Ryanair droht mit Abzug aus Dortmund, Dresden und Leipzig.

Airline will Ziele ab Sommer 2025 aufgeben
Stellt Ryanair Dortmund, Dresden und Leipzig ein?

Zuletzt aktualisiert am 10.10.2024
Stellt Ryanair Dortmund, Dresden und Leipzig ein?
Foto: Flughafen Berlin/Brandenburg

Ryanair fordere Bundesverkehrsminister Wissing auf, die Zugangskosten zu senken und das deutsche Luftverkehrssystem zu "reparieren." Es habe erst 82 Prozent des Vor-Krisenniveaus erreicht. Im Gegensatz dazu senkten andere Staaten, wie Schweden, Italien, Ungarn und Polen, die Zugangskosten, um die Erholung und ihr Wachstum des Luftverkehrs nach Covid zu fördern.

Airline verlangt Gebührensenkung

Ryanair verlange die Abschaffung der Luftverkehrssteuer, eine Senkung der Flugsicherungsgebühren, die sich seit 2019 verdoppelt hätten, und eine Verschiebung der 50-prozentigen Erhöhung der Obergrenze für Sicherheitsgebühren, die bisher ab Januar 2025 geplant sei, um weitere Kürzungen im Sommer 2025 zu vermeiden. Deutsche Fluggäste zahlten die höchsten Flugpreise in Europa und hätten den am schlechtesten erholten Luftverkehrsmarkt.

Wachstum wird verlagert

Ryanair habe dem Bund und den Landesregierungen einen Wachstumsplan für Deutschland über sieben Jahre vorgelegt, mit dem sich das hiesige Ryanair-Verkehrsaufkommen von 16 auf 34 Millionen Passagiere im Jahr hätte verdoppeln lassen. Dazu habe es keine Rückmeldung gegeben. Nun werde Ryanair diese Kapazitäten an andere EU-Standorte verlegen.

Nicht mehr genug Jets?

Die Airline kämpft aber auch mit verspäteten Flugzeugauslieferungen ihrer schon bestellten Boeing 737-8, die für das kommende Jahr fest erwartet wurden. Die schon vor dem Boeing-Streik angespannte Terminlage dürfte sich durch den weiter anhaltenden Ausstand bei Boeing weiter verschieben. Normalerweise übernimmt Ryanair pro Arbeitswoche ein bis zwei fabrikneue Boeing 737-8 in Seattle.

Kostendrücker liefert Touristenscharen

Für die deutschen Flughäfen wäre eine Schrumpfung von Ryanair, einer der wenigen, noch stark wachsenden Airlines in Europa, besonders schmerzhaft. Oftmals bietet Ryanair durch ihre London-Flüge auch für Geschäftsreisende wichtige Standortanbindungen. Die Airline füllt durch eine strategische Routenauswahl und eine sehr komplexe Auslastungssteuerung ihre Jets überdurchschnittlich gut und liefert Flughäfen und deren Regionen nennenswerte Passagierzahlen. Dies bedeutet Übernachtungsgäste, Konferenzteilnehmer und Ladenumsätze. Dagegen sind die Iren aber auch dafür gefürchtet, keine oder fast keine Abfertigungsgebühren zahlen zu wollen und weitgehend auf extra zu kaufende Dienstleistungen an Flughäfen zu verzichten. Damit machen sich Ryanair-Flüge oft nicht für den einzelnen Flughafen, sondern nur für die jeweilige Region insgesamt bezahlt.

Branche stimmt Ryanair zu

Die deutsche Airline-Organisation "Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften" (BDF) teilt die Kritik von Ryanair. BDF-Geschäftsführer Michael Engel sagte: "Das war ein Rückzug mit Ansage und zeigt die negative Dynamik, in der sich der Luftverkehrsstandort Deutschland insgesamt derzeit befindet. Die Abwärtsspirale am Luftverkehrsstandort Deutschland setzt sich damit weiter fort." Der BDF gehe davon aus, dass die Ankündigung der Ryanair nicht die letzte Negativ-Nachricht zur Entwicklung des Flugprogramms in Deutschland sein werde, speziell auch in Hamburg. Denn zusätzlich zu den weiter steigenden, staatlichen Standortkosten in Deutschland beabsichtige der Flughafenbetreiber in Hamburg, im kommenden Jahr fast alle Flughafenentgelte um zusammen knapp zehn Prozent zu erhöhen. Zum BDF gehören Lufthansa, Eurowings, Condor und TUIfly.

Auch der deutsche Flughafenverband ADV unterstützt die Kritik: Deutschland verliere den Anschluss im Luftverkehr, da sich Airlines zusehends vom deutschen Markt zurückzögen. Der Luftverkehrsstandort Deutschland falle unter das Niveau des Jahres 2013 zurück. Es gebe kein Nachfrage-, sondern ein klares Angebotsproblem. Airlines mieden aufgrund von Wettbewerbsverzerrungen deutsche Flughäfen. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel sagte: "Irgendwann ist das Fass einfach voll und Airlines verabschieden sich vom deutschen Markt. Eine Wettbewerbsgleichheit mit den europäischen Flughafenstandorten kann nur durch eine signifikante Reduzierung der staatlichen Belastungen gelingen. Der Negativspirale muss endlich ein Ende gesetzt werden. Im ersten Schritt sollte die Bundesregierung dem Beispiel von Schweden folgen und die Luftverkehrsteuer abschaffen", forderte Beisel.