Deutscher Luftverkehr fällt zurück

Branchenverband BDL fürchtet bleibende Lücken
Hohe Gebühren würgen den deutschen Luftverkehr ab

ArtikeldatumVeröffentlicht am 11.08.2025
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Hohe Gebühren würgen den deutschen Luftverkehr ab
Foto: Flughafen Stuttgart

Der Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft (BDL) legte am Montag seine Halbjahreszahlen vor. Demnach sei die Erholung in Deutschland 2025 nahezu zum Erliegen gekommen. Die Passagierzahl in Deutschland liege mit 99,4 Mio. Fluggästen noch immer 15,8 Prozent unter dem Niveau von 2019. Deutschland liege bei der Erholung des Luftverkehrs seit Corona auf Rang 28 von 31 europäischen Ländern.

Grund für diese Entwicklung seien hohe Belastungen am Luftverkehrsstandort Deutschland aufgrund staatlich veranlasster Kosten. Diese seien nochmals um rund 1,1 Milliarden Euro auf insgesamt rund 4,4 Milliarden Euro gestiegen. So seien die deutschen Flugsicherungsgebühren erhöht worden, um die Kosten aus der Zeit der Corona-Flaute jetzt rückwirkend einzuspielen.

"Die Folgen sehen wir an nahezu jedem Flughafen in Deutschland: Airlines ziehen ihre Flugzeuge ab und setzen sie in anderen europäischen Ländern mit einem wettbewerbsfähigen Kostenniveau ein. Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung ist es unerlässlich, dass die Bundesregierung der Krise des Luftverkehrsstandortes Deutschland Priorität einräumt", sagte der BDL-Präsident Jens Bischof, der auch Chef von Eurowings ist. Anders als im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehen, enthalte der Haushaltsentwurf für das Jahr 2026 keine Entlastung bei Steuern und Gebühren für Flüge ab Deutschland.

Nach einer neuen Erhebung des BDL sei die Zahl der in Deutschland stationierten Flugzeuge europäischer Punkt-zu-Punkt-Airlines von 190 im Jahr 2019 auf 130 im Jahr 2025 zurückgegangen. Die Folge der Flottenverlagerung in Ausland sei nicht nur ein Verlust an Konnektivität, also der internationalen Anbindung der deutschen Flughäfen – sondern auch ein direkter Milliardenschaden für die Volkswirtschaft. Jedes in Deutschland stationierte Flugzeug entspreche einem mittelständischen Betrieb: es sichere rund 170 Arbeitsplätze und trage mit einer jährlichen Wertschöpfung von rund 70 Millionen Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei, so der BDL.

In Summe bedeutet der Abzug der Flugzeuge aus Deutschland, dass bereits mehr als 10.000 Arbeitsplätze und über vier Milliarden Euro jährlicher Wertschöpfung verloren gegangen seien. Hinzu kämen indirekte Effekte, zum Beispiel eine geringere Zahl an Hotelübernachtungen und Gastronomiebesuchen von Touristen und Geschäftsreisenden aus dem Ausland.

Damit der Luftverkehrsstandort Deutschland wieder nach vorn komme, müssten die staatlichen Belastungen von rund 35 Euro pro Passagier – oder rund 4500 bis 5000 Euro pro Flug – bei einer typischen Europa-Verbindung ab Deutschland um die Hälfte sinken. In Spanien, Tschechien und Italien liege die Belastung bei unter zehn Euro, so Bischof. Schweden habe seine Luftverkehrssteuer wieder abgeschafft. Die Passagiere könnten die steigenden Zusatzgebühren auf ihren Tickets nicht mehr tragen.

Auch der Ausblick auf die kommenden Monate falle laut BDL trüb aus. Im Winterflugplan 2025/26 (ab Ende Oktober) bleibe das Luftverkehrsangebot ab Deutschland mit einem Wachstum von acht Prozentpunkten auf dann 90 Prozent des Vor-Corona-Wertes weit hinter dem anhaltenden Luftfahrt-Boom in den anderen europäischen Ländern zurück. Dort liege das Niveau nach sieben Prozentpunkten Wachstum schon bei 116 Prozent des Aufkommens von 2019.

Die Airline-Vereinigung BARIG schloss sich der heutigen BDL-Kritik an. BARIG-Chef Michael Hoppe sagte, der Staat sei hauptverantwortlich dafür, dass die Standortkosten für den Luftverkehr in Deutschland unerträglich hoch seien. Im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern werde immer weniger ab und nach Deutschland geflogen.