Fast drei Monate nach dem tödlichen Absturz einer CV-22B der US Air Force in Japan am 29. November 2023 hat das Militär endlich die betroffene Komponente identifiziert, die zu dem Unfall geführt hat. Um welches Teil es sich handelt, will das Pentagon nicht veröffentlichen. Außerdem tappen die Ingenieure weiter im Dunkeln, warum es zu dem Materialversagen kam. Derzeit laufen entsprechende Versuche und Analysen. Laut eines Berichts von NBC konzentriert sich die Untersuchung auf das Propellergetriebe. Damit bleibt das aus Sicherheitsgründen am 6. Dezember 2023 verhängte Flugverbot für die gesamte Osprey-Flotte weiter in Kraft. Der Ausfall der rund 400 Exemplare der V-22 sorgt bei den US-Streitkräften für einige Schwierigkeiten.
Nur noch 15 Flugzeuge
Besonders hart trifft es die US Navy, die den Tiltrotor seit 2022 zur Versorgung ihrer Flugzeugträger mit wichtigen Gütern und Personal einsetzt. Eigentlich soll die CMV-22B in der COD-Rolle (Carrier Onboard Delivery) die bewährte Grumman C-2A Greyhound bis August 2026 komplett ersetzen. Die Fleet Logistics Support Squadron VRC-30 "Providers" hatte sich schon im vergangenen Jahr von dem Turboprop verabschiedet. Der letzte Flug einer C-2A der Einheit erfolgte am 20. September 2023 auf der Naval Air Station North Island. Damit ist die VRC-40 "Rawhides" in Norfolk die letzte Greyhound-Einheit. Sie verfügt über 15 Exemplare, die nun deutlich mehr fliegen als geplant.
Weltweit unterwegs
Aktuell müssen sie die USS Eisenhower im Roten Meer, die USS Vinson im Pazifik und die USS Roosevelt in der philippinischen See unterstützen. Hinzu kommen Verbindungsflüge an der Ost- und Westküste der USA. Beispielsweise zur USS Truman, deren Trägergeschwader gerade vor der Küste Virginias Übungen absolviert. Um den Bedarf zu decken, zieht die Staffel zusätzliches Personal heran. Laut Aussage der US Navy steht allerdings eine Reaktivierung von in der Wüste eingelagerten Maschinen (noch) nicht zur Disposition. Derzeit verfügt die 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (AMARG) in Davis-Monthan, Arizona, über acht C-2A im Inventar. Der letzte Turboprop war erst am 14. September 2023 dort gelandet. Grumman hatte ursprünglich in den 60er Jahren 17 Einheiten gebaut und später in den 80er Jahren eine neue Serie von 39 Exemplaren aufgelegt. Die alte Ausführung ging 1987 außer Dienst, während die Neuauflage später eine Verlängerung der Lebensdauer bis ins Jahr 2027 erhielt. Im Zug dieser Maßnahmen steig die mögliche Zahl der Trägerlandungen von 15.000 auf 36.000. Auch der neue Propeller mit acht Blättern kam zum Einsatz.
"CMV-22B nicht einsatzfähig"
Als Ersatz der Greyhound beschaffte die US Navy insgesamt 48 Stück der CMV-22B, von denen ein Großteil bereits fertig ist. Allerdings zeigte sich die Marine auch schon vor dem Osprey-Unfall als alles andere als zufrieden mit der Leistung des Tiltrotors. In einem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Pentagons zur ersten Einsatzzeit heißt es, "die CMV-22B war aufgrund von Ausfällen zahlreicher Subsysteme nicht einsatzfähig". Allein das Vereisungsschutz-System sorgte für 44 Prozent aller abgebrochener Missionen. Insgesamt verfehlten die Wartungsstunden pro Flugstunde deutlich die Vorgaben. Allein 45 Prozent aller Maßnahmen entfielen auf die Durchführung von Sonderinspektionen und besonderen Wartungsanforderungen.