Erfolg mit Service und niedrigen Gebühren
Flughafen Charlotte - Douglas International Airport

Der Ballungsraum Charlotte im Südosten der USA verfügt mit dem Douglas International Airport über einen expandierenden Flughafen, der auch direkt aus Deutschland bedient wird. Die FLUG REVUE besuchte das Luftfahrt-Drehkreuz 2013.

Flughafen Charlotte - Douglas International Airport

Leichter Wind aus Südwest, 19 Grad Celsius und aufgelockerte Bewölkung. In der Ferne sieht man bereits die näher kommende Silhouette eines vierstrahligen Großraumflugzeuges, eines Airbus A340-600 der Deutschen Lufthansa. Wie jeden Tag gegen 15 Uhr befindet sich der Lufthansa-Flug 428 aus München im Landeanflug auf Charlotte Douglas International. Nach 9 Stunden und 25 Minuten Flugzeit haben die Passagiere endlich amerikanischen Boden unter den Füßen. Nach einem sanften Aufsetzen auf der Landebahn 18C, der mit 3050 Metern längsten von drei parallelen und einer diagonalen Landebahnen, geht es an der Wartungsbasis von US Airways und einem parkenden FedEx-Airbus A300F vorbei, vor der nur etwa zehn Kilometer entfernten Hochhaus-Skyline von Charlotte, zur Parkposition D12.

Charlotte, North Carolina, ist mit rund 750 000 Einwohnern eine mittlere Großstadt im Herzen des Südostens der USA. Zentral gelegen, etwa eine Flugstunde südwestlich der Hauptstadt Washington, D.C. und nordöstlich von Atlanta, hat sich Charlotte neben New York City über die Jahre zum zweitgrößten Finanzzentrum der USA entwickelt. Firmen wie die Bank of America und Wells Fargo haben hier ihren Firmensitz. Durch die exzellente Lage hat sich Charlotte in den USA den Spitznamen „Internationales Tor zum Süden“ erkämpft. Günstige Verkehrsanbindungen über das Highway-System verbinden Charlotte auch mit den entfernteren Regionen im Südosten und mittleren Westen der USA.

An der Parkposition angekommen, dauert es nicht lange, und die ersten Gäste der Business Class verlassen das Flugzeug und sind bereits auf dem Weg durch die Passkontrolle zur Gepäckausgabe. Neben den kurzen Wegen, schätzten Fluggäste den „südlichen Charme“ des nach dem ehemaligen Bürgermeister von Charlotte, Ben Elbert Douglas Senior, benannten Flughafens. Ein offen gestaltetes Hauptgebäude verbindet die Abflugbereiche A bis E und die 95 Gates miteinander und ist das Herzstück des Flughafens. Große Glasflächen sorgen für eine angenehm helle Atmosphäre. Die Versorgung mit kostenlosem WiFi-Internet und bequemen Schaukelstühlen, die für jedermann im Terminal zur Verfügung stehen, runden das Angebot ab und werden von den Reisenden gut angenommen.

Unsere Highlights

IATA-Auszeichnung „Bester Flughafen“

Charlotte ist 2012 als einer der familienfreundlichsten Flughäfen der USA ausgezeichnet worden. Foto und Copyright: FR-Dokumentation

Nicht umsonst ist Charlotte 2010 von der IATA mit dem „Eagle Award“ für den „Besten Flughafen“ ausgezeichnet worden. Gelobt wurden die guten Qualitätsstandards und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Die Kombination von geringen Kosten, wenig Schulden und gutem Service ist hier das Geheimnis des Erfolges. Im nationalen Vergleich weist Charlotte mit Abstand die geringsten Gebühren für einen Großflughafen aus. Wo man in Metropolen wie Boston oder New York allein für das Parken am Airport ein Vermögen bezahlen muss, ist sowohl das Langzeitparken mit fünf Dollar pro Tag, als auch die Tagespauschale direkt am Terminal mit sieben Dollar pro Tag sehr überschaubar. Mit 26 000 Parkplätzen stehen auch zu Spitzenzeiten den Besuchern und Fluggästen ausreichend Parkplätze zur Verfügung.

Dass sich auch Familien in Charlotte wohlfühlen, ist erst kürzlich von einem großen amerikanischen Reisemagazin bestätigt worden. Neben Orlando, Miami und San Francisco ist Charlotte Douglas, für das Jahr 2012, als einer der familienfreundlichsten Flughäfen der USA ausgezeichnet worden. Um den Standard zu halten und weiter auszubauen, werden in Charlotte alle sechs Monate Passagierbefragungen durchgeführt. Die Verfügbarkeit von kostenlosem WiFi innerhalb des Flughafens ist zum Beispiel aufgrund dieser Befragungen umgesetzt worden. Schon 2005 wurde ein Programm mit freiwilligen Passagierhelfern ins Leben gerufen. Bis heute ist deren Anzahl auf 70 angestiegen. Alle haben nur ein Ziel: Die Zeit, die der Fluggast in Charlotte verbringt, so angenehm wie möglich zu gestalten.

