Eine aktuelle Auswertung des ADAC zeigt: Flüge ab Deutschland gehören im europäischen Vergleich zu den teuersten. Grund sind nicht nur hohe staatliche Abgaben und Steuern, sondern auch strukturelle Wettbewerbsnachteile und ein stagnierendes Inlandsangebot. Die Folge: teure Tickets, geringe Transparenz und ein wachsender Wettbewerbsdruck durch ausländische Flughäfen.
Teure Abgaben – Frankfurt an der Spitze
Am teuersten ist das Fliegen innerhalb Deutschlands laut ADAC-Analyse vom Flughafen Frankfurt/Main: Dort zahlen Passagiere für einen Inlandsflug im Schnitt 74 Euro an staatlichen Abgaben. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 52 Euro, am günstigsten ist der Flughafen Köln/Bonn mit rund 36 Euro.
Auch bei internationalen Flügen liegt Frankfurt mit 59 Euro an Abgaben im Spitzenfeld, knapp hinter Amsterdam (63 Euro). Es folgen München (49 Euro), Düsseldorf (46 Euro) und Hannover (42 Euro).
Wettbewerbsnachteil durch Standortkosten
Zusätzliche Recherchen zeigen: Die deutschen Flughäfen haben im europäischen Vergleich mit den höchsten Gesamtabgaben zu kämpfen. Laut dem Flughafenverband ADV betragen staatlich bedingte Kosten für einen Mittelstreckenflug mit einem Airbus A320 in Deutschland rund 3.545 Euro – in Nachbarländern wie Österreich, Frankreich oder den Niederlanden liegen sie bei durchschnittlich 1.298 Euro. Das entspricht einem Kostenaufschlag von 170 Prozent.
Zudem wurde die Luftverkehrsteuer in Deutschland im Mai 2024 erneut erhöht – für Kurz- und Mittelstrecken um bis zu 24 Prozent. Für die Airlines bedeutet das jährliche Zusatzkosten von rund 1,2 Milliarden Euro. Auch Sicherheitsgebühren steigen: Ab 2025 soll der Satz pro Passagier von 10 auf 15 Euro steigen.

Die staatlichen Gebühren machen eine großen Teil des Ticketpreises aus.
Weniger Wettbewerb
Die hohen Standortkosten zeigen Wirkung: Immer mehr Airlines ziehen sich aus Deutschland zurück oder reduzieren ihr Angebot. Ryanair hat angekündigt, sich vollständig aus Dresden, Leipzig und Dortmund zurückzuziehen und das Angebot in Hamburg um 60 Prozent zu kürzen – mit der Begründung, dass der Standort aufgrund der hohen Abgaben wirtschaftlich nicht tragbar sei.
Gleichzeitig bleibt der innerdeutsche Markt weitgehend unter Kontrolle der Lufthansa-Gruppe: 87 Prozent der untersuchten Inlandsverbindungen werden von Lufthansa oder ihrer Tochter Eurowings bedient. Nur 73 Prozent der Inlandsrouten sind Direktflüge. Acht Strecken erfordern einen Umstieg – diese Flüge kosten mit durchschnittlich 300 Euro fast viermal so viel wie Direktverbindungen (76 Euro).
Europaweite Flüge günstiger
Deutlich vielfältiger ist das Angebot bei innereuropäischen Verbindungen: 92 Prozent der Strecken sind ohne Umstieg verfügbar, häufig mit mehreren Airlines zur Auswahl. Während klassische Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France höhere Preise verlangen, bieten Billigflieger wie EasyJet dieselbe Strecke oft für weniger als die Hälfte an.
Auch im europäischen Vergleich hinkt Deutschland hinterher: Laut Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind die Flugpreise hierzulande seit 2019 um 38 Prozent gestiegen – stärker als im EU-Durchschnitt (26 Prozent). Gleichzeitig liegt das Passagieraufkommen in Deutschland erst bei 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, während viele Nachbarländer längst wieder bei 100 Prozent angelangt sind.

Am Beispiel des LH-Fluges 178 zeigt der ADAC deutliche Preissteigerungen.
Drastische Preissprünge & mangelnde Transparenz
Die Preisentwicklung ist unberechenbar: So stieg etwa der Ticketpreis für einen Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Berlin im Erhebungszeitraum von 86 auf über 430 Euro – das entspricht einer Verfünffachung. Auch auf anderen Strecken wurden Preissteigerungen um das Zwei- bis Dreifache festgestellt.
Zudem bemängelt der ADAC die mangelnde Transparenz: Die Zusammensetzung der Ticketpreise ist für Verbraucher oft kaum nachvollziehbar, da Steuern, Zuschläge und Gebühren uneinheitlich oder gar nicht ausgewiesen werden.
Wer günstiger fliegen will, sollte:
• möglichst frühzeitig buchen,
• alternative Abflughäfen im In- und Ausland prüfen,
• Preisvergleichsportale nutzen,
• und bei innereuropäischen Reisen auf Direktflüge mit Billigairlines achten.
Besonders in Grenzregionen kann sich ein Abflug von Flughäfen in Niederlanden, Polen, Österreich oder Frankreich lohnen – oft bei identischem Ziel, aber erheblich günstigerem Preis.