Fliegende Sternwarte
SOFIA fliegt Kampagne in Neuseeland

Das Forschungsflugzeug SOFIA (Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie) ist momentan in Neuseeland unterwegs. Erforscht werden sollen Sternentstehungsgebiete.

SOFIA fliegt Kampagne in Neuseeland

Am 9. Juni startet SOFIA zum ersten Wissenschaftsflug der diesjährigen Kampagne in der Südhemisphäre. Bis zum 20. Juli sollen insgesamt 25 Beobachtungsflüge stattfinden. Das teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag mit. SOFIA ist ein Gemeinschaftsprojekt von DLR und der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA.

Bei den Beobachtungsflügen kommen neben dem US-amerikanischen FORCAST (Faint Object InfraRedCAmera for the SOFIA Telescope) auch zwei in Deutschland gebaute Instrumente zum Einsatz: das Ferninfrarotspektrometer GREAT und FIFI-LS (Field-Imaging Far-Infrared Line Spectrometer). Sie dienen vor allem der Erforschung von Molekül- und Staubwolken in Gebieten, in denen neue Sterne und Planetensysteme entstehen. Dabei werden die Wissenschaftler insbesondere die - nur am Südhimmel - sichtbaren "Zwerggalaxien"- die Große und Kleine Magellansche Wolke - sowie die Materiebewegungen im Zentrum unserer Milchstraße ins Visier nehmen, um die Sternentstehungsgebiete dieser unterschiedlich strukturierten Galaxien zu vergleichen.

Erstmals fliegt SOFIA bei der diesjährigen Forschungskampagne mit drei Beobachtungsinstrumenten. "Für die Wissenschaftler bietet das große Vorteile, da so Sternentstehungsgebiete in den verschiedensten Stadien ihrer Entwicklung beobachtet werden können", sagt Alois Himmes, SOFIA-Projektleiter im DLR-Raumfahrtmanagement. So können beispielsweise die spektralen "Fingerabdrücke" von Atomen und Molekülen gemessen werden, um Gasdichten, Temperaturen und Geschwindigkeiten der Wolken zu ermitteln. "Damit lässt sich die Gesamtdynamik der Sternentstehung im Detail untersuchen, angefangen von riesigen aber weniger dichten Molekülwolken über kleinere aber kompakte Wolken bis hin zu den so genannten protoplanetaren Scheiben, in deren Zentrum bereits ein neuer Stern zu leuchten beginnt", so Himmes.

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NASA und DLR verlängern Kooperationsabkommen

SOFIA bei einem Testflug mit geöffneter Luke. In rund 12000 Metern Höhe wird das Teleskop in Betrieb genommen. Foto und Copyright: NASA

SOFIA ist am 4. Juni 2016 von ihrer Heimatbasis in Palmdale, Kalifornien gestartet und nach einem Zwischenstopp zum Auftanken auf Hawaii in Christchurch in Neuseeland gelandet. Während dieses Überführungsflugs waren FIFI-LS und FORCAST in speziellen Transportvorrichtungen im Rumpf der Boeing 747SP verstaut. GREAT war bereits am Instrumentenflansch des in den Jumbo-Jet eingebauten Teleskops montiert, das einen Spiegeldurchmesser von 2,7 Metern hat. "GREAT war bei den letzten Forschungsflügen von Palmdale aus im Einsatz und wird auch die ersten acht Flüge in Neuseeland beginnen", sagt Himmes.

Mehr als 100 Mitarbeiter, darunter Wissenschaftler, Piloten, Ingenieure, Wartungs- und Sicherheitspersonal, sind nun bis Ende Juli in Christchurch. SOFIA nutzt die langen Winternächte in Neuseeland, da während dieser Zeit die Wasserdampfkonzentration in der irdischen Atmosphäre sehr viel geringer ist als im Sommer auf der Nordhalbkugel. Denn schon kleinste Mengen an Wasserdampf in der Luft können die Infrarotstrahlung aus dem All "verschlucken", sodass diese nicht mehr von den Spektrometern gemessen werden kann.

250 Mal ist die umgerüstete Boeing 747SP seit 2011 zu Beobachtungsflügen aufgebrochen. Auf der ILA in Berlin haben DLR und NASA die Laufzeit von SOFIA verlängert - zunächst bis 2020. "SOFIAs einzigartige Fähigkeiten zur Beobachtung des Universums im mittleren und fernen Infrarot werden für viele Jahre beispiellos sein. Die bahnbrechende Forschung dieser einzigartigen fliegenden Sternenwarte wird uns helfen, die Rätsel unseres Kosmos zu entschlüsseln und die Entdeckungen des James Webb Space Telescope - dem zukünftigen Weltraumobservatorium - zu ergänzen", sagte Dr. Dava Newman, stellvertretende NASA-Administratorin, in Berlin.

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Erscheinungsdatum 06.03.2023