Boeing hatte die letzte von insgesamt 102 B-52H am 26. Oktober 1962 an die US Air Force ausgeliefert. Damals gingen die Planer von einer Nutzungszeit von 20 Jahren aus. Nun wollen die Streitkräfte die verbliebenen 76 Exemplare sogar bis 2060 fliegen – dann wären die Flugzeuge hundert Jahre alt. Dazu ist eine sorgfältige Planung der Ersatzteilversorgung nötig. Und genau hier hat die USAF gemäß einem Pentagonreport geschlampt: "Die festgestellten Herausforderungen in der Lieferkette könnten die Fähigkeit der Air Force, die Flugzeuge einsatzfähig zu halten, beeinträchtigen", resümierte der Chefinspekteur Robert Storch.
Engpässe verursacht
Der Ende November von der Aufsichtsabteilung (Office of Inspector General) des US-Verteidigungsministeriums erstellte Bericht kommt zu dem Schluss, dass das für die B-52 zuständige Programmbüro der Air Force den sogenannten DMSMS-Bereich "nicht effektiv gemanagt hat, um Engpässe bei der Ersatzteilversorgung zu verhindern und zu beheben". Die sperrige Abkürzung steht für abnehmende Herstellerbasis und Materialknappheit (Diminishing Manufacturing Sources and Material Shortages).

Ereilt einige B-52H bald das Schicksal dieser B-52G in Davis-Monthan?
Kannibalisierung nötig
Die Kommission bemängelte insbesondere, dass das Büro keinen abgesegneten Management-Plan für DMSMS und keine komplette Liste aller Ersatzteile für die B-52 erstellt hat. Aus Folge dessen kam es zu einem Mangel an Ersatzteilen, die wiederum zu einer reduzierten Verfügbarkeit der Bomber und zur Kannibalisierung geführt haben. Die für das Global Strike Command wichtigen Verfügungsraten verfehlten die geforderten Werte und wären ohne das Ausschlachten anderer Jets in den Verbänden gemäß dem Report noch schlechter ausgefallen. Details dazu sind im Bericht leider geschwärzt. Eine Liste nennt jedoch 73 besonders kritische Teile. Aus einem Bericht des US-Bundesrechnungshofs geht hervor, dass die B-52H-Flotte in nur drei der vergangenen elf fiskalischen Jahren die Vorgaben erreicht hatte.

Im "Wüstenfriedhof" der US-Streitkräfte dominieren die zerlegten B-52G. Von der aktuellen Variante der Stratofortress gibt es nur zehn Exemplare.
Wüstenflotte reicht nicht aus
Die Teileversorgung obliegt der USAF und der Defense Logistics Agency. Aktuell bevorraten sie für die Stratofortress rund 4000 diverse reparable Komponenten und knapp 70000 verschiedene Einweg-Ersatzteile. Bei den meisten existieren die Original-Hersteller schon seit vielen Jahren nicht mehr. Da hilft die Wüstenflotte auch nicht viel weiter. Derzeit sind noch 94 Exemplare des Bombers bei der 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group in Davis-Monthan gelistet. Allerdings entfällt der Großteil auf die nach dem START-Abrüstungsvertrag zerlegten B-52G. Nur zehn Insassen entsprechen der aktuellen H-Version plus einem früher für Ausbildungszwecke genutzten Rumpf. Sie kamen zwischen 2008 und 2009 auf den "Boneyard" und können zur Ersatzteilgewinnung herangezogen werden. Das Potenzial ist aber bei weitem nicht ausreichend.

Die Ersatzteilversorgung der B-52 wird langsam kritisch.
Flugstunde kostet 88.000 Dollar
Trotz zunehmenden Alters bewegen sich die Betriebskosten auf relativ gleichbleibendem Niveau, wie ein Bericht des US-Bundesrechnungshofs von November 2022 feststellt. So betrugen im fiskalischen Jahr 2020 die Wartungskosten pro Jahr pro Flugzeug die Summe von 7,2 Millionen Dollar. Weitere Betriebsausgaben eingerechnet, schlug eine Flugstunde mit 88.354 Dollar zu Buche. Davon absolvierte die Flotte 2020 zusammen 14.298 Stunden. Im Schnitt hatte jede Stratofortress zu diesem Zeitpunkt die Gesamtflugstundenzahl von 20.193 auf dem Buckel. Aufgrund von Teilemangel sank die Zahl der geplanten Depotinstandsetzungen pro Jahr von 17 auf 14 Flugzeuge. Besonders herausfordernd sei die Situation bei Komponenten der Bremsen und Flugsteuerung.

Die alten TF33-Triebwerke sollen bis 2035 mit dem F130 ersetzt werden.
Zahlreiche Modernisierungen
Derzeit laufen laut dem Pentagon-Bericht zwölf Modernisierungs-Programme der B-52H, darunter ein Upgrade der taktischen Datenverbindung, der Einbau eines neuen Bildschirms für den Einsatz von Zielsuchbehältern und eine Modifikation des Bombenschachts zur Unterbringung von bis zu acht JDAM-Waffen. Der größte Schritt liegt in der Ausstattung mit den neuen F130-Triebwerken von Rolls-Royce auf Basis der BR700-Familie aus Dahlewitz. Bis 2035 soll die gesamte Flotte umgerüstet sein. Die weiteren Vorhaben sind im Report geschwärzt.

Für den Einsatz bis 2060 sind viele Maßnahmen am gesamten Flugzeug nötig.
Struktur leidet
Von 2015 bis 2022 hatten die verbliebenen 76 Bomber bereits ein neues Kommunikationssystem erhalten. Dazu waren rund 7000 Arbeitsstunden pro Flugzeug nötig. Außerdem müssen einige Aluminium-Teile der Hauptstruktur eine Frischzellenkur erhalten, da zunehmend Korrosion-bedingte Belastungsrisse auftreten. Für die nötigen Modifikationen steht die Summe von 48,6 Milliarden Dollar zur Verfügung. Darin ist allerdings die Sicherstellung der Lieferketten für Ersatzteile nicht enthalten.