Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat am Dienstagabend den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1D ins All gebracht. Der Start erfolgte um 22:02 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana mit der Ariane-6-Rakete. Der Satellit erreichte seine Umlaufbahn 34 Minuten nach dem Abheben, das erste Funksignal ging um 23:22 Uhr bei den Bodenstationen ein.
Mit Sentinel-1D ist die erste Generation der Sentinel-1-Familie komplett. Der neue Satellit soll künftig zusammen mit seinem baugleichen Vorgänger Sentinel-1C, der seit Dezember 2022 im All ist, arbeiten und den betagten Sentinel-1A ersetzen, der seit über elf Jahren im Einsatz ist und damit seine geplante Lebensdauer deutlich überschritten hat. Der im April 2016 gestartete Sentinel-1B litt ab Ende 2021 unter Problemen mit der Stromerzeugung, seine Mission wurde im August 2022 von der ESA vorzeitig beendet.
Flächendeckende Erdbeobachtung
Die beiden aktiven Satelliten werden auf gegenüberliegenden Seiten der Erde kreisen, mit einem Abstand von 180 Grad zueinander. Diese Konstellation ermöglicht eine flächendeckende Beobachtung des Planeten. An Bord tragen beide Satelliten ein Radarsystem im C-Band sowie ein automatisches Schiffsidentifikationssystem.
Die Sentinel-1-Mission liefert seit 2014 hochauflösende Radaraufnahmen der Erdoberfläche, unabhängig von Wetter und Tageszeit. Anders als optische Systeme können die Radarsensoren auch durch dichte Wolkendecken hindurch messen. Die Daten werden von Katastrophenschutzteams, Umweltbehörden, Seebehörden und Klimaforschern weltweit genutzt.
Das Radarsystem ermöglicht unter anderem die Überwachung von Veränderungen in tropischen Regenwäldern, die Erfassung von Bodenbewegungen und Senkungen in Europa sowie die Beobachtung von Eisschichten. Die gesammelten Informationen fließen in verschiedene europäische Dienste ein, etwa den European Ground Motion Service zur Überwachung von Bodenbewegungen.

Im März startete die Ariane 6 das zweite Mal. Es war ihr erster kommerzieller Flug unter der Ägide des europäischen Startdienstleisters Arianespace.
Simonetta Cheli, Direktorin der ESA-Erdbeobachtungsprogramme, bezeichnete den Start als wichtigen Schritt für das Copernicus-Programm der EU. "Schon bald werden Sentinel-1D und Sentinel-1C in Betrieb genommen und voll funktionsfähig sein", so die Direktorin. Ramon Torres, Projektleiter bei der ESA, verwies darauf, dass unter seiner Leitung vier Satelliten mit drei verschiedenen europäischen Trägerraketen erfolgreich ins All gebracht wurden. Für Torres markiert der Start am Dienstag das Ende seiner beruflichen Laufbahn bei der europäischen Raumfahrtbehörde.
An dem Projekt sind mehrere europäische Industrieunternehmen beteiligt, darunter Thales Alenia Space und Airbus Defence and Space. Die ESA arbeitet bei dem Copernicus-Programm eng mit der Europäischen Kommission zusammen.





