Umweltschutz auf Flughäfen
Nur Flughäfen, die sich nachhaltig für den Klimaschutz engagieren, werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht und bleiben langfristig wettbewerbsfähig.“ Diese Aussage setzt der Köln Bonn Airport quasi als Präambel an den Anfang seines Umweltberichts. Auch der Hamburg Airport hat sich den Umweltschutz prominent auf die Fahnen geschrieben, um ein zweites Beispiel zu zeigen. Schon 1998 hat er entsprechende Unternehmensleitsätze verabschiedet, in denen es unter anderem heißt: „Wir vermeiden Umweltbelastungen soweit wie möglich. Wir setzen Energie und Rohstoffe so sparsam wie möglich ein und nutzen sie sinnvoll. Wenn wir neu investieren, bedienen wir uns der besten verfügbaren Technik. Im Sinne dieser Zielsetzung nehmen wir Einfluss auf unsere Kunden und Vertragspartner.“ Die Motivation für ein nachhaltiges Handeln liegt nicht nur in der gesellschaftlichen Verantwortung der Flughäfen, sondern auch in handfesten wirtschaftlichen Vorteilen. Ein geringer Energieverbrauch in den Terminals oder die Installation von Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien sorgen für niedrigere Betriebskosten, die wiederum die Wettbewerbsfähigkeit des einzelnen Flughafens stärken. Airports sind relativ große Infrastruktureinrichtungen, bei denen es viele unterschiedliche Ansatzpunkte zur Verbesserung der Umweltbilanz gibt.

Die Reduzierung des Energieverbrauchs in den Gebäuden, der Einsatz von Elektroschleppern, die Vermeidung von Müll, optimierte Rollverfahren, die Installation von Photovoltaik-Anlagen oder das Sammeln und Nutzen von Regenwasser anstelle von Trinkwasser sind nur ein paar Beispiele für aktives Umweltmanagement, das an den Airports in Deutschland üblich ist.
Der internationale Flughafenverband ACI Europe unterstützt seine Mitglieder beim Bemühen um mehr Nachhaltigkeit im Betrieb. Er zertifiziert beispielsweise in insgesamt vier Stufen das Management von Treibhausgasemissionen eines Airports. Der Flughafen Frankfurt hat 2014 zum wiederholten Male die dritte von vier Zertifizierungsstufen der Airport Carbon Accreditation erhalten. Wolfgang Scholze, Leiter des Umweltmanagements des Flughafenbetreibers Fraport AG, sagte dazu: „Diese Auszeichnung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bereits seit Jahren ermitteln wir systematisch die Einsparpotenziale für CO2-Emissionen am Flughafen.“
Der Fokus der Fraport AG liegt auf der Optimierung von Gebäuden und Infrastruktur sowie von Logistik und Verkehr. Allerdings sind große Fortschritte nur dann zu erzielen, wenn sie strategisch angepackt werden. Bei dem Flugsteig A-Plus in Frankfurt wurde von Beginn an auf eine Auslegung des Gebäudes Wert gelegt, die einen geringen CO2-Ausstoß im Betrieb garantiert. Der Erfolg: Im Vergleich zu einem konventionellen Gebäude gleicher Größe emittiert der Flugsteig A-Plus 10 000 Tonnen CO2 weniger.
Der Flughafen Köln Bonn sieht sich als Vorreiter bei der energieeffizienten Klimatisierung von Airport-Gebäuden. Als erster deutscher Flughafen nutzte er das klimafreundliche „Bauer-System“ im Terminal 2 sowie im Cologne Bonn Cargo Center. Dank dieser innovativen Raumbelüftungstechnologie sank der Verbrauch von Wärme, Kälte und Strom in erheblichem Maß. Der Energieverbrauch für die Beheizung des Terminals sank um 30 Prozent verglichen mit einem konventionell beheizten Gebäude ähnlicher Größe. Dies entspricht einer Einsparung von 2000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Aufgrund der großen Anzahl von Lichtquellen an einem Flughafen haben auch vermeintlich kleine Energieverbraucher in Summe einen durchaus spürbaren Einfluss auf den Energiebedarf eines Airports. Deswegen haben die meisten Flughäfen schon ihre Lampen mit LED-Technik ausgerüstet. Die sind zwar in der Anschaffung zunächst teurer als herkömmliche Leuchtmittel, dafür verfügen sie aber über eine bis zu sechsmal höhere Lebensdauer und verbrauchen nur einen Bruchteil des Stroms. Licht wird bei Airports nicht nur in Terminals und Wartungshallen benötigt, sondern auch in durchaus signifikanter Größenordnung für die Beleuchtung von Vorfeldern, Rollwegen, Anflugbefeuerungen und – nicht zu vergessen – an Werbetafeln.
