Am 3. Dezember 2010 begann mit der Mission OTV-1 in Cape Canaveral, Florida, der Einsatzdienst der Boeing X-37B. Seitdem war das unbekannte Mini-Shuttle bei weiteren sechs Missionen im All und entwickelte sich zu einem der geheimnisumwittertsten Raumfahrzeuge. Deren Flotte war, laut Boeing, bislang 4200 Tage im All. 908 Tage dauerte die längste Mission OTV-6, die im November 2022 zurückkehrte.
Kreislauf aus Versuch und Verbesserung
"Solche Jahrestage sind wichtig, denn sie belegen den Schwung eines Programms", sagte Michelle Parker, Vice President für Space Mission Systems bei Boeing, anlässlich des Einsatzjubiläums. "Die Stärke der X-37B ist ihre Beharrlichkeit. Fliegen, lernen, verbessern, wieder fliegen. Unsere Teams und Partner arbeiten in einem Takt, der die Zeit vom Konzept bis zur verlässlichen Anwendung verkürzt. Während jetzt bereits die Mission OTV-8 läuft, gehen wir wieder so vor. Wir sind diszipliniert, datengetrieben und wollen den Missionserfolg," so die Managerin.
Kooperation von USAF, Space Force und Boeing
Am X-37B-Programm sind die US Air Force mit ihrem Rapid Capabilities Office als Programmführer beteiligt, die U.S. Space Force für den Flugbetrieb und Boeing als Hersteller, der auch Nutzlast-Integration und Betrieb unterstützt. Als Startvehikel nutzt die X-37B wahlweise die Raketen Atlas V, Falcon 9 und Falcon Heavy. Sie wird zum Raketenstart, wie ein Satellit, in der Nutzlastspitze des Trägers eingebaut.
Hakenschlagen und lange weg bleiben
Was die X-37B im All macht, unterliegt der militärischen Geheimhaltung. Beobachten lassen sich die ungewöhnlich langen Einsatzdauern und außergewöhnliche Kurs- und Höhenwechsel, mit deren Hilfe der Mini-Shuttle, anders als Satelliten auf festen Umlaufbahnen, plötzlich an unerwarteten Orten im All auftauchen kann. Die Spekulationen reichen deshalb von Langzeit-Materialforschung, dem Abhören und Auskundschaften gegnerischer Satelliten bis zum Anbringen von Spionagetechnik oder Sprengkörpern, denn die X-37B verfügt über ein Frachtabteil mit Ladearm. Dieser könnte sogar zum Einfangen fremder Raumkörper genutzt werden, die man anschließende zur Erde zurückbringen könnte und nach Auswertung anschließend erneut im All aussetzen könnte. Ob diese Hypothesen stimmen, lässt sich aber nicht überprüfen.
Nach dem Ende der Mission kehrt die X-27B jeweils, wie früher das Space Shuttle, im Gleitflug zur Erde zurück und landet auf seinem Radfahrwerk, normalerweise auf der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien. Nach einer Überholung ist das Raumfahrzeug bereit zum nächsten Einsatz. Es gibt mindestens zwei X-37B.
Offiziell sind nur wenige Details bekannt. Boeing veröffentlichte zum 15. Einsatzjubiläum die folgende Liste:
Die bisherige Missionen und Aufgaben der X-37B:
OTV-1: 2010, Bestätigung der zentralen Raumflugfähigkeiten, Beweis der Rückkehrfähigkeit für Inspektion und Upgrade
OTV-2: 2011-2012, Verlängerung der Einsatzdauer im All und erweiterte Experimente zur Vorbereitung künftiger Missionen
OTV-3: 2012-2014, Langzeitmission mit anschließender Wiederverwendbarkeit, Zerlegung und Überholung, um die Plattform zu verbessern
OTV-4: 2015-2017, Weiteres Ausreifen des Orbiters und Bestätigung der Flexibilität im Einsatz bei erweiterten Testzielen
OTV-5: 2017-2019, Langzeitmission über 780 Tage mit Rücktransport der Testobjekte für eine Analyse und zur Verbesserung für künftige Starts
OTV-6: 2020-2022, Rekordmission mit 908 Tagen Dauer. Beweis der Ausdauer und Zuverlässigkeit, auch bei verlängertem Einsatz im All
OTV-7: 2023-2025, Erstmalige Ausführung von Aerobraking-Manövern für treibstoffsparende Bahnänderungen. Durchführung von Experimenten für Auftragnehmer der Regierung
OTV-8: Start am 21. August. Flug mit größerem Servicemodul und höherer Kapazität für Experimente. Tests von abhörsicheren Laser-Kommunikationsanlagen und Quantensensoren, die Navigation bei GPS-Störung ermöglichen





