5G-Funk schürt unter US-Airlines weiter Unbehagen. Am heutigen Mittwoch geht der neue Mobilstandard landesweit ans Netz, am 19. Juli soll 5G im Nahbereich der 50 größten US-Flughäfen freigegeben werden. Die US-Luftfahrt warnt seit Jahren vor Interferenzrisiken. "Es ist jetzt sofortiges Eingreifen geboten, um erhebliche Betriebsstörungen für Fluggäste, Logistiker und die Versorgungskette insgesamt zu vermeiden", warnen die Chefs der großen US-Fluggesellschaften unisono in einem Brief. Die US-Luftfahrtbranche agiert beim Thema 5G geschlossen wie selten.
Weitreichende Probleme
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA will bei schlechten Sichtbedingungen den Flugbetrieb punktuell einschränken, um Interferenzen zwischen Funkhöhenmessern und 5G-Stationen zu umgehen. An 48 Flughäfen hat die FAA am Wochenende trotzdem die Inbetriebnahme bestimmter 5G-Anlagen erlaubt. An einem Verkehrstag wie vergangenem Sonntag hätte dies bei mehr als 1.100 Flügen und für 100.000 Passagiere "Verspätungen, Umleitungen oder Flugstreichungen bedeutet", heißt es in dem Schreiben. Airlines sehen zudem Probleme über die Funkhöhenmesser hinaus.
"Mehrere moderne Sicherheitssysteme in Flugzeugen werden als unbrauchbar eingestuft", schreiben die Airlinechefs. "Die Hersteller haben uns informiert, dass möglicherweise der Großteil der Flotte auf unbestimmte Zeit gegroundet werden muss. (...) Das ist ein viel größeres Problem als das, von dem wir wussten." Die FAA hatte am Wochenende spezielle Regelungen für 787-Landungen auf verschneiten oder nassen Landebahnen getroffen, weil 5G die Funktion des automatischen Bremssystems beeinträchtigen kann.
Sperrzone um Flughäfen
In dem Brief, der unter anderem von den Chefs von United, American Airlines, Delta, Air Lines, Southwest Airlines und JetBlue Airways unterzeichnet ist, fordern die Fluggesellschaften eine Trennung von 5G- und Flugzeugfunk. Vorerst sollte 5G im einem Radius "von rund zwei Meilen um Start- und Landebahnen" nicht aktiviert werden.
Über das Schreiben hatten zunächst die Nachrichtenagenturen "Reuters" und "AFP" berichtet. Tatsächlich kamen die Mobilfunkbetreiber der Forderung in letzter Minute nach: Man habe sich freiwillig entschieden, die 5G-Einführung in der Nähe von Flughäfen zunächst zu begrenzen, teilte der Anbieter Verizon am Dienstagabend mit.
Andere Frequenzen
Dass der 5G-Standard in den USA überhaupt zum Problem für den Flugverkehr werden kann, liegt im Frequenzbereich begründet, den die Anbieter für dafür nutzen. Der liegt näher an jenen der Radarhöhenmesser in den Flugzeugen als es zum Beispiel in Europa der Fall ist. Zudem sendet 5G laut Angaben der deutschen Bundesnetzagentur in unseren Breiten mit geringerer Leistung. "Gleichwohl werden in den zuständigen europäischen Gremien unter Beteiligung der Bundesnetzagentur, der Flugsicherheitsbehörden sowie von Vertretern der Mobilfunk- und Luftfahrtindustrie weitere Untersuchungen vorgenommen, um Beeinflussungen sicher ausschließen zu können", so die Behörde weiter.