Flughäfen bestehen in der Regel aus sehr großen Grünflächen. Diese spielen für die Umwelt eine große Rolle, sei es als Rückzugsfläche für bestimmte Tierarten, sei es als Reservat für bestimmte Pflanzen oder als Einflussfaktor für das Mikroklima einer Region.
Der Flughafen Köln Bonn liegt am Rande des 5000 ha großen Naturschutzgebietes Wahner Heide, für das der Airport auch die Patenschaft übernommen hat. Mit einem Augenzwinkern bezeichnet sich der Flugplatz selbst als „Pflegeversicherung für das Naturschutzgebiet“. In das Gebiet hat der Köln Bonn Airport über zehn Millionen Euro investiert und wird dafür von Naturschützern und Behörden gleichermaßen gelobt.
Flugzeug-Enteisung nur noch mit biologisch abbaubaren Mitteln

Das Engagement des Flughafenbetreibers sichert durch ein ökologisches Flächenmanagement die Wahner Heide in ihrer Substanz. Andere Flughäfen betreuen ähnliche Projekte. Auf dem Flughafen Bremen wird ab 2014 ein Imker dafür sorgen, dass die „Dunkle Biene“, eine vom Aussterben bedrohte europäische Biene, auf dem Flughafengelände einen Platz zum Überleben bekommt. Zehn Bienenvölker mit je 50 000 Tieren sollen im Südwesten des Geländes angesiedelt werden.
Sicherheit hat im Luftverkehr immer oberste Priorität. Umweltschutz und Flugsicherheit schließen sich aber nicht aus. Das zeigt sich am Beispiel der Enteisung. Flugzeuge werden bei entsprechender Witterung vor dem Start enteist. Dabei kommt eine Mischung aus Glykol, Additiven und heißem Wasser zum Einsatz. Vor Jahrzehnten noch ließ man diese Mischung einfach an Ort und Stelle versickern. Heute findet dieser Prozess nur noch auf versiegelten Flächen statt, das abtropfende Mittel wird gesammelt und geklärt. Zudem dürfen nur noch biologisch abbaubare Mittel eingesetzt werden.
Der Hamburg Airport hat rund 160 Hektar befestigter Vorfeldfläche. Wenn es regnet, wird dieses Wasser zum großen Teil in neun Regenrückhaltebecken gestaut. 27 Abscheider sorgen dafür, dass keine Verschmutzungen in das Wasser gelangen. Der Flughafen kontrolliert das Wasser regelmäßig auf Schadstoffe, bevor es kontrolliert in einen kleinen Fluss geleitet wird.
Im Terminal 1 des Hamburger Airports wird Regenwasser auch für die Toilettenspülungen eingesetzt. Dieses Wasser stammt vom Dach des Abfertigunsggebäudes und landet in einem Regenwassersammelbecken mit einem Fassungsvermögen von 350 m³.
Flughäfen werden naturgemäß immer mit Fluglärm in Verbindung gebracht. Auf das Bedürfnis der Anwohner nach geringeren Geräuschemissionen haben die Flughafenbetreiber reagiert, wenn auch nicht immer ohne Druck. Neben Lärmschutzfenstern, Lärmschutzmauern oder Triebwerkstesthallen wurden in den vergangenen Jahrzehnten Hunderte von Millionen Euro in Lärmschutzmaßnahmen gesteckt. Parallel dazu haben die Lärmemissionen der Flugzeuge dramatisch abgenommen. Dazu beigetragen haben auch die lärmabhängigen Landegebühren an den deutschen Flughäfen. Wenn man sich den „Noise Footprint“, also die mit einem bestimmten Schallpegel beschallte Fläche anschaut, ist sie heute erheblich kleiner als noch vor zehn Jahren. Mit der nächsten Flugzeuggeneration in Form der A350, Boeing 787, A320neo und Boeing 737 MAX wird dieses Problem weiter reduziert. Bei diesen Flugzeugen sind im Anflug nicht mehr die Triebwerke, sondern die Fahrwerke und Klappen heute die größten Verursacher von Fluggeräuschen.
FLUG REVUE Ausgabe 05/2014