Die Kurve zeigt nach oben: Im Juli hat die inzwischen bei 22 Verbänden in sechs Ländern aktive Eurofighter-Flotte die Zahl von 300 000 Flugstunden überschritten – 100 000 Stunden waren im Januar 2011 erreicht worden, 250 000 Stunden dann im Juli 2014. Die 438 ausgelieferten Flugzeuge haben aus Sicht des Herstellers ein „beispielloses Maß an Zuverlässigkeit“ bewiesen.
Zu den Flugstunden trägt natürlich auch die Luftwaffe in nicht unerheblichem Maß bei. Der erfahrenste Verband ist dabei sicher das Taktische Luftwaffengeschwader 73, bei dem die Ausbildung der Eurofighter-Piloten durchgeführt wird. Ob Umschulung erfahrener Kampfflugzeugführer (28 Wochen), „Beginners“-Kurs für Piloten, die direkt von der Grundausbildung in Sheppard kommen (35 Wochen) oder Ausbildung von Fluglehrern (18 Wochen), in Laage ist man auf alle Aufgaben eingestellt.
Wie die anderen Kampfflugzeuggeschwader der Luftwaffe nutzt auch der Ausbildungsverband meist einmal im Jahr die Gelegenheit zu einer Verlegung nach Decimomannu auf Sardinien. Im Juni passte die Abwesenheit von 17 Eurofightern besonders gut, denn an der Bahn in Laage standen Reparaturen an. Ein Besuch in „Deci“ ist vor allem wegen der dort vorhandenen sehr guten Debriefing-Möglichkeiten lohnend, so Oberstleutnant Lutz Müller, der das Kommando führte. Dazu kommen gutes Wetter und ein großer unbeschränkter Luftraum. Dass der Schießplatz Capo Frasca gesperrt war, man keine Infrarot-Täuschkörper werfen konnte und sich die Flugsicherung manchmal als wenig kooperativ erwies, war jedoch hinderlich.
In den drei Wochen des Kommandos wurden bei meist drei täglichen Wellen (8, 12 und 16 Uhr) dennoch um die 200 Trainingsflüge durchgeführt, und auch der Betrieb auf einem fremden Platz an sich bringt wertvolle Erfahrungen. Für die Zieldarstellung waren zwei A-4 Skyhawk auf der Basis, meist wurden sie für taktische Abfangübungen genutzt. „Die NATO-Luftstreitkräfte sind inzwischen so abgerüstet, dass wir da keine Zieldarstellung mehr bekommen können“, so Müller, der diesmal insgesamt 25 Piloten mit in „Deci“ hatte.
Während sich der Eurofighter-Betrieb bei den Luftstreitkräften eingespielt hat, müht sich der Hersteller um weitere Verbesserungen des Flugzeugs und insbesondere der Bewaffnung. So wird derzeit die Integration des Abstandsflugkörpers Storm Shadow in die Jets der Royal Air Force und der Aeronautica Militare vorangetrieben. Zuletzt standen Bodenversuche mit dem IPA2 bei Alenia Aermacchi in Turin-Caselle und dem Serienflugzeug BS111 bei BAE Systems in Warton auf dem Plan. Dabei ging es um die elektromagnetische Verträglichkeit des Flugkörpers mit den Systemen im Flugzeug. Nach ersten Abwurftests in Italien 2014 stehen in diesem Jahr gelenkte Schüsse an, die in Großbritannien durchgeführt werden sollen.
FLUG REVUE Ausgabe 09/2015




