Jubiläum für ESA-Raumsonde
Rosetta ist ein Jahr am Kometen

Seit einem Jahr läuft die Rosetta-Mission nun bereits am Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko. In einer Woche werden die Sonde und der Komet den sonnennächsten Punkt ihrer Reise erreicht haben.

Rosetta ist ein Jahr am Kometen

Die Missionsteams sahen sich seit der Ankunft an „Tschuri“ mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Sie mussten lernen, die Sonde unter völlig unvorhersehbaren Bedingungen und in einer häufig unwirtlichen Umgebung zu steuern. Die Raumsonde sandte eine Fülle wertvoller wissenschaftlicher Daten von diesem faszinierenden Himmelskörper, seiner inneren wie äußeren Beschaffenheit und der ihn umgebenden Wolke aus Staub, Gas und Plasma zurück.

“Wir konnten den Kometen nun ein Jahr lang beobachten und haben eine riesige Fülle von Informationen gesammelt. Jetzt freuen wir uns auf ein weiteres Jahr der Forschung,” sagt Nicolas Altobelli, Projektleiter der Rosetta-Mission.

Zu einem der Höhepunkte zählte die Erkenntnis, dass der Wasserdampf des Kometen im Vergleich zum Wasser unserer Ozeane einen anderen “Geschmack” aufweist. Dies hat die Diskussion über die Rolle von Kometen und Asteroiden als potentielle Wasserlieferanten in der frühen Erdgeschichte erneut angefacht.

Dank der Daten, die Rosetta und Philae während Philaes Landeanflug auf die Kometenoberfläche sammelten, konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse darauf ziehen, dass der Kometenkern insgesamt nicht magnetisch ist.

Man geht davon aus, dass Magnetfelder im noch jungen Sonnensystem für die Verlagerung kleiner, magnetisierter Partikel eine bedeutende Rolle spielten. Die Messungen von Rosetta und dem Lander Philae zeigten jedoch, dass dies nicht mehr der Fall war, nachdem die Partikel sich zu größeren Formationen und meterdicken Blöcken zusammengefügt hatten.

Nun ist der Komet und mit ihm die Sonde nur noch eine Woche vom Perihel entfernt, dem Punkt, an dem er bei seiner Umlaufzeit von 6,5 Jahren um die Sonne dieser am nächsten kommt. Am 13. August wird er 186 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein. Das entspricht etwa einem Drittel der Entfernung zur Sonne im Vergleich zur Entfernung zum Zeitpunkt des Rendezvous im August des vergangenen Jahres.

“Der Zeitraum um das Perihel ist für uns von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung, da die Menge ausströmenden Gases durch die Hitze der Sonne auf ein Maximum gesteigert wird. Wir erhalten so wichtige Einblicke in diesen kritischen Zeitraum, der für die Gesamtlebensdauer eines Kometen extrem wichtig ist”, erläutert Nicolas.

In den vergangenen Monaten konnte Rosetta verfolgen, wie sich diese Oberflächenaktivitäten verstärkten. Dabei erwärmte sich das Eis des Kometen, verwandelte sich in Gas, das ins All strömte und Kometenstaub mitriss. Das Gas und der Staub bildeten eine unregelmäßige Atmosphäre bzw. Koma um den Kern herum und einen langen Schweif, der sich 120.000 Kilometer in den Weltraum erstreckt und nur aus der Ferne beobachtet werden kann.

“Seit der Annäherung an das Perihel sind die Arbeiten in Kometennähe eine besondere Herausforderung: die große Menge an Kometenstaub behindert die Sternenkameras von Rosetta. Ohne sie kann die Sonde sich nicht korrekt im Raum ausrichten”, erklärt Sylvain Lodiot, Leiter des Rosetta-Flugkontrollteams.

Ein wichtiger Aspekt der Langzeitstudie von Rosetta ist die Beobachtung der nachlasssenden Aktivitäten auf der Kometenoberfläche in den Monaten nach dem Perihel. Möglicherweise kann Rosetta sich dann dem Kometenkern wieder annähern und beobachten, wie die Oberfläche sich nach der Annäherung an die Sonne verändert hat.

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