Am 22. August 1961 hatten der damalige Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Richard Stücklen, und der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG einen Vertrag über die Luftbeförderung von Briefen und Postkarten ohne Luftpostzuschlag innerhalb der Bundesrepublik Deutschland geschlossen. Dies war der Startschuss für das Nachtluftpostnetz, das offiziell am 1. September 1961 in Betrieb genommen wurde und mit dem Briefe innerhalb Deutschlands schneller befördert werden sollten. Damals waren Briefe – neben dem Telegramm – das einzige Kommunikationsmedium zur schnellen Übermittlung schriftlicher Nachrichten. Diese Rolle hätten heute digitale Medien wie E-Mail, WhatsApp übernommen, sagt DHL.
Nachtluftpoststern Frankfurt
Erster Flugpartner im Nachtluftpostnetz war die Lufthansa, die damals alle Strecken bediente – mit Ausnahme der zu Zeiten der deutschen Teilung den Alliierten vorbehaltenen Luftkorridore nach Berlin, welche die amerikanische Fluggesellschaft Pan American bis 1990 mit eigenen Postflügen bediente. Im Laufe der Jahre kamen weitere Airlines hinzu. 2008 stieg die Lufthansa aus dem Nachtluftpostnetz aus. Zentraler Knotenpunkt war über Jahrzehnte der Flughafen in Frankfurt am Main, von dem aus sternförmig die verschiedenen Destinationen angeflogen wurden. 2005 verlor Frankfurt wegen des Nachtflugverbots seine langjährige Rolle als "Nachtluftpoststern".
Schrumpfendes Aufkommen
Beförderte die Deutsche Post, nach eigenen Angaben, 1996 noch rund 430 Tonnen Briefe mit 26 Flugzeugen ihrer Partner-Airlines zwischen 45 Destinationen pro Nacht, so waren es zuletzt nur noch 53 Tonnen Post mit sechs Flugzeugen auf den Strecken Stuttgart-Berlin, Hannover-München und Hannover-Stuttgart (jeweils hin und zurück). Das entsprach rund 1,5 Millionen Briefen, die pro Nacht geflogen wurden, bzw. durchschnittlich rund 270.000 Sendungen pro Flugzeug.
Neues Gesetz erlaubt längere Laufzeiten
Künftig wird die Briefpost aus Kosten- und Umweltschutzgründen alleine auf dem Landweg per LKW transportiert, was etwas länger dauert und erst durch eine Gesetzesnovelle möglich wurde: Nach einer Änderung des Postgesetzes müssen nicht mehr 80 Prozent der Briefe, wie zuvor, ihren Zielort schon am nächsten Tag erreichen. Künftig müssen nur noch 95 Prozent der Standardbriefe am dritten Werktag zugestellt sein, 99 Prozent am vierten Werktag.
Expressgut fliegt weiter
Während das Briefgeschäft sich vom Fliegen abwendet, wächst die Expressfracht immer stärker mit dem Luftverkehr zusammen. So eröffnet DHL Express noch in diesem Jahr am gerade auf drei Startbahnen erweiterten Flughafen in Hongkong das sogenannte Central Asia Hub, in das 562 Millionen Euro investiert werden. Es verknüpft die Wachstumsregion Asien schnell mit Europa und anderen globalen Zielen des Konzerns.