Die neue ballistische Interkontinental-Rakete (ICBM) der USA macht Fortschritte: Vor kurzem konnte Northrop Grumman Tests wichtiger Komponenten der LGM-35A Sentinel abschließen. Darunter befand sich auch ein selten öffentlich dokumentierter Versuch, bei dem die Nutzlastverkleidung abgesprengt wird. Das Gehäuse wird mithilfe von zwei kleinen Raketenmotoren von der Spitze des Flugkörpers entfernt – im Einsatz zum Freisetzen der Atomwaffe. Der Test erfolgte auf dem Gelände der Naval Air Weapons Station China Lake in Kalifornien, und sollte sicherstellen, dass bei der Trennung nicht die Nutzlast, im Fall der Fälle der nukleare Sprengkopf W87-1, getroffen wird. Laut dem Unternehmen haben die Ergebnisse die bisherigen Berechnungen bestätigt.

Dieses Standbild aus einem USAF-Video zeigt den Nutzlast-Bus einer Minuteman-Rakete. Der schwarze Kegel ist der Wiedereintrittskörper mit dem Sprengkopf, bei den roten handelt es sich um Täuschkörper.
Atomarer Bus
Im Einsatz bringen drei Booster-Stufen die Sentinel auf Höhe. Dann erfolgt an einem vorbestimmten Punkt der Flugbahn die Trennung der Rakete vom sogenannten Post-Boost-Vehicle, auch Nutzlast-Bus genannt. Steuerdüsen bringen anschließend dieses Gefährt in die gewünschte Position zum Freisetzen des den Sprengkopf beinhaltenden Wiedereintrittskörpers und eventueller Täuschkörper. Zuvor muss natürlich die Verkleidung, wie nun getestet, entfernt werden.
Zu teuer und zu spät
Bereits am 2. März 2023 hatte Northrop Grumman auf dem abgelegenen Versuchsgelände in Promontory, Utah, mit der Erprobung des Feststoffraketen-Antriebs der ersten Stufe begonnen. Das Triebwerk der zweiten Stufe lief am 16. Januar 2024 in einer Vakuum-Kammer des Arnold Engineering Development Complex der USAF in Tennessee.
Die Sentinel tritt die Nachfolge der ursprünglich aus den 70er Jahren stammenden LGM-30 Minutemen III an und soll ab 2029 die erste Einsatzbereitschaft erreichen. Allerdings leidet das Programm an einer Verspätung von rund zwei Jahren. Auch die Kosten explodierten um mehr als ein Drittel auf mittlerweile 125 Milliarden Dollar. Hauptursache dafür ist jedoch nicht die Entwicklung der LGM-35 selbst, sondern die Anpassung der bestehenden Infrastruktur an das neue Muster. Northrop Grumman als Hauptauftragnehmer hat bereits Silos des Vorgängers nachgebaut, um die besten Wege zur Modifizierung der Anlagen zu ermitteln.
Dienstzeit bis 2075
Derzeit sind rund 400 Exemplare der Minutemen III unter der Verantwortung des Air Force Global Strike Command in Startanlagen über die USA verteilt. Sie gehören zu den drei ICBM-Geschwadern auf der F.E. Warren AFB (Wyoming), Malmstrom AFB (Montana) und Minot AFB (North Dakota). Das Pentagon plant die Nutzung der Sentinel bis mindestens 2075.