Man sieht, dass sich die Fluggäste hier wohlfühlen, wobei 75 Prozent der Passagiere von Lokalmatador US Airways umsteigen und nur kurz im Terminal verweilen, um dann wieder mit einem anderen USAirways-Flugzeug zu entschweben.

Stetige Wachstumserfolge über die Jahre haben den Flughafen, der im Jahr 2000 erst 23 Millionen Passagiere beförderte, heute mit 41,2 Millionen Fluggästen in die Gruppe der großen Drehkreuze geführt. Dies war eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent. Im Jahr 1982, zur Eröffnung des aktuellen Terminals, hatte man gerade einmal 5,7 Millionen Fluggäste abgefertigt.

Flughafen Direktor Jerry Orr führt den Erfolg auf die richtige strategische Ausrichtung und das hier ansässige US-Airways-Hauptdrehkreuz zurück. US Airways wickelt rund 90 Prozent der 700 täglichen Abflüge in Charlotte ab. Auch wenn der Flughafen von weiteren großen US-Gesellschaften bedient wird, darunter United, Delta, JetBlue, American, sowie, seit Anfang April 2013, Southwest, kann man in Charlotte nicht wirklich von großer Vielfalt und Konkurrenz sprechen. Das Übergewicht von US Airways ist sehr deutlich sichtbar. Während der Spitzenzeiten parken in Charlotte US-Airways-Flugzeuge so weit das Auge reicht. Erst kürzlich ist Doug Parker, CEO von US Airways, in der regionalen Presse gefragt worden, wie er die Zukunft von Charlotte und US Airways sieht. Nach seinen Worten soll der Marktanteil weiter steigen und der Vorsprung nach der Fusion mit American weiter ausgebaut werden.

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Passagierzahlen und Flugbewegungen

Charlotte übertrifft, dank zahlreicher Regionalflüge, sogar Drehkreuze wie New York JFK in Bezug auf Flugbewegungen. Foto und Copyright: FR-Dokumentation

Was die Passagierzahlen angeht, braucht sich der Flughafen im nationalen Vergleich nicht zu verstecken, und der „kleine Unbekannte“ lässt auch den ein oder anderen prominenten Namen wie zum Beispiel Miami, Las Vegas oder Houston hinter sich. Auch im direkten Vergleich mit München (38,38 Mio. Passagiere für 2012) hat Charlotte die Nase vorn. Wenn es um die reine Zahl der Flugbewegungen geht, spielt Charlotte sogar schon  heute an der Branchenspitze mit: Eine Steigerung um 2,3 Prozent auf 552 093 Starts und Landungen bescherte dem Flughafen Platz 7 im weltweiten Vergleich für das Jahr 2012. „KCLT“, so das Flughafenkürzel der ICAO für Charlotte, ist hier in bester Gesellschaft ganz großer Namen wie Beijing auf Platz 6 und Los Angeles auf Platz 5. Airports wie Frankfurt (Platz 11), London Heathrow (Platz 12) oder New York’s JFK (Platz 21) sind, nach Flugbewegungen, für Charlotte Douglas keine Konkurrenz.

Um allerdings ganz oben mitzuspielen und dem großen Bruder und Vorbild Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport (930 250 Starts und Landungen und Platz 1 für 2012) von der Pole Position zu verdrängen, hat Charlotte noch einen weiten Weg vor sich. Denn im internationalen Liniendienst bedienen aktuell nur drei ausländische Fluggesellschaften die Hauptstadt von North Carolina: Air Canada Jazz, Insel Air und Lufthansa. Letztere ist auch die einzige ausländische Fluglinie, die Charlotte mit Großraumflugzeugen bedient. Täglich startet ein Airbus A340-600 im Sommerflugplan, beziehungsweise der kleinere Airbus A330-300 im Winterflugplan, von München in Richtung Charlotte. Der deutsche Markt ist für Charlotte wie auch US Airways sehr wichtig. Nicht umsonst hat US Airways im Sommerflugplan die Kapazitäten auf zwei tägliche Abflüge mit dem Airbus 330 mit der neuen Envoy-Suite-Kabine nach Frankfurt erhöht.

Zu den weiteren internationalen Zielen, die ab Charlotte entweder mit der Boeing 767-200 oder dem Airbus A330 bedient werden, zählen Paris (CDG), Madrid, Rom (FCO), Dublin, Lissabon, Rio de Janeiro sowie seit neuestem auch London (LHR). Weitere Ziele in Übersee werden von US Airways über ihr Drehkreuz in Philadelphia angeboten.

