Der 13. April 2019 war ein historischer Tag für Luftfahrt: Als sich das sechsstrahlige Trägerflugzeug Stratolaunch, gefertigt von Scaled Composites und dort als Model 351 geführt, vom Mojave Air and Space Port in die Luft erhob, war das größte Flugzeug der Welt endlich flügge geworden. Nach dem Tod des Geld- und Ideengebers Paul Allen im Oktober 2018 schien es lange unsicher, ob Stratolaunch mit seinen Zwillingsrümpfen und 117 Metern Spannweite überhaupt einmal vom Boden abheben würde. Mit dem Jungfernflug im April war zumindest dieser Meilenstein geschafft. Danach allerdings rollte das Riesenflugzeug zurück in seinen Hangar – und ward seitdem nicht mehr gesehen.

Stratolaunch stand seit Juni zum Verkauf
Eigentlich war Stratolaunch dafür gebaut worden, Trägerraketen aus der Luft ins All zu schießen. Doch zu weiteren Testflügen oder gar einem Raketenabschuss kam es nicht. Stattdessen hatte der Betreiber des Flugzeugs, das Unternehmen Stratolaunch Systems, schon vor dem Erstflug von Model 351 angekündigt, dass man die Entwwicklung der Raketen für den doppelrümpfigen Riesen eingestellt habe. Unter diesen Umständen stand bei Beobachtern auch die grundsätzliche Sinnhaftigkeit des Projekts in Frage. Dass die Vulcan Group, die als Geldgeber hinter Stratolaunch Systems stand, das Unternehmen samt Flugzeug Mitte Juni zum Verkauf ausschrieb, kam für Viele daher wenig überraschend.





„Maßgeschneiderte“ Raketen-Nutzlasten
Nun hat Vulcan offenbar einen Käufer für Stratolaunch gefunden – und der möchte allem Anschein nach wieder neuen Schwung in das eingeschlafene Projekt bringen. „Stratolaunch LLC hat den Eigentümer gewechselt und führt den regulären Betrieb fort“, verkündete das Unternehmen nach langer Funkstille am 11. Oktober auf seinem Twitter-Kanal. Sogar an den Trägerraketen will man demnach wieder arbeiten. Stratolaunch konzentriere sich dabei auf „maßgeschneiderte, wiederverwendbare und erschwingliche“ raketenbetriebene Nutzlasten, die zunächst testweise entwickelt werden sollen. Zudem sollen alle künftigen Flugtests mit Model 351 unter eigener Regie stattfinden, ohne Einfluss des Herstellers Scaled Composites.
Investmentfonds als neuer Eigentümer
Wer genau der neue Eigner ist und welchen Preis er für Stratolaunch bezahlte – die Vulcan Group wollte im Sommer 400 Millionen US-Dollar für das Unternehmen samt Flugzeug haben – war zunächst nicht bekannt. Inzwischen weiß man, dass das New Yorker Investmentfonds-Managementunternehmen Cerberus Capital Management hinter dem Kauf steckt. Auch US-Milliardär Richard Branson, der mit Virgin Galactic und der Boeing 747 „Cosmic Girl“ ebenfalls Raketenstarts aus der Luft anbieten möchte, hatte zunächst Interesse bekundet. Branson wollte für Stratolaunch allerdings nur den symbolischen Betrag von einem US-Dollar zahlen.
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