Mit eindrucksvollen 11,45 Millionen Einwohnern ist São Paulo der größte Ballungsraum Brasiliens und eine der größten Städte der Welt. Die im Südosten des Landes gelegene Metropole liegt rund 400 Kilometer von den berühmten Sehenswürdigkeiten in Rio de Janeiro entfernt und erwirtschaftet zehn Prozent des brasilianischen Bruttosozialprodukts. Noch bis Mitte der 1980er-Jahre wurde São Paulos Luftverkehr hauptsächlich über den 1936 eröffneten und durch hohe Bebauung in seiner Umgebung stark eingeschränkten Flughafen Congonhas abgewickelt. Er war eng, überfüllt und konnte Großraumflugzeuge nur ausnahmsweise abfertigen. Dennoch landeten hier Inlandsflüge aus ganz Brasilien und vielen anderen Städten Südamerikas. Einige internationale Langstreckenflüge wichen damals zum Flughafen Viracopos in der Stadt Campinas aus, die etwa 95 Kilometer von São Paulo entfernt liegt, andere gleich zum internationalen Flughafen von Rio de Janeiro, dem damals größten des Landes.

Die beiden Pisten, 3000 m und 3700 m lang, dürfen 24 Stunden am Tag benutzt werden.
Größter Flughafen Brasiliens
Mit dem Wachstum der brasilianischen Wirtschaft stieg auch die Nachfrage nach Flügen an, was eine Lösung der immer chaotischeren Luftverkehrssituation in São Paulo immer dringlicher machte. Am 20. Januar 1985 konnte endlich eine Boeing 747-200 von Varig, aus New York kommend, am neuen São Paulo International Airport Governador André Franco Montoro, besser bekannt als Guarulhos Airport (GRU), landen. Nur 30 Kilometer von der Stadtmitte entfernt konnte der neue Standort den zuvor weit verteilten Luftverkehr bündeln, pünktlicher machen und an einer einzelnen Stelle aufnehmen. Bald schon wuchs Guarulhos zum größten Flughafen Brasiliens und einem der meistbeflogenen der Welt. Das Gelände hat eine Größe von 1200 Hektar, davon 9,5 Hektar Vorfeld. Das neue Drehkreuz entstand auf dem früheren Luftwaffenstützpunkt "Cumbica", was in der hiesigen Ureinwohnersprache der Tupi-Guarani "niedrige Wolken" bedeutet. Kein Wunder, denn das 750 Meter über Meereshöhe liegende Gelände verschwindet an kälteren Tagen oft unter einer Nebeldecke.

Im Jahr 2024 fertigte der Flughafen São Paulo 43,6 Mio. Passagiere ab.
Neue Betreiber
Ursprünglich lag die Terminalkapazität bei 7,5 Mio. Passagieren im Jahr, hinzu kamen ein Frachtgebäude, ein 65 Meter hoher Kontrollturm und eine 3000 Meter lange Start- und Landebahn. Die zweite Piste, mit 3500 Metern noch länger, kam schon vier Jahre nach der Eröffnung hinzu. Das zweite Passagierterminal konnte 1993 den Betrieb aufnehmen. Damit lag die Kapazität nun bei 8,25 Mio. Passagieren im Jahr. Das war zu wenig für das bevölkerungsreiche und wachsende Brasilien. 2012 wurde zur Entlastung ein kleineres Inlandsterminal, gegenüber der Luftfrachtabfertigung, eröffnet. Ohne eigene Fluggastbrücken war es auf die Passagierabfertigung von Niedrigpreisairlines im Inlandsverkehr ausgerichtet. Doch der immer weiter steigende Wachstums- und Investitionsdruck wuchs dem staatlichen Flughafenbetreiber Infraero über den Kopf, gerade angesichts von Großveranstaltungen wie der Fußball-WM 2014 und der Olympiade 2016, die bereits erhebliche Infrastruktur-Mittel banden. Deswegen wurde eine Privatisierung der großen Flughäfen angeordnet. Nach einer Auktion 2012, an der die weltweit größten Flughafenbetreiber teilnahmen, erhielt das Konsortium "Invepar" den Zuschlag. Für 16,2 Milliarden Reais, seinerzeit 9 Mrd. Dollar, wurden 51 Prozent der Anteile verkauft und das Recht, São Paulo International 20 Jahre lang zu betreiben und zu entwickeln. Die restlichen 49 Prozent behielt Infraero.

Am modernen internationalen Terminal kommen auch die Flüge aus Deutschland an.
Drohende Überfüllung
Die neuen Betreiber entwickelten den São Paulo International Airport zur Marke "GRU Airport", den gegenüber Guarulhos eingänglicheren IATA-Code. Hauptplan war jetzt, den Flughafen mit einem zusätzlichen Abfertigungsgebäude in nur 18 Monaten auf eine Kapazität von 42 Mio. Passagieren im Jahr zu bringen, um die anstehenden Großereignisse störungsfrei abwickeln zu können. Am 11. Mai 2014 konnte das neue Terminal 3 eröffnen, drei Monate vor dem World Cup. Flankiert wurde es von einem Parkhaus mit acht Stockwerken für insgesamt 2650 Autos. Heute fertigt der São Paulo International Airport etwa 119 000 Passagiere pro Tag ab, die mit durchschnittlich 820 Flügen von und zu über 100 Orten reisen. 34 Fluggesellschaften steuern São Paulo an, das 40 Jahre nach der Airport-Eröffnung einen neuen Passagierrekord verzeichnen konnte: Mit 43,6 Millionen Fluggästen im Jahr 2024 lag man über dem Vor-Corona-Rekordwert von 43 Mio. Passagieren von 2019. Das 190 000 Quadratmeter große Frachtgebäude fertigte außerdem 107 000 Tonnen Luftfracht ab. Damit liegt der Flughafen Guarulhos beim Aufkommen in Lateinamerika an dritter Stelle hinter Bogotá und Mexico City. Das Aufkommen in São Paulo liegt unterdessen schon wieder eine Million Fluggäste über den Planungen, die man bei der Eröffnung von Terminal 3 hatte. Erneut droht eine zukünftige Überfüllung. Gegen eine Auslagerung von Verkehrsaufkommen gibt es aber wirtschaftliche und politische Interessen, was Ausweichlösungen erschwert. Allerdings reichen die Geländereserven in Guarulhos nicht mehr lange, denn der Flughafen ist mittlerweile von dicht besiedelten Vierteln umgeben. Ohne Erweiterung droht dem Airport das Schicksal seines Vorgängers Congonhas von vor 50 Jahren. Noch ist es aber nicht so weit. São Paulo kann jedoch nur bis an die Grenze seiner Möglichkeiten wachsen.

Der Flughafen São Paulo hat 115 Gate-Positionen.
Daten
São Paulo Guarulhos International Airport
IATA-Code: GRU
ICAO-Code: SBGR
Lage: 25 Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums
Eigentümer: 51 %: Konsortium Concessionária do Aeroporto Inter- nacional de Guarulhos S.A. (privates Konsortium aus 80 % Invepar/ Brasilien und 20 % ACSA/Südafrika); 49 %: staatl. Infraero/Brasilien
Startbahnen: 10R/28L: 3000 m lang, 10L/28R: 3700 m lang
Flugbewegungen 2024: 289 000 Passagiere 2024:43,6 Mio.
Passagiere 2019: 42,8 Mio.
Eröffnung: Januar 1985
Bahnhof für Stadtbahn und Airport Express.
Drehkreuz von Gol Linhas Aéreas
LATAM Brasil, außerdem Azul Brazilian Airlines