Die Hughes OH-6 ist wie das daraus entstandene, zivile Model 500 einer der bekanntesten Hubschrauber überhaupt. Mittlerweile hat das Muster schon mehr als 60 Jahre auf dem Buckel und ist immer seltener anzutreffen. Bei den Special Forces der US Army hat der betagte Drehflügler jedoch noch lange nicht ausgedient. Die MH-6-Variante trägt ihren Namen "Little Bird" nicht zu Unrecht: Das US Special Operations Command (SOCOM) nutzt den agilen Hubschrauber unter anderem zum Absetzen beziehungsweise Abholen von kleinen Spezialtrupps. Dazu ist er mit Bänken an den Rumpfseiten ausgestattet, auf denen jeweils bis zu drei Soldaten Platz finden.
Konstante Verbesserungen
Die MH-6-Variante der Cayuse entstand im Jahr 1980, ursprünglich, um die Geiseln in der US-Botschaft in Teheran zu befreien. Zu dem geplanten Einsatz kam es jedoch nicht mehr. Trotzdem behielt die US Army die Version bei und baute die Flotte aus. Mehrere Verbesserungen folgten, bis hin zu einem sechsblättrigen Rotor und einer verstärkten Struktur bei verringertem Gewicht.
Knackpunkt Geschwindigkeit
Etwas weniger als 50 Einheiten der MH-6 und AH-6 befinden sich noch im Inventar. Sie fliegen beim 160th Special Operations Aviation Regiment (SOAR) in Fort Campell, Kentucky. Allerdings ist die Zeit nicht spurlos am kleinen Vogel der Army vorübergegangen. Vor allem die mangelnde Höchstgeschwindigkeit im Vergleich zu neueren Typen ist den Generälen ein Dorn im Auge. Schon jetzt verlangsamen die gerade einmal möglichen 165 km/h gemischte Formationen – ganz zu schweigen von künftigen Modellen mit 370 km/h oder mehr Topgeschwindigkeit.

Die Wendigkeit ist der große Pluspunkt der MH-6. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit hapert es.
Neuer Rumpf von Boeing
Neue Rotorblätter aus Verbundwerkstoffen mit einer größeren Fläche sollen den Auftrieb erhöhen. Außerdem stand zeitweise der Umbau auf einen Hybrid-Antrieb mit einer elektrischen Komponente zur Leistungssteigerung zur Disposition. Aus Geldknappheit liegt dieser Plan aber derzeit auf Eis. Dafür erhält die Flotte im Block-3-Standard einen neuen, von Boeing gefertigten Rumpf, der die maximale Startmasse um knapp 150 Kilogramm auf 2265 Kilogramm steigert. Zusätzlich bekommt der Little Bird neue Avionik einschließlich Kommunikationssystem und Glascockpit, sowie verbesserte Sensoren. Mit diesen Maßnahmen kann die Army das Fluggerät (dann als AH/MH-6R bezeichnet) nach eigener Aussage bis 2034 fit halten.
Kein Nachfolger in Sicht
Zu diesem Zeitpunkt sollte eigentlich die Ablösung spätestens Mitte der 2030er Jahre im Zuge des FARA-Programms erfolgen (Future Attack Reconnaissance Aircraft). Aber die überraschende Einstellung des Projekts im Februar hinterlässt vor allem beim SOCOM viele Fragezeichen. Vielerorts gilt das Motto: Der beste Nachfolger des Little Bird ist ein (modernerer) Little Bird.