Russen fliegen illegal Touristen - mit deutschem Kampfhubschrauber

Bergeinsätze mit Touristen ohne jegliche Lizenzen
Ex-Bo 105 des Heers fliegt in Russland – illegal

Veröffentlicht am 20.02.2024

Die russische Republik Karatschai-Tscherkessien am nördlichen Kaukasus ist in der Region für ihre touristischen Angebote bekannt. Besonders beliebt sind Wintersport und alpine Betätigungen. Unter anderem auf diese Zielgruppe hat sich das in Archys ansässige Unternehmen Grand Sky Service spezialisiert. Zum Einsatz bei den Rundflügen kam mit der Bo 105 ein alter Bekannter aus Deutschland. Die Maschine mit der Werknummer 6022 flog lange bei den Heeresfliegern als Panzerabwehrhubschrauber (PAH-1). Dort trug sie das Kennzeichen 86+22. Nach ihrer Ausmusterung und Demilitarisierung bekam sie eine zivile Zulassung in Großbritannien (G-CKDI) und fand später ihren Weg nach Russland. Hier erhielt sie die Kennung RA-02547. Den grünen Tarnanstrich behielten die neuen Eigentümer bei. Bis dahin schien noch alles rechtens. Nur eines fehlte noch: die Zulassung für den kommerziellen Betrieb.

Bo 105 Russland vor Bergmassiv
Sankai via GettyImages

Flugbetrieb trotz Strafverfahrens

Das Fehlen des Zertifikats schien der Firma jedoch nichts auszumachen, sie flog fleißig Passagiere in und über der Bergregion. Schon im April 2022 fiel der Verstoß auf, und ein Gericht untersagte den Betrieb der Bo 105. Auch das beeindruckte das Unternehmen nicht. Im August 2023 leiteten die zuständigen Stellen daher ein Strafverfahren gegen den Geschäftsführer ein – wieder ohne messbaren Erfolg. Stattdessen schloss Grand Sky Service sogar einen Vertrag mit einem Reiseunternehmen zur regelmäßigen Durchführung von Rundflügen ab.

Bo 105 Russland vor Hangar
Sankai via GettyImages

Pilot hatte keine Lizenz

Bis November 2023 kam es zu neun solcher Flüge. Dabei saß Pilot Sergey R. am Steuer. Er besaß allerdings keine Berechtigung für das Fliegen der Bo 105. Seine Lizenz galt nur für die Mil Mi-8, und selbst die war schon 2014 abgelaufen. Pikantes Detail am Rande: Der Pilot bildete sogar andere Flugzeugführer auf der Bo 105 aus! Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Ob die Betreiber den Umgang mit den Wartungsvorschriften genauso lax gehandhabt haben, ist nicht bekannt. Die bisherigen Details lassen jedoch nichts Gutes vermuten.

Bo 105 Russland auf Helipad von oben
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Bo 105 in Russland

Die RA-02547 ist übrigens nicht der einzige ex-Heeres-Hubschrauber. Im russischen Register finden sich auch die RA-2992G (vermutlich Werknummer 6059), RA-2544 (6093/96+93) und RA-02551 (6039/86+39). Außerdem gibt es knapp 20 zivile Bo 105 CBS. Mitte der 90er Jahre hatte auch das russische Katastrophenschutz-Ministerium das von MBB entwickelte Muster gekauft.