Trotz einiger Herausforderungen machte das Royal International Air Tattoo (RIAT) vom 18. bis 20. Juli in Fairford seinem Ruf als größter militärischer Flugtag der Welt alle Ehre. Unter den 224 teilnehmenden Flugzeugen und Hubschraubern aus 27 Nationen stach jedoch ein Jet hervor. Zum ersten Mal überhaupt gab die US Air Force laut Veranstalter eine Flugvorführung der Lockheed U-2S mit voller Missionsausrüstung. Normalerweise fliegt die Dragon Lady wenn überhaupt auf Airshows nur in neutraler Form. Denn sowohl die Behälter unter der Tragfläche als auch die komplette Nase lassen sich austauschen.
In diesem Jahr lautete das Motto des RIAT "Eyes in the Sky". Daher kamen zahlreiche Aufklärungs-, Überwachungs- und Rettungsfluggeräte nach Fairford. Das spektakulärste Muster war dabei die U-2. Obwohl das Spionageflugzeug im kommenden Jahr außer Dienst gehen soll, bleibt es weiterhin von strenger Geheimhaltung umgeben. Grund sind die zahlreichen Sensoren an Bord. Während die in der statischen Ausstellung gezeigte Maschine in normaler Übungs-Konfiguration daher kam, war das im Flug gezeigte Exemplar voll aufgerüstet. Im Bug befand sich die Nase mit dem ASARS-Radar von Raytheon (Advanced Synthetic Aperture Radar System). Selbst Objekte, die kleiner als einen Meter sind, sollen sich damit abbilden lassen.
Spionagejet voll aufgerüstet
Statt den runden, vorderen Behältern unter den Flügeln hatten die Techniker die SIGINT-Ausführungen mit abgeflachten Seiten zur Signalaufklärung montiert. Darin befindet sich die Airborne Signals Intelligence Payload (ASIP) von Northrop Grumman. Mehrere Antennen können Signale in verschiedenen Frequenzbändern erfassen und lokalisieren. Die gesammelten Daten überträgt der Pilot per Satellitenkommunikation in die Heimat. Die entsprechende Antenne sitzt in einem großen Behälter auf dem Rumpf. Diese Senior Span genannte Anlage fehlte natürlich auch bei der vorgeführten U-2S nicht.
Nach dem Start in Fairford absolvierte die U-2S einen Überflug mit eingefahrenem Fahrwerk – laut einem ehemaligen Dragon-Lady-Piloten sehr ungewöhnlich bei Flugvorführungen. Anschließend zeigte das Höhenwunder einen Anflug mit simuliertem Triebwerksausfall und danach ein Durchstartmanöver. Schließlich landete der Jet wieder, wie üblich per Funk eingewiesen durch einen Dodge Charger, der hinter dem Flugzeug auf der Piste herjagte.
Die Dragon gehört zum im kalifornischen Beale beheimateten 9th Reconaissance Wing. In Fairford ist die 99th Expeditionary Reconnaissance Squadron als Detachment der Einheit stationiert. Von Großbritannien aus starten die Jets zu ihren geheimen Aufklärungsflügen.
Einzigartige Typenvielfalt
Mehr als 175.000 Zuschauer ließen sich das Spektakel in Fairford nicht entgehen, das nun seit 40 Jahren an diesem Ort stattfindet. Trotz weltweiter Krisen, Ausmusterungen und langsamer Einführung neuer Typen kamen beim RIAT zahlreiche seltene Flugzeuge und Hubschrauber zusammen. Mal sehen, was sich die Veranstalter für die nächste Ausgabe einfallen lassen, die vom 17. bis 19. Juli 2026 stattfinden wird.