Zieht das Space Shuttle doch nach Texas um?

Streit um Discovery
Zieht das Space Shuttle doch nach Texas um?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.10.2025
Als Favorit speichern

Das ikonische Space Shuttle Discovery, das 2011 seine letzte Mission absolvierte, steht im Mittelpunkt einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Bundesstaaten Texas, Virginia und dem Smithsonian-Museum. Die über 40 Jahre alte Raumfähre befindet sich derzeit im Steven F. Udvar-Hazy Center des Smithsonian-Museums in Nord-Virginia, wo es seit seiner Außerdienststellung ausgestellt wird.

Nun soll die Discovery nach Houston verlegt werden, jedenfalls beharrt darauf die US-Regierung. Im sogenannten "One Big Beautiful Bill Act" wurde der Plan mit 85 Millionen Dollar Budget ausgestattet und fest verankert. Das Shuttle soll ins Johnson Space Center der NASA nach Texas umziehen. Das Smithsonian wehrt sich entschieden und beharrt darauf, als rechtmäßiger Eigentümer über den Verbleib der Discovery entscheiden zu dürfen.

Vorwurf: Illegale Lobbyarbeit

Die Auseinandersetzung hat vergangene Woche eine neue Eskalationsstufe erreicht. Die texanischen Senatoren John Cornyn und Ted Cruz sowie der Abgeordnete Randy Weber fordern in einem Schreiben an das Justizministerium eine Untersuchung gegen das Smithsonian wegen möglicher Verstöße gegen das Anti-Lobbying-Gesetz. Die Parlamentarier werfen der Institution vor, auf unrechtmäßige Weise gegen den Umzug von Discovery vorgegangen zu sein.

Konkret beschuldigen sie das Smithsonian, Mitarbeiter der Haushaltsausschüsse im Repräsentantenhaus und Senat kontaktiert zu haben, um Änderungsanträge zu platzieren, die eine Finanzierung der Verlegung verhindern sollten. Zudem habe die Institution mit Medienvertretern zusammengearbeitet, um öffentlichen Widerstand gegen das Gesetz aufzubauen.

Die Abgeordneten bemängeln auch, dass das Smithsonian Kostenschätzungen für den Transport verbreitet habe, die mehr als zehnmal höher lägen als Angebote "erfahrener privater Logistikunternehmen". Außerdem habe die Institution fälschlicherweise behauptet, die Flügel des Shuttles müssten für den Transport entfernt werden – eine Darstellung, die von Branchenexperten nicht gestützt werde.

In ihrem Brief betonten die Senatoren, dass das Smithsonian trotz gegenteiliger Behauptungen sehr wohl eine Bundesbehörde sei und daher die höchsten rechtlichen und ethischen Standards einhalten müsse.

Trumps Kurs gegen das Smithsonian

In seiner zweiten Amtszeit hat Trump ein verstärktes Interesse daran entwickelt, Einfluss auf das Smithsonian zu nehmen und es von dem zu befreien, was er als unangemessene Ideologie bezeichnet. Im August kündigte das Weiße Haus eine verschärfte Überprüfung von acht Smithsonian-Museen an, darunter auch das National Air and Space Museum.

"Discovery bleibt, wo sie ist"

Im Kern geht es um die Frage des Eigentums. Nach der Ausmusterung der Discovery übertrug die NASA das Eigentum am Orbiter offiziell an das Smithsonian. Damit ist das Museum nicht nur Besitzer, sondern auch Eigentümer der Raumfähre.

In einem Schreiben vom 30. September äußerte die Institution Bedenken über die beispiellose Entfernung eines Objekts aus der nationalen Sammlung. Chris Browne, Direktor des National Air and Space Museum, formulierte es bereits im Juli deutlich: "Discovery bleibt genau dort, wo sie ist."

Transportflugzeuge gibt es nicht mehr

Neben den rechtlichen Herausforderungen des Plans, Dicovery zu verlegen, gibt es noch eine weitere Hürde. Der Transport des Raumschiffes über rund 1.200 Meilen (1.930 Kilometer) von Virginia nach Texas stellt eine enorme logistische Herausforderung dar. Die beiden speziell ausgerüsteten Boeing-747-Flugzeuge, die früher Shuttles transportieren konnten, sind längst ausgemustert und selbst zu Ausstellungsstücken geworden – eines davon steht in Kalifornien, das andere ironischerweise bereits in Texas.

Space Shuttle Discovery: Return to Flight Launch
NASA/Rebecca Roth

Das Smithsonian und die NASA gehen davon aus, dass der Umzug eine erhebliche Zerlegung des Shuttles erfordern würde, wodurch befürchtet wird, dass sein historischer Wert zerstört werden könnte. Besonders problematisch sind die über 20.000 Hitzeschutzkacheln am Shuttle, die eine bedeutende technologische Errungenschaft darstellen, aber extrem empfindlich sind. Im schlimmsten Fall wird die Zerstörung des Shuttles befürchtet.

Aus 85 werden 300 Millionen Dollar

Während die texanischen Senatoren von 85 Millionen Dollar für den Transfer ausgehen, liegen die tatsächlichen Schätzungen deutlich höher. Das Smithsonian und die NASA beziffern die reinen Umzugskosten auf 120 bis 150 Millionen Dollar. Demokratische Senatoren, die sich gegen den Umzug aussprechen, verweisen auf eine Gesamtkostenschätzung des Smithsonian von über 300 Millionen Dollar, einschließlich Planung, Ausstellungsrekonstruktion und neuen Einrichtungen.

39 Missionen und immer noch komplett

In ihrer jetzigen, sehr gut erhaltenen Form, ist Discovery noch einzigartig. Mit dem Transport könnte sich das allerdings ändern. Sie absolvierte 39 Erdumkreisungs-Missionen und gilt als das am häufigsten eingesetzte und zugleich intakteste Shuttle der NASA-Flotte. Auf der Website des Museums heißt es, dass die Discovery alle Missionstypen geflogen sei, für die das Space-Shuttle-Programm konzipiert wurde, und damit die 30-jährige Geschichte der bemannten US-Raumfahrt von 1981 bis 2011 verkörpere.

Discovery Return to Flight Launch
Smithsonian National Air and Space Museum

Die drei verbliebenen raumflugerprobten Space Shuttles in den USA sind derzeit auf drei Standorte verteilt: Discovery in Virginia, Atlantis in Florida und Endeavour in Kalifornien. Houston, Heimat des berühmten Mission Control Centers ist, verfügt über eine Shuttle-Nachbildung namens Independence.