Sojus MS-28 startet erfolgreich in Kasachstan

Russland schickt Raumfahrer auf die ISS
Sojus MS-28 startet erfolgreich in Kasachstan

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.11.2025
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Am Donnerstagvormittag hob eine Sojus-2.1a-Rakete vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur ab und brachte drei Raumfahrer auf den Weg zur Internationalen Raumstation. Der Start erfolgte um 12:28 Uhr Moskauer Zeit und verlief ohne Probleme.

Das Raumschiff Sojus MS-28 absolvierte nach dem Abheben und der Trennung von der Trägerrakete zwei Erdumrundungen, bevor es am späten Vormittag, um 13:34 Uhr, automatisch am Rassvet-Modul der ISS andockte. Die dreiköpfige Besatzung wird die kommenden acht Monate an Bord der Raumstation verbringen.

Die Raumfahrer dürfen allerdings erst gegen 18 Uhr die Klappe ihres Raumschiffs öffnen und mit ihrer Arbeit auf der Station beginnen. Ihre Rückkehr zur Erde ist für Ende Juli 2026 vorgesehen.

Die Besatzung mit Kommandant Sergei Kud-Swertschkow, Sergei Mikaew und dem Amerikaner Christopher Williams brachte über 125 Kilogramm Fracht zur Internationalen Raumstation; darunter Foto- und Videoausrüstung, Speichermedien, Verbrauchsmaterialien, persönliche Gegenstände, Lebensmittelrationen und Sets für wissenschaftliche Experimente.

Für Mikaew und Williams ist er der erste Flug ins All. Kommandant Kud-Swertschkow ist Veteran und verbrachte bereits über ein Jahr auf der Internationalen Raumstation.

Die Mission war ursprünglich als erste nach dem Ende des NASA-Roskosmos-Austauschprogramms geplant, bei dem jeweils ein russischer Kosmonaut auf einem amerikanischen Raumschiff flog und umgekehrt. Daher sollten zunächst drei russische Kosmonauten starten. Nach Verhandlungen über eine Verlängerung des Programms über 2025 hinaus gab die NASA im April 2025 schließlich die Zuweisung von Christopher Williams zur Besatzung bekannt.

Ein traditionsreicher Start in Kasachstan

Die Startvorbereitungen in Baikonur werden von Traditionen begleitet, die teilweise bis in die Sowjetära zurückreichen. Dazu gehört das gemeinsame Ansehen des Films "Die weiße Sonne der Wüste" sowie das Pflanzen von Bäumen in der Kosmonauten-Allee durch die Besatzungen.

Sojus MS-28
Roskosmos

Das Anschauen des sowjetischen Filmklassikers ist tief verwurzelter Aberglaube. Nach dem Tod der Besatzung von Sojus 11 schaute eine weitere Crew den Film gemeinsam, die Mission verlief nach Plan und so wurde der Streifen zum Glücksbringer für alle künftigen Starts.

Eine der ältesten Gepflogenheiten hat sich heute etwas gewandelt. Früher signierten Raumfahrer mit Chemiebleistiften die Türen ihrer Hotelzimmer. Heute nutzen sie schwarze Marker auf speziellen Postern, da der Platz auf den Türen erschöpft ist. Eine strikte Regel besagt, dass diese Unterschriften niemals entfernt oder überstrichen werden dürfen.

Am Morgen des Starttags verlassen die Kosmonauten das Hotel zum Klang von "Trava u doma" der Band Zemlyane. Seit 2009 ist das Lied über die Sehnsucht nach Heimat die offizielle Hymne der russischen Raumfahrt. Der Bus zur Startrampe macht traditionell einmal in der Steppe halt, damit die Besatzung in Ruhe die irdische Natur betrachten kann.

Unmittelbar vor dem Einstieg in die Rakete hören die Raumfahrer Abschiedsworte der Führungsspitze und erhalten statt eines Händedrucks einen symbolischen leichten Tritt. Dieser Schubs soll der Rakete beim Abheben von der Erde helfen und der Besatzung einen erfolgreichen Flug bescheren.

Um 05:30 Uhr Moskauer Zeit (07:30 Uhr Ortszeit) öffneten sich am Montag die Tore des Montage- und Testgebäudes für die Sojus-2.1a-Rakete. Der Transport der Rakete mit dem Raumschiff Sojus MS-28 zur Startanlage begann unter den Augen der Ersatzbesatzung ISS-74: die Kosmonauten Pjotr Dubrow, Anna Kikina und NASA-Astronaut Anil Menon beobachteten den Vorgang. Auch das ist Tradition.

Das Ende einer Ära

Diese Mission gehört zu den letzten Besatzungen, die zur ISS entsandt werden, denn die NASA plant die Außerbetriebnahme der Internationalen Raumstation bis Ende 2030. Die Station erreicht dann nach gut 30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer. Außerdem ist der Unterhalt inzwischen zu kostspielig geworden.

Sojus MS-28 beim Start
Roskosmos

SpaceX ist derzeit mit der Aufgabe betraut, ein Raumfahrzeug zu konstruieren, das die fußballfeldgroße Station aus der Umlaufbahn bringt und kontrolliert in die Atmosphäre über dem Pazifischen Ozean eintreten lässt. Dort soll ein Großteil der ISS dann verglühen.

Ganz im Sinne der gegenwärtigen Entwicklungen in der US-Raumfahrt ist die Lösung für das, was nach der ISS kommt, in erster Linie kommerziell. Als Nachfolgelösungen hat die NASA Verträge mit weiteren privaten Raumfahrt- und Rüstungsunternehmen geschlossen, darunter Axiom Space, Blue Origin, Northrop Grumman und Starlab. Diese sollen die Entwicklung kommerzieller Raumstationen unterstützen, die künftige Forschungsarbeiten im Orbit ermöglichen. Auch Weltraumtourismus soll dann angeboten werden.

Im kommenden Jahr will die NASA dann ein oder mehrere dieser Unternehmen zertifizieren, mindestens eine Raumstation zu bauen. Zukünftig will die NASA dann als Kunde Dienstleistungen erwerben. Eine nicht-kommerzielle Raumstation wie die ISS soll es dann nicht mehr geben. Jedenfalls nicht betrieben von der NASA, der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, der europäischen Raumfahrtagentur ESA und ihrem kanadischen Pendant CSA sowie der japanischen JAXA.