Am 12. April 1968 hob der erste Fenestron am Heckausleger des zweiten Prototypen der Gazelle ab. Ursprünglich verkleidete man den Heckrotor, um einerseits das Bodenpersonal, andererseits aber auch den Rotor selbst beim Vorwärtsflug und unter schwierigen Betriebsbedingungen zu schützen. Hierzu zählte unter anderem die Arbeit in der Nähe von Hochspannungsleitungen. Um den Geräuschpegel zu senken, wurde von einer Fenestron-Generation zur nächsten geforscht und Optimiert.
Der ursprüngliche Name „Fenestrou“ – das provenzalische Wort für „kleines Fenster“ – entwickelte sich schnell zum bekannten Fenestron. Dieser wurde 1972 an der Gazelle zertifiziert und anschließend in den ersten Prototyp der einmotorigen Dauphin eingebaut, die im Juni desselben Jahres zum Erstflug abhob. Tests mit der sieben Tonnen schweren Puma im Jahr 1975 zeigten hingegen: Mit einem Durchmesser von 160 Zentimeter und den elf Schaufeln am Heckrotor war der Fenestron zu schwer und führte zu einem hohen Verbrauch an Treibstoff , so dass er sich für diese Hubschrauberklasse letztlich nicht eignete.
Dauphin brachte den Durchbruch

Die zweite Generation entstand Ende der 70er Jahre mit einem Fenestron aus Verbundwerkstoffen. In der Dauphin hatte er mit 110 Zentimeter einen um 20 Prozent größeren Durchmesser. Diese Verbesserung war der amerikanischen Küstenwache zu verdanken, die für ihre Such- und Rettungsmissionen eine sehr wendige Maschine benötigte. Die Hubschrauber dieser Zeit sind noch heute aktiv und haben über 1,5 Millionen Flugstunden absolviert.
Zwischenzeitlich wurde weitergeforscht, um die Form des Fenestron und seine Schaufelflächen zu optimieren und ihn insbesondere in bestimmten Flugphasen leiser zu machen. Zwischen 1987 und 1991 wurde er erfolgreich an einer Ecureuil getestet. Der damalige Prototyp ist noch immer im Eingang zum Sitz von Airbus Helicopters in Marignane zu sehen.
1994 erhielt die H135 die dritte Fenestron-Generation, die durch die unregelmäßige Anordnung der Schaufeln deutlich geräuschärmer war. 1999 hob erstmals die H130 mit einem aus dieser Version abgeleiteten Fenestron ab. Die H145 folgte 2010. Seitdem tragen auch die beiden Donauwörther Hubschrauberprogramme das Markenzeichen des Unternehmens
H160 - modernster Airbus-Helikopter mit Fenestron

50 Jahre nach der Entstehung des Fenestrons besitzt die H160 das modernste und größte Modell, das jemals in einer Maschine von Airbus verbaut wurde. Sein Durchmesser beträgt 120 Zentimeter. Seine Zwölf-Grad-Neigung macht den aktuellen Heckrotor noch leistungsstärker, sodass er mehr Nutzlast erlaubt und den Hubschrauber insbesondere im langsamen Flug sehr stabil hält. Was die Marktchancen der H160 angeht, ist Airbus optimistisch, den Markt der mittelschweren zweimotorigen Maschinen erobern zu können. Neben der Gazelle als erstermTestträger und den Airbus-Mustern wurden einige weitere Hubschraubertypen mit Fenestrons ausgerüstet, darunter die Sikorsky S-76B, Kawasaki OH-1, Kamow Ka-60/62 und der geplante Stealth-Kampfhubschrauber Boeing-Sikorsky RAH-66 "Comanche".
Guimbal Cabri - kleiner Heli mit Fenestron

Aber nicht nur bei den "Großen" ist der ummantelte Heckrotor im Einsatz. Der französische Hubschrauberkonstrukteur Bruno Guimbal - eins als Ingenieur bei Eurocopter an der Entwicklung der EC-120 Colibri beteiligt - konstruierte seinerzeit einen leichten, zweisitzigen Hubschrauber mit Kolbenmotor-Antrieb. Für den sah das Unternehmen allerdings keinen Markt, und so machte sich Guimbal mit der Idee selbstständig. Seit 2008 ist der Hubschrauber in Serienproduktion und zielt klar auf die Kunden, für die bisher Robinsons R22 das Maß der Dinge ist. Als Besonderheit trägt die Guimbal Cabri G2 als einziger Hubschrauber seiner Klasse einen Fenestron am Heck.
Einen ausführlichen Pilot Report über die Cabri gibt es in der Ausgabe 5/2018 unserer Schwesterzeitschrift aerokurier.