Aufgrund der strengen Geheimhaltung gibt es bis dato nur wenige Details über den neuen Jäger der US Air Force. Nun ließ der Chef der Luftstreitkräfte zumindest Details zum Zeitplan der Boeing F-47 aus dem Sack: Der erste Prototyp des Kampfflugzeugs der sechsten Generation befindet sich bereits im Bau. "Wir sind bereit, schnell zu gehen", sagte General David Allvin auf der jährlichen Konferenz der Air & Space Forces Association. "Das Team hat sich zum Ziel gesetzt, die erste (F-47) im Jahr 2028 in die Luft zu bringen." Die Arbeiten liefen auf Hochtouren: "Sie (Boeing) beginnen bereits mit dem Bau des ersten Exemplars." Details zum Stand der Produktion blieb er indes schuldig.
Der Zeitplan ist äußerst ehrgeizig, denn erst vor knapp einem halben Jahr hatte US-Präsident Donald Trump den Sieg Boeings im Wettbewerb um den Nachfolger der F-22 Raptor bekannt gegeben. Das Unternehmen hatte sich gegen Lockheed Martin durchgesetzt. Im Vorfeld gab es zwar schon Testflüge von Demonstrator-Flugzeugen, um die grundlegenden Auslegungen und neue Technologien der Kandidaten im NGAD-Programm (Next Generation Air Dominance) nachzuweisen. Doch inwieweit dies beim Boeing-Entwurf der Fall war, und wie nahe ein möglicher Forschungsjet am Serienstandard ist, gilt als offen. Auch die Frage nach dem Antrieb scheint noch ungeklärt. GE Aerospace und Pratt & Whitney arbeiten an neuen Aggregaten. Aber Technologien wie ein variabler Kreisprozess erfordern viel Forschungsarbeit und damit Zeit.
Mammut-Aufgabe bei der Entwicklung
Trotz der möglichen Vorarbeiten bleibt die Entwicklung der F-47 eine große Aufgabe. Schließlich soll das Muster eine geringere Entdeckbarkeit als die F-22 aufweisen. Die Einsatzreichweite beträgt laut Allvin rund 1600 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit betrage mehr als Mach 2. Damit haben die Ingenieure vieler Herausforderungen zu lösen. Aus Angst, die Ressourcen könnten nicht für beide Projekte ausreichen, will die Regierung im kommenden Verteidigungshaushalt die F/A-XX der US Navy auf Eis legen. Der Air-Force-Jet soll dagegen ganze 3,5 Milliarden Dollar erhalten. Boeing hat bereits am Standort St. Louis, Missouri, mit der Erweiterung der Infrastruktur für neue Kampfflugzeugprogramme begonnen. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf knapp zwei Milliarden Dollar.
Stückzahl offen
Im Mai hatte Allvin angedeutet, die USAF plane die Beschaffung von mindestens 185 Exemplaren der F-47. Diese Zahl reicht für den Ersatz der Raptor-Flotte. Ob in Zukunft Mittel für die von vielen Seiten befürwortete Erhöhung der Stückzahl vorhanden sein werden, muss sich zeigen. Zu Beginn der F-22-Entwicklung plante die USA den Kauf von 750 Exemplaren als Ersatz für die F-15 Eagle. Letztendlich wurden daraus nur 195 Stück.
Die nächsten Schritte seines Parade-Projekts dürfte David Allvin jedoch vom Sessel zu Hause aus verfolgen. Der General hatte vergangenen Monat überraschend seinen Ruhestand angekündigt. Eigentlich sollte er noch bis Ende 2027 im Amt bleiben. Nun will er schon diesen November ausscheiden. Zu den Gründen gab er keine Auskunft.