Die EASA hat am Dienstag zwei Untersuchungen zur Kabinenluft in Verkehrsflugzeugen veröffentlicht. Demnach soll es keine Gesundheitsrisiken durch Kontamination mit Öldämpfen geben. Immer wieder berichten Airliner-Besatzungen von sogenannten Fume Events, bei denen seltsame Gerüche oder sogar Rauch auftreten, die zu gesundheitlichen Beschwerden führen.
Zuletzt gab es offenbar einen Vorfall mit einem Airbus A340 von Lufthansa. Das Flugzeug war nach einem Bericht des "Aviation Herald" am 18. März unterwegs von München nach Newark, als Piloten im Steigflug Rauch im Cockpit und die Besatzung Gerüche in der Kabine bemerkten. Mehrere Besatzungsmitglieder und Passagiere sollen gesundheitliche Beeiträchtigungen erlitten haben, bei einem Flugbegleiter sei sogar eine Gesichtslähmung eingetreten.

Die erste, von der EASA in Auftrag gegebene Studie wurde von einem Konsortium bestehend aus der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Luftfahrtforschung und der Medizinischen Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit Lufthansa Technik sowie den Fluggesellschaften Lufthansa, Condor und British Airways durchgeführt. Dazu wurden zwischen Juli 2015 und Juni 2016 insgesamt 69 Messflüge mit acht verschiedenen Flugzeugtypen absolviert: 61 davon mit Flugzeugen, die die Kabinenluft über ein Zapfluftsystem aus dem Triebwerksverdichter beziehen (Airbus A320, A321, A340, A380, Boeing 757, Boeing 767, Boeing 747) , sowie acht Flüge mit einer Boeing 787-8, die mit elektrischen Kompressoren arbeitet. Bei allen Flügen seien Messgeräte sowohl im Cockpit als auch in der Kabine installiert worden.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Luftqualität in Cockpits und Kabinen gleich oder sogar besser ist als in Büroräumen, Schulen, Kindergärten oder Wohnungen. Bei den Messflügen seien keine arbeitsschutzrechtlichen Grenzwerte überschritten worden. Besonderes Augenmerk sei bei den Untersuchungen auf Organophosphate, besonders das Nervengift Trikresylphosphate (TCP), gelegt worden. Es seien in allen Flugzeugtypen nur gelegentlich Spuren gefunden worden, so die Autoren der Studie.
Wie giftig sind Triebwerksöle?
Die zweite Studie beschäftigte sich mit den toxischen Effekten von Ölmischungen, die in Flugzeugtriebwerken zum Einsatz kommen. Dabei seien Öl, Öldämpfe und potenzielle Pyrolyse-Abbauprodukte chemisch charakterisiert worden. Letztere entstehen bei der Spaltung organischer Verbindungen unter hohen Temperaturen. Die Forscher untersuchten zwei Ölmarken und nahmen sowohl Proben von neuem als auch gebrauchtem Öl. Durchgeführt wurde die Studie von der Niederländischen Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung und dem Niederländischen Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt.
Demnach enthalten die analysierten Öle TCP, allerdings wurden keine giftigen Orthotrikresylphosphate-Isomere nachgewiesen. Laut der Studie sind in den Ölen nach der Pyrolyse neuroaktive Substanzen vorhanden, jedoch in einer so geringen Konzentration, dass sie in einer gesunden Lunge keinen Schaden anrichten können.