Die Nachfolge der Tornado ECR nimmt konkrete Formen an: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hat jetzt grünes Licht für die Beschaffung der Tranche 5 des Eurofighters für die Luftwaffe gegeben. Der Auftrag im Gesamtwert von rund 3,75 Milliarden Euro umfasst die Lieferung von 20 Flugzeugen. Sie verfügen über das neue E-Scan-Radar mit elektronischer Strahlschwenkung, das in der Version ECRS Mk1 (Eurofighter Common Radar System) schon in der Tranche 4 zum Einsatz kommen soll. Dabei handelt es sich um ein von Hensoldt aus Deutschland und Indra aus Spanien entwickeltes System auf Basis des Captor-E/Mk 0. Die Finanzierung planen die Politiker aus dem regulären Verteidigungshaushalt.
Die Lieferung der neuen Eurofighter steht für 2031 bis 2034 auf dem Plan. Zu diesem Zeitpunkt soll der Tornado bereits ausgemustert sein. Um die Nachfolge auch in der Rolle der Unterdrückung der gegnerischen Luftabwehr sicherzustellen, stimmte der Ausschuss einem entsprechenden Vertrag zu. Bis 2033 soll der Eurofighter Anti-Radar-Flugkörper sowie ein neues Selbstschutzsystem erhalten.
Neuer Flugkörper erprobt
Zur Ausschaltung feindlicher Flugabwehrsysteme setzt die Luftwaffe künftig auf die AARGM aus den USA (Advanced Anti-Radiation-Guided-Missile). Die Waffe trägt die Bezeichnung AGM-88E und stammt von Northrop Grumman. In diesem Jahr erprobten sie deutsche Tornados drei Monate lang in den USA, inklusive scharfer Schüsse. Im Vergleich zum Vorgänger AGM-88 HARM (High-speed Anti-Radiation Missile) verfügt die neue Variante über ein verbessertes Lenksystem, das aus verschiedenen Komponenten besteht. Dazu zählen ein passiver Funk-Frequenz-Sensor zur Erkennung von Radarstrahlen (Anti-Radiation Homing Receiver) samt zugehöriger Antenne, ein kombiniertes GPS- und Trägheitsnavigationssystem sowie ein Millimeter-Wellen-Radar für den Endanflug. Diese Kombination macht den Flugkörper laut Hersteller noch zielsicher und unempfindlicher gegen Störsignale.

Die neuen Eurofighter erhalten ein Radar mit elektronischer Strahlschwenkung.
Selbstschutz aus Schweden
Der für den elektronischen Kampf (EK) optimierte Eurofighter erhält außerdem zum Selbstschutz das modulare Sensorsystem Arexis von Saab aus Schweden. Die Anlage kommt bereits im Kampfflugzeug Gripen E zum Einsatz. Sie setzt unter anderem auf künstliche Intelligenz zur Erkennung von Signalen und Bedrohungen. Darüber hinaus sind leistungsfähige Antennen auf Gallium-Nitrid-Basis an Bord. Sie können elektromagnetische Energie als Störsignale noch präziser und schneller abstrahlen.

Die Luftwaffe erhält den Anti-Radar-Flugkörper AARGM.
Der jetzt gebilligte Vertrag beinhaltet auch die Anschaffung von entsprechenden Testkomponenten für die Anlagen des Systemunterstützungszentrums Eurofighter im bayrischen Manching im Wert von 82 Millionen Dollar. Der finanzielle Gesamtbedarf für die Entwicklung des Eurofighters EK beziffern die Beamten auf rund 1,13 Milliarden Euro. Das Vorhaben werde aus dem Sondervermögen Bundeswehr sowie aus dem regulären Verteidigungsetat finanziert.
Upgrade für Simulatoren
Ebenso aus diesem beiden Töpfen stammt die Finanzierung für den dritten Punkt: die Modernisierung der bestehenden Flug- und Taktiksimulatoren. Die Systeme müssen nämlich an die neuen Komponenten wie das Radar mit elektronischer Strahlschwenkung und die neuen Aufgaben angepasst werden. Die nötigen Maßnahmen kosten rund 412 Millionen Euro.