ETID (Expander-Cycle Technology Integrated Demonstrator) absolvierte seinen ersten Brenntest erfolgreich, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die europäische Raumfahrtagentur ESA mitteilten. Der Antrieb war am 14. Juni am Vakuum-Prüfstand P3.2 am DLR-Standort Lampoldshausen getestet worden. Zwei Tage zuvor erfolgte die erstmalige Zündung.
Die Antriebstechnologie soll künftig für Verbesserungen des Vinci-Oberstufentriebwerks der in der Entwicklung befindlichen Ariane 6 eingesetzt werden. Durch neue Herstellungsverfahren und optimierte Bauteile werden nach Angaben des DLR die Leistungsdichte erhöht und die Produktionskosten gesenkt. "Durch das eingesparte Gewicht des kompletten Antriebs kann die Rakete mehr Nutzlast transportieren, und durch den Einsatz kostengünstiger Herstellungsverfahren und Materialien lassen sich die Startkosten reduzieren", so Lysan Pfützenreuter, Projektleiterin beim DLR-Raumfahrtmanagement.
Der erste Test diente dazu, die Leistungsdaten des Triebwerks zu ermitteln und diese mit den erwarteten Ergebnissen aus den Modellberechnungen zu vergleichen. Innerhalb der nächsten sechs Monate sollen 20 Tests mit einer Brenndauer von jeweils 120 Sekunden durchgeführt werden. Erprobt werden drei verschiedene Konfigurationen, die sich beispielsweise in den Fertigungsverfahren von Schubkammer, Zündsystemen, Düsen und Ventilen unterscheiden.
3D-Druck soll Komponenten vereinfachen
Ziel der Ingenieure ist es, die Anzahl der Bauteile zu reduzieren. So enthält beispielsweise die erste Konfiguration des Einspritzkopfes eine Grundplatte, die aus einem Block gefräst wurde. Sie beinhaltet zudem bereits Teile der Einspritzelemente. Dies verringert die Anzahl der Bauteile nach Angaben des DLR um etwa 80 Prozent. In einem zweiten Schritt wird die Grundplatte additiv hergestellt, wodurch noch einmal Fertigungsdauer, Anzahl der Fertigungsschritte und Gewicht eingespart werden sollen. Ein dritter Einspritzkopf soll dann vollständig 3Dgedruckt werden.
An ETID arbeiten verschiedene europäische Unternehmen und Forschungsinsitutionen zusammen. Brennkammer und Einspritzkopf stammen aus Deutschland (ArianeGroup GmbH), die Zündsysteme aus Österreich (CTR Carinthian Tech Research AG) und den Niederlanden (APP Aerospace Propulsion Products B.V.), die Ventile aus Belgien (Safran Aero Boosters) und Deutschland (ArianeGroup GmbH) und die Düsen aus Schweden (GKN Group). Entwickelt wurde das Triebwerksmodell von der ArianeGroup GmbH in Ottobrunn, die auch die Projektleitung innehat. Beauftragt wurde ETID im Rahmen des FLPP-Programms (Future Launchers Preparatory Programme) von der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Das DLR-Raumfahrtmanagement unterstützt FLPP technisch sowie organisatorisch und verwaltet die deutschen Beiträge zu dem Programm.