Rettungshubschrauber im Wettkampf - mit den letzten Mil-Helikoptern

Deutscher Gesamtsieg bei Premiere in Tschechien
Rettungshubschrauber im Wettbewerb beim SAR Meet

ArtikeldatumVeröffentlicht am 12.08.2025
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Hubschrauberflugbetrieb ist für die Anwohner des Flugplatzes Kbely am Rande der tschechischen Hauptstadt Prag nichts Ungewöhnliches, schließlich ist mit der 243. vrtulníkovou letka (Hubschrauberstaffel – vrl) ein Betreiber von Drehflüglern der Typen Mi-8PS, Mi-17 und W-3A am Flugplatz stationiert. Die Einheit ist Teil der 24. Základna Dopravního Letectva (Transportfliegerabteilung – zDL), zu deren Aufgaben u.a. der Transport von Regierungsmitgliedern gehört.

Am Morgen des 4. August waren es jedoch nicht nur einzelne Hubschrauber, die über der Basis kreisten. Vielmehr war die Luft erfüllt vom Dröhnen einer ganzen Hubschrauberformation. Und wer genau hinhörte, konnte ganz unterschiedliche Triebwerksgeräusche ausmachen. Die ungewöhnlich umfangreichen Aktivitäten bildeten den Auftakt des Flugprogramms des Galileo SAR (Search and Rescue) Meets, das zum ersten Mal in der Tschechischen Republik stattfand.

Das Galileo SAR Meet ist ein internationales Treffen für Hubschrauber-Such- und Rettungskräfte, bei dem Einsatztaktiken und Verfahren gemeinsam praktiziert und Erfahrungen innerhalb der europäischen SAR-Community ausgetauscht werden, um Rettungseinsätze schneller, effizienter und sicherer zu gestalten. Die erste Auflage der Veranstaltung fand im Oktober 2016 auf der Luftwaffenbasis Koksijde in Belgien statt. Das SAR Meet wird in Kooperation mit Galileo, dem Navigationssatellitensystem der Europäischen Union, organisiert. Das System ermöglicht die unverzügliche Weiterleitung von Notrufen per Satellit.

SAR-Meet 2025
Holger Müller

Formation aller Teilnehmer

Am diesjährigen Treffen nahmen SAR-Teams aus Belgien, Deutschland, Litauen, Norwegen, der Slowakei, Spanien, Österreich und natürlich aus Tschechien teil. Bis auf die Österreicher waren alle Teilnehmer mit den eigenen Hubschaubern angereist und entsprechend bunt gestaltete sich das Bild der Eröffnungsformation.

SAR-Meet 2025
Holger Müller

Angeführt wurde diese von einem rot-weißen W-3A der 243. vrl in SAR-Konfiguration. Dahinter folgte eine deutsch-litauische Dreierformation aus einem H145M (SAR) vom Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten, einem Super Lynx Mk88A des Marinefliegergeschwaders 5 in Nordholz sowie einem AS365N3+ der Sraigtasparniu Eskadrilé (Hubschrauberstaffel) aus Siauliai. Die anschließende Dreiergruppe der Gastgeber war der Hauptgrund für den Autor, sich auf den Weg nach Prag zu machen, bestand sie doch aus zwei Mi-17 und einem Mi-171Sh und damit aus Mustern, die mittlerweile zu einer Rarität in Europa geworden sind. Nachdem Tschechien seine Mi-24 an die Ukraine abgegeben hat, sind die einstmals omnipräsenten Transport- und Kampfhubschrauber heute die letzten sowjetischen bzw. russischen Muster in der Flotte der Vzdušné síly armády České republiky (Luftstreitkräfte der tschechischen Republik). Jeweils eine Mi-17 kam von der gastgebenden 243.vrl und vom Centrum leteckého výcviku (CLV) aus Pardubice, einer Tochterfirma des Staatsbetriebs LOM PRAHA, die militärische Flugausbildung anbietet. Der Mi-171Sh der 222. vrtulníkovou letka reiste aus Náměšť nad Oslavou an, zusammen mit einer weiteren Maschine, die am Boden ausgestellt wurde.

SAR-Meet 2025
Holger Müller

Auf die tschechische Gruppe folgten zwei NH-90 – ein belgischer von der 40 sq aus Koksijde und ein spanischer der Ala 48 / 803 Escuadrón Madrid-Cuatro Vientos – sowie ein slowakischer der 1. Vrtul'niková letka des 51. Krídlo aus Prešov. Aus der Slowakei war ursprünglich ein weitere Mi-17 angekündigt, der ebenso wie ein polnischer W-3A schließlich aber nicht teilnahm. Den Abschluss der Formation bildete ein norwegischer AW101 Mk612 der 330 Skvadron aus Stavanger-Sola. Und um diese Formation herum kreiste unermüdlich eine weitere tschechische W-3A – diesmal in Grau – die als Fotomaschine diente.

Verschiedene Wettbewerbe

Im Verband machten sich dann alle Hubschrauber auf den Weg nach Plzeň-Líně, wo der erste Teil des Wettbewerbsprogramms stattfand. Im Wettbewerb müssen die Hubschrauberbesatzungen ihre Fähigkeiten und ihr Zusammenspiel unter Beweis stellen. In Líně wurde als erster Teil des fliegerischen Programms der Navigationswettbewerb ausgetragen. Zurückgekehrt nach Kbely galt es für die Besatzungen in der sogenannten Flying Challenge ihre Fähigkeiten in der Präzisionslandung, in der Standschwebe und bei Windenoperationen nachzuweisen und damit die entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche Rettungseinsätze, nämlich die bestmögliche Zusammenarbeit aller Crewmitglieder, unter Beweis zu stellen.

SAR-Meet 2025
Holger Müller

Dieser Wettbewerbsteil war mit Sicherheit auch der eindrucksvollste für die angereisten Medienvertreter, da sie nicht nur das Geschehen aus nächster Nähe erleben, sondern im Abwind der über ihnen kreisenden Rotoren auch am eigenen Leib erfahren konnten, wie schwierig unter diesen Bedingungen die Arbeit für die per Winde abgesetzten Rettungskräfte ist.

Parallel zu den fliegerischen Wettbewerben gab es auch solche am Boden. In der Rescue Challenge an der Kletterwand traten sowohl Boden- als auch Hubschrauberbesatzungen gegeneinander an. Abgerundet wurde das Veranstaltungsprogramm durch ein Symposium im Hauptquartier der Agentur der Europäischen Union für das Weltraumprogramm (EUSPA), die ihren Sitz in Prag hat.

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Holger Müller

Gesamtsieg geht nach Deutschland

Gesamtsieger des diesjährigen Wettbewerbs wurden die H145M-Besatzung der deutschen Heeresflieger, die auch den Navigations- und den Suchwettbewerb für sich entscheiden konnte. Der Sieg im Rettungswettbewerb sicherte sich die AW101-Crew der Königlich-Norwegischen Luftwaffe, während die tschechischen Vertreter aus Náměšť nad Oslavou mit ihrer Mi-171 den Wettbewerb der Bodenmannschaften für sich entscheiden konnte und im Winden-Wettbewerb triumphierte.