Update: Kennzeichen veröffentlicht
Zwei Eurofighter der Luftwaffe abgestürzt

Zuletzt aktualisiert am 26.06.2019
Zwei Eurofighter der Luftwaffe abgestürzt
Foto: Bundeswehr / Jane Schmidt

Die beiden Jets waren zwischen Silz und Jabel nördlich des Fleesensees zusammengestoßen, so ein Luftwaffensprecher. Die Eurofighter waren zuvor von ihrer Basis auf dem Flughafen Rostock-Laage zu einer Luftkampfübung gestartet. Bewaffnet waren sie laut Luftwaffe nicht.

Air Combat Mission mit drei Flugzeugen

Beide Piloten sollen sich nach dem Zusammenstoß mit dem Schleudersitz aus ihren Maschinen geschossen haben. Auf Twitter berichtete „Team Luftwaffe“, dass bei der Übung noch ein dritter Eurofighter beteiligt war. Dessen Pilot habe die Kollision beobachtet und kurz darauf zwei Fallschirme zu Boden gehen sehen.

Einer der beiden Piloten wurde später lebend in einer Baumkrone entdeckt und geborgen, zum Verbleib des zweiten gab es zunächst noch keine gesicherten Angaben. Die Polizei Neubrandenburg meldete schließlich auf Twitter den Fund von Leichenteilen nahe Silz, ohne jedoch zu bestätigen, dass es sich dabei um den zweiten Piloten handelt. Diese Bestätigung folgte dann gegen 17:30 Uhr durch die Luftwaffe. Bei dem Toten handelt es sich demnach um einen 27-jährigen, ausgebildeten Kampfpiloten mit 400 Flugstunden. Der überlebende Eurofighter-Pilot ist Fluglehrer in Laage und besitzt rund 3700 Stunden Flugerfahrung. Er konnte inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen. Es gehe ihm „den Umständen entsprechend gut“, teilte die Luftwaffe mit.

Das Landesinnenministerium in Schwerin sagte, eines der Flugzeuge sei in der Nähe des Ortes Jabel in ein Waldstück gestürzt. Die zweite Maschine ging zehn Kilometer entfernt südlich der Ortschaft Nossentiner Hütte zu Boden – ebenfalls am Rande eines Waldes. Der Aufschlag beider Maschinen habe Waldbrände ausgelöst, berichtet der Radiosender Ostseewelle. Diese waren am Montagabend aber wieder gelöscht. Die Bevölkerung rund um die beiden Absturzstellen hatte offenbar Glück im Unglück. Wie die dpa berichtet, kamen einige Wrackteile in unmittelbarer Nähe zu bewohntem Gebiet herunter, eines in Nossentiner Hütte direkt neben einem Kindergarten.

Beide Flugschreiber gefunden

Unterdessen läuft im Unglücksgebiet die Suche nach Trümmerteilen. Hierzu wurde ein weites Gebiet um die beiden Absturzstellen abgesperrt. Für die Bevölkerung vor Ort bedeute dies möglicherweise Beeinträchtigungen, teilte die Luftwaffe via Twitter mit und warb um Verständnis.

Luftwaffe

Zur Ermittlung des genauen Unfallhergangs hat sich auch der General Flugsicherheit, Brigadegeneral Peter Klement, in die Untersuchungen eingeschaltet. Ein Sprecher der Luftwaffe betonte, es gehe nun „darum, den ganzen Vorgang lückenlos aufzuklären, um eine Erklärung für den Unfallhergang zu finden.“ Der Flugbetrieb in Laage, wo das Geschwader Steinhoff unter anderem mit der Aus- und Weiterbildung deutscher Eurofighter-Piloten betraut ist, ruht bis auf Weiteres. Inzwischen sind beide Flugschreiber der abgestürzten Jets gefunden und geborgen worden, teilte die Luftwaffe auf Twitter mit. Von ihnen erhoffen sich die Unfallermittler entscheidende Erkenntnisse über den Unfallhergang.

Keine Tiefflugmission

In ihrer jüngsten Mitteilung legte die Luftwaffe Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Übungsmission, auf der die verunfallten Jets unterwegs waren, nicht um Tiefflüge handelte: „Kampfmanöver wie die Air Combat Mission finden weit höher, nie unter 2.600 Metern Höhe statt. Bei diesem Manöver verfolgen zwei Flugzeuge ein Drittes und versuchen sich dabei in eine gute Schussposition zu bringen. Dabei wechseln die Piloten auf engstem gesperrten Luftraum und mit hoher Geschwindigkeit immer wieder die Positionen.“ Das Luftkampf-Training diene der Vorbereitung auf den Ernstfall. Viele Übungen hierfür fänden mittlerweile virtuell in Simulatoren statt, so die Luftwaffe weiter. Im Falle eines Falles aber „müssen die Piloten trainiert sein.“ Dazu gehöre es, dass das Abfangen gegnerischer Flugzeuge geübt werde.

Bundeswehr / Jane Schmidt

Taktische Kennzeichen veröffentlicht

Am Mittwochnachmittag hat die Luftwaffe außerdem die taktischen Kennzeichen der beiden abgestürzten Eurofighter veröffentlicht. Demnach handelt es sich bei der von dem überlebenden Ausbilder pilotierten Maschine um die 30+48 (Baunummer GS033). Der verstorbene Pilot, ein Oberleutnant, war mit der 2014 gebauten 30+55 unterwegs (Baunummer GS039). Beide Flugzeuge gehörten zum Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“.

Das Unglück vom Montag ist der erste Eurofighter-Unfall mit Totalverlust bei der Bundesluftwaffe. Eurofighter-Abstürze gab es zuvor in Spanien, Italien und Saudi-Arabien. In Deutschland ging bisher keines der Mehrzweckkampfflugzeuge im Flug verloren. Allerdings kollidierte vor genau fünf Jahren, am 23. Juni 2014, bereits ein deutscher Eurofighter über dem Sauerland bei einer Übung mit einem zur Zieldarstellung eingesetzten Learjet 35. Der Learjet stürzte daraufhin ab, wobei die Crew getötet wurde. Der beschädigte Eurofighter konnte sicher in Nörvenich landen.