Heute denkt man beim Namen "Germanwings" zuerst an die Lufthansa-Tochter. Doch es gab schon einmal eine Airline mit diesen Namen: Am 10. April 1989 hatte nämlich mit German Wings eine neue deutsche Airline den Betrieb aufgenommen. Damals war der Start gleich aus mehreren Gründen viel beachtet: Zum einen war es der erste neue Linien-Carrier überhaupt, der nicht aus dem Charterbereich kam. Zum anderen blies die Gesellschaft auf den innerdeutschen Strecken zum Angriff auf die staatliche Lufthansa. Schlüssel zum Erfolg sollte ein Premium-Service sein.

Die vier MD-83 kauften die Burda-Brüder neu bei McDonnell Douglas.
MD-83 mit Business-Class-Bestuhlung
Dazu setzte der Newcomer vier in München stationierte McDonnell Douglas MD-83 ein, die aus dem Stand täglich 27 Flüge absolvierten. Die vier innerdeutschen Ziele waren Frankfurt, Hamburg, Köln und München. Als einzige Auslandsdestination befand sich Paris-Charles-de-Gaulle im Programm. Als Hautzielgruppe hatte das Management Geschäftsreisende ausgemacht. "Das Wertvollste, das eine Airline ihren Passagieren bieten kann, ist Platz", sagte der damalige Marketing-Direktor Rainer Erhard in einem Interview. Aus diesem Grund fiel die Entscheidung für eine recht großzügige Bestuhlung der MD-83, die an sich bis zu 173 Fluggäste transportieren konnte. German Wings verzichtete jedoch auf unbeliebten Mittelsitz. So freuten sich die Passagiere über ein luftiges Layout mit nur 114 Plätzen. Dafür gab es pro Flug fünf Flugbegleiter. Außerdem galten die nagelneuen MD-83 als wesentlich moderner und leiser als die Boeing 727 und 737-200 der Lufthansa.
Burda-Brüder kaufen MD-83
Das Unternehmen gegründet hatten die Brüder Peter und Christian Kimmel, die auch 40 Prozent des 32,9 Millionen Mark betragenden Startkapitals beisteuerten. Weitere 45 Prozent kamen vom Burda-Verlag. Die restlichen 15 Prozent entfielen auf ein bayrisches Finanzunternehmen. Burda besaß auch die vier MD-83 und verleaste sie an die Airline. Für die Ausbildung und technische Unterstützung kooperierte man mit der Swissair.

Als einige Auslandsdestination setzte German Wings auf Paris.
Lufthansa hält dagegen
Der großen Lufthansa war der vermeintlich kleine Rivale dennoch ein Dorn im Auge. So musste sich German Wings die Anerkennung von Flugscheinen im Rahmen des Interlining-Abkommens vor Gericht erstreiten. Angesichts der zahlreichen Steine, die der Kranich auch danach in den Weg legte, tat sich der Neuling schwer. So betrug die durchschnittliche Auslastung in den ersten drei Betriebsmonaten nur 30 Prozent. Außerdem ließen sich vor allem in Frankfurt nur schwer zeitlich attraktive Slots ergattern, die besonders für Geschäftsreisende unabdingbar waren. Trotzdem erweiterten zwischenzeitlich zwei weitere Maschinen die Flotte. Bei vergleichbaren Ticketpreisen bot man deutlich mehr Leistungen – kostendeckend war das nicht. Man kann nicht "auf Dauer einen Mercedes zum Preis eines Volkswagens verkaufen", sagte damals Lufthansa-Chef Heinz Ruhnau.

German Wings konnte sich nur ein Jahr auf dem Markt halten.
British Airways will sich nicht mit Lufthansa anlegen
So flog das Münchner Unternehmen pro Monat einen Verlust von rund sechs Millionen Mark ein. Die erhofften schwarzen Zahlen nach einem Betriebsjahr waren in weite Ferne gerückt. Lediglich ein Einstieg von British Airways hätte die Pleite noch aufhalten können. Doch nach der Absage der Briten war der Konkurs nicht mehr zu verhindern. Im April 1990 stellte German Wings ihren Betrieb ein. Später erwarb der Lufthansa-Konzern die Markenrechte und übernahm auch die Flugzeugkennungen (D-AGWA bis D-AGWF).