Unsere hochtechnisierte Gesellschaft hängt mehr und mehr von Systemen ab, die vom Wetter im Weltraum beeinflusst werden können. Als komplexes Wechselspiel zwischen Vorgängen auf der Sonne, im interplanetaren Raum sowie in der Erdmagnetosphäre, -ionosphäre und –atmosphäre birgt das Weltraumwetter ein Gefahrenpotential für viele Anwendungen. So kann z.B. die Bordelektronik von TV-oder Mobilfunk-Satelliten von der energiereichen Partikelstrahlung zerstört werden, wodurch die Übertragung der Datenströme unterbrochen wird. Das Weltraumwetter beeinflusst die ionisierte und neutrale Gashülle der Erde, technologische Systeme im Weltraum und auf der Erde sowie Leben und Gesundheit der Menschen. Koronale Massenauswürfe, sogenannte Sonnenwinde und Sonnenstürme, können dabei die sensiblen Infrastrukturen unserer modernen Gesellschaft erheblich beeinträchtigen.
Welche maximale Stärke von Weltraumwetterereignissen unsere Sonne hervorbringen kann, ist nicht bekannt. Aus diesem Grund ist es schwierig abzuschätzen, welche Auswirkungen im Extremfall zu erwarten sind. Aus der Geschichte wissen wir, dass es schon sehr große Sonnenstürme gegeben hat – wie zum Beispiel beim sogenannten Carrington-Ereignis im Jahre 1859. Damals waren die Auswirkungen für das gesellschaftliche Leben natürlich noch nicht in der Intensität zu spüren, wie es heute der Fall sein könnte. Heute helfen uns Satelliten, präzise Angaben machen zu können. Im Januar 2015 startete das Deep Space Climate Observatory (DSCOVR), das gleich mehrere Parameter eines Ereignisses messen kann. Neben der Temperatur und der Protonendichte misst es den dynamischen Druck, das interplanetarisches Magnetfeld sowie die Geschwindigkeit des Sonnenwindes und kann damit den in die Jahre gekommenen (seit 1997 aktiven) Vorgänger Advanced Composition Explorer (ACE) ersetzen.
Ziel des Workshops ist es nun, ein Positionspapier zu erarbeiten, das politische Entscheidungsträger nicht nur über die Thematik informiert, sondern auch die vorhandenen Kompetenzen in Deutschland deutlich herausstellt. Darüber hinaus geht es aber auch darum, den Entwicklungsbedarf und die Notwendigkeit der Erstellung eines nationalen Notfallplans aufzuzeigen. Der Wissenschaft kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu, denn die weitere Erforschung und Beobachtung der Sonne ist für die rechtzeitige und genaue Vorhersage des Weltraumwetters wichtig.