die Ukraine sogar Jak-52-Trainer ein, in denen das hintere Besatzungsmitglied mit einem Gewehr bewaffnet ist. Auch die russische Seite verwendet den Typ in ähnlicher Weise.
Militärische Versionen von Agrarflugzeugen sind allerdings keine Seltenheit. Vor kurzem hat sogar die US Air Force eine Variante der Air Tractor AT-802 in Dienst gestellt. Als OA-1K Skyraider II fliegt sie beim Kommando für Spezialkräfte.
Gegenstück zur Sidewinder
Die Ausstattung mit Lenkflugkörpern zur Bekämpfung von gegnerischen Fluggeräten ist jedoch ungewöhnlich. Beim R-73-Flugkörper handelt es sich um eine Infrarot-gelenkte Waffe für Ziele im Nahbereich. Die Reichweite liegt bei rund 30 Kilometern. Die minimale Abschussdistanz beträgt knapp 300 Meter. Die Wympel R-73 ging ursprünglich im Jahr 1984 in der Sowjetunion quasi als Gegenstück der amerikanischen AIM-9 Sidewinder in Dienst und kommt an nahezu allen taktischen Kampfflugzeugen sowjetischer beziehungsweise russischer Herkunft zum Einsatz. Der NATO-Codename lautet AA-11 Archer.

Die Wympel R-73 besitzt eine Reichweite von 30 Kilometern.
Flugzeug aus den 60er Jahren
Dass der Flugkörper einmal an einer Z-137T montiert wird, hätten sich die Konstrukteure in der damaligen Tschechoslowakei wohl kaum vorgestellt. Das Muster basiert auf der Z-37 Čmelák (Hummel), die in den 60er Jahren in einer Zusammenarbeit von Let und Moravan (Zlin) entstand. Mehr als 670 mit dem M-462-Kolbenmotor ausgestattete Exemplare verließen die Produktionslinie bis 1980. Die mit einem M601-Turboprop von Walter ausgerüstete Ausführung Z-37T Agro Turbo flog erstmals am 6. September 1981. Bis Mitte der 80er Jahren baute Moravan zwischen 40 und 60 Einheiten. Die letzten davon verfügten unter anderem über eine um 1,41 Meter vergrößerte Spannweite sowie Winglets, und trugen die Bezeichnung Z-137T.

Bei der Z-37T handelt es sich eigentlich um ein Arbeitsflugzeug.
Militärausführung für die DDR
Interessanterweise gab es bereits eine militärische Ableitung der Agro Turbo: Für die DDR entwickelte Moravan 1985 die Z-37TM als Beobachtungs- und leichtes Erdkampfflugzeug. Ein entsprechend modifiziertes Exemplar führte verschiedene Versuche durch, doch es kam zu keinem Produktionsauftrag. Das mittlerweile restaurierte Einzelstück steht heute im Luftfahrtmuseum in Kunovice.