Welt-Kampfjet-Demonstrator Tempest: Wie eine F-35 ohne Höhenleitwerk?

Wie eine F-35 ohne Höhenleitwerk?
BAE zeigt den Welt-Kampfjet-Demonstrator Tempest

Veröffentlicht am 18.07.2025

Dicke, breite Nase, Höhenleitwerke wegrationalisiert, ansonsten fast wie ein Klon der Lockheed Martin F-35A: BAE Systems zeigt ein neues Rendering seines Kampfjet-Demonstrators "Tempest", der aktuell in Warton schon Gestalt annimmt. 2027 soll er fliegen, damit das "Global Combat Aircraft Programme", mit dem Großbritannien, Italien und Japan ein Kampfflugzeug der sechsten Generation aufgleisen wollen, seinen ehrgeizigen Fahrplan einhalten kann. Der sieht vor, dass der finale GCAP-Fighter schon Mitte des kommenden Jahrzehnts einsatzfähig ist.

Mit dem Bau des "Tempest"-Demonstrators begann BAE offiziell bereits vor etwa einem Jahr. Neue Fotos aus dem Werk, die über den aktuellen Fertigungszustand Aufschluss geben könnten, existieren nicht – nur das eingangs schon erwähnte, wenig ins Detail eintauchende Computerbild. Der britische Flugzeugbau-Konzern gibt jedoch an, dass sich inzwischen "gemessen am Strukturgewicht zwei Drittel" des späteren Flugzeugs in der Produktion befinden. Damit habe man bereits einen wichtigen Meilenstein für das Programm erreicht und liege im Soll, so BAE Systems.

Konzept zum neuen Kampfjet Tempest (GCAP).
Team Tempest

Was macht den Tempest-Entwurf aus?

Schauen wir uns also die von BAE gezeigte Grafik für den Tempest-Demonstrator etwas näher an. Der muss zwar ganz und gar nicht dem entsprechen, was später für den echten GCAP-Fighter gilt, einen Fingerzeig auf dessen geplantes Design gibt er dennoch – ähnlich wie einst das Versuchsflugzeug BAE EAP(Experimental Aircraft Programme), das als technischer Vorläufer für den späteren Eurofighter Typhoon diente.

Auf den ersten Blick weckt das Tempest-Rendering in der Tat den Eindruck, als hätte eine mittelmäßig begabte und gefütterte KI den Versuch unternommen, eine F-35A nachzubilden. Das doppelte, nach außen geneigte Seitenleitwerk unterstreicht dieses Bild ebenso wie die gesamte Linienführung des Rumpfes, einschließlich des Designs der Lufteinläufe und der fließenden Übergänge zu den Tragflächen, die an der Oberkante der Lufteinläufe ansetzen. Da unter der Rumpfverkleidung jedoch zwei Eurojet EJ200-Triebwerke Platz finden sollen, wirkt die Heckpartie flacher und breiter als beim einmotorigen Stealth-Fighter aus den USA. Auch das Höhenleitwerk fehlt komplett, dafür zieht BAE den Flügel in abstrahierter Delta-Auslegung bis weit nach hinten. An der Vorderkante münden die Flächen jeweils in verlängerte Anströmkanten am Übergang zum Rumpf, sogenannten Strakes. Besonders ins Auge sticht die übermäßig breit gestaltete Nase – womöglich wird dort Platz für ein großes, leistungsfähiges Radar benötigt.

Erster neuer Kampfjet seit 40 Jahren

Was die Produktionsweise an sich angeht, betritt BAE Systems bei der Tempest nach eigenem Bekunden Neuland: "Die Hauptstruktur, die Flügel und die Heckflossen des Flugzeugs entstehen mithilfe bahnbrechender Roboter- sowie digitaler Fertigungs- und Montagetechnologien", schreibt das Unternehmen. Der Tech-Demonstrator, Großbritenniens erstes neues Kampfjet-Projekt seit vier Jahrzehnten, werde nicht nur entscheidende Weichen für das vom neu gebildeten Konsortium Edgewing verantwortete GCAP-Programm stellen, sondern auch ganz spezifisch britische Industrieinteressen wahrnehmen. "Neben der Entwicklung eines einzigartigen Flugzeugs schaffen wir die technischen Grundlagen, die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter und die digitale Reife, die für die nächste Generation von Kampfflugzeugen unerlässlich sind", so BAE Systems.