Insgesamt erreicht man ohne umzusteigen von Charlotte aus 142 Ziele, davon 36 internationale, wobei deren Großteil auf dem nordamerikanischen Kontinent liegt. Neben exotischen Destinationen wie St. Maarten, Puerto Vallarta, oder Cozumel, Mexiko, bietet Charlotte Douglas dem Fluggast aber vor allem auch die Möglichkeit, zu vielen kleineren Orten wie Charlottesville, Virginia, oder auch Greenville, South Carolina, aufzubrechen.

Zusammen haben alleine die fünf größten Airlines in Charlotte 24,6 Millionen Passagiere im Jahr 2012 befördert. Die Regionalpartner der Großen tragen mit den restlichen 13,89 Millionen Passagieren ein großes Stück zum Erfolg des Flughafens bei. Im internationalen Segment wurden knapp 2,70 Millionen Passagiere abgefertigt. Der nächste Wachstumsschub wird durch die jüngst erfolgte Anwerbung von Southwest Airlines erwartet. Seit April 2013 fliegt Southwest zweimal täglich mit einer Boeing 737-700 oder -800 nach Baltimore-Washington, vor die Tore der Hauptstadt, nach Chicago-Midway, sowie einmal täglich nach Houston, Hobby und nach Orlando und ersetzt somit teilweise den AirTran-Service. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Ob es Southwest aber gelingt, der hier übermächtigen US Airways auch nennenswerte Marktanteile abzuluchsen, wird die Zeit zeigen.

Falls es doch kein Billigflug oder Konfektionsware sein soll, gibt es für den betuchten Fluggast noch eine luxuriösere Alternative: Das private Wilson Air Center hat auf der Ostseite des Flughafens, neben den Hangars der Nationalgarde von North Carolina, einen Abfertigungsbereich für Geschäftsreiseflugzeuge und Sportcharterflüge eingerichtet. Mit seinem Executive Terminal, insgesamt 20 Hektar Gebäude, Hangars und mehr als 50 Mietern beziehungsweise permanenten Kunden, hat das Wilson Air Center im Drehkreuzbetrieb seine Nische gefunden.

Frachtbereich

Im Frachtbereich dagegen sieht es ein wenig anders aus. Mit nur 127 200 Tonnen Luftfracht im Jahr 2012 spielt Charlotte keine bedeutende Rolle und kommt nicht unter die Top 30 im weltweiten Vergleich. Dennoch stehen die Zeichen für Charlotte auf Wachstum: Mit dem Programm „CLT 2015“ hat die Stadt Charlotte als Flughafenbetreiber ein weitreichendes Ausbauprogramm beschlossen. Für 120 Millionen Dollar (93 Mio. Euro) entsteht bis November 2014 ein neues Parkhaus für Besucher und Fluggäste direkt am Terminal mit insgesamt 7000 Parkplätzen auf sieben Ebenen. Auch die Autovermieter, die bisher zum größten Teil auf der Westseite des Flughafens die Fläche für ein künftiges, internationales Terminal „blockieren“, ziehen von der alten Position in das neue Parkdeck um. Somit haben die Fluggäste, wie bereits an anderen Airports die Möglichkeit, zu Fuß über Brücken direkt ins Terminal zu gelangen.

Um den schnell wachsenden Passagierverkehr vom und zum Flughafen effizienter fließen zu lassen, wird es im Bereich des Terminal-Ankunfts- und Abflugsbereichs weitreichende Änderungen geben. Zum einem werden zusätzliche Fahrspuren geschaffen. Zum anderen wird der Verkehr dann entsprechend nach Abflug und Ankunft neu organisiert. Für 27 Millionen Dollar wird bis Jahresende 2013 auch der Flughafenzubringer ausgebaut. Bis Ende August 2015 wird zudem die Gepäckförderanlage des Flughafens für 50 Millionen Dollar (38 Mio. Euro) erweitert. Und schließlich soll das Terminal nochmals nach Osten wachsen und um gastronomische Betriebe erweitert werden. Fünf Sicherheitskontrollpunkte sind bereits hinzugekommen, um die wachsende Anzahl an Passagieren bewältigen zu können. Insgesamt fließen 350 Millionen Dollar (270 Mio. Euro) in die schrittweisen Erweiterungsmaßnahmen.

Auch die nächsten Schritte sind bereits absehbar: So soll nahe der mittleren Parallelbahn ab Ende 2013 eine noch längere Startbahn als vierte Parallelbahn entstehen, die eine bessere Trennung an- und abfliegender Flugzeuge ermöglichen soll. Ebenso soll der 1979 gebaute Kontrollturm des Flughafens durch einen über hundert Meter hohen Neubau ersetzt werden. Der neue Tower soll nicht nur die optimale Nutzung des heutigen Startbahnsystems ermöglichen, sondern auch künftige Erweiterungsflächen besser übersehen können.

FLUG REVUE Ausgabe 07/2013

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