airberlin habe am Dienstag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, teilte airberlin am Dienstagnachmittag mit. Damit wolle man die bereits eingeleitete Restrukturierung fortführen. Hintergrund des Schrittes sei die Mitteilung von Etihad, dass sie nicht mehr beabsichtigte, airberlin finanziell zu unterstützen.
Thomas Winkelmann, CEO von airberlin, sagte: "Wir arbeiten unermüdlich daran, in dieser Situation das Beste für das Unternehmen, für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter zu erreichen." Bundesregierung, Lufthansa und weitere Partner unterstützten airberlin bei ihren Restrukturierungsbemühungen, teilte airberlin mit. So gewähre die Bundesregierung einen Brückenkredit, um den Flugbetrieb "auch langfristig" (airberlin) aufrecht zu erhalten.
airberlin teilte mit:
•Alle Flüge der airberlin und NIKI finden weiterhin statt
•Die Flugpläne bleiben gültig
•Gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit
•Alle Flüge sind weiterhin buchbar
Die Verhandlungen mit Lufthansa und weiteren Partnern zum Erwerb von Betriebsteilen der airberlin seien weit fortgeschritten und verliefen erfolgsversprechend. Diese Verhandlungen könnten zeitnah finalisiert werden, so das Unternehmen am Dienstag. airberlin, Deutschlands zweitgrößte Airline, beförderte im Jahr 2016 insgesamt 28,9 Millionen Fluggäste. airberlin ist Mitglied in der Luftfahrtallianz oneworld und strategischer Partner von Etihad Airways, die 29,21 Prozent der Anteile an airberlin hält.
Lufthansa erklärte zum Insolvenzverfahren bei airberlin, sie unterstütze gemeinsam mit der Bundesregierung die Restrukturierungsbemühungen der Fluggesellschaft. Damit werde unter anderem gewährleistet, dass die von airberlin geleasten Flugzeuge, die aktuell für Eurowings und Austrian Airlines flögen, wie bisher weiterbetrieben werden könnten. Lufthansa befinde sich mit airberlin bereits in Verhandlungen über den Erwerb von Teilen der airberlin Gruppe und biete damit auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal. Lufthansa beabsichtige, diese Verhandlungen zu einem schnellen und positiven Ergebnis zu führen.
UPDATE:
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erklärte, die Nachricht der airberlin-Insolvenz sei "ein Schock". Man begrüße den Brückenkredit der Bundesregierung, die die Fortführung des Flugbetriebs vorerst sicherstelle. Der Luftverkehr in Deutschland wachse kontinuierlich. Damit seien alle Voraussetzungen gegeben, diese deutschen Arbeitsplätze zu erhalten, sagte Ilja Schulz, Präsident der Vereinigung Cockpit. Die VC sehe die Hauptursache in falschen strategischen Weichenstellungen und Managemententscheidungen, die bereits viele Jahre zurücklägen.
„Da kann man schon mal die Frage stellen, wer davon profitiert hat, wenn z.B. Leasinggeber an überteuerten Verträgen mit airberlin viel Geld verdienen, während das Unternehmen riesige Verluste angehäuft hat“, so Schulz weiter. Auch Etihad als Hauptinvestor, dem es primär um seine eigenen strategischen Interessen und der Anbindung an den europäischen Markt gegangen sei, habe seit Jahren Fehlentscheidungen getroffen, die nun darin gipfelten, keinen geregelten Übergang auf neue Investoren mehr zuzulassen. Etihad lasse die airberlin damit fallen "wie eine heiße Kartoffel", obwohl neue Investoren Interesse signalisiert hätten, so der Gewerkschafter.
Der Branchenverband Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) begrüßte, dass die Bundesregierung angekündigt habe, die Sanierung mit Übergangskrediten aktiv mitzugestalten. Das sei eine gute Entscheidung für den Luftfahrtstandort Deutschland, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die Kunden von Air Berlin, so BDL-Präsident Stefan Schulte. Der BDL bedauere, dass der Anteilseigner Etihad seine Zusage, die Zahlungsfähigkeit von Air Berlin bis Herbst 2018 zu garantieren, nicht länger aufrecht erhalte. Umso wichtiger sei es nun, dass mit den entsprechenden politischen Weichenstellungen die Basis für den zukünftigen Erfolg von Air Berlin gelegt werde. In den vergangenen Monaten und Jahren seien wichtige Schritte für die Zukunftssicherung von Air Berlin gemacht worden. „Wir begrüßen das Engagement der möglichen strategischen Partner von Air Berlin und dass die Gespräche weit fortgeschritten sind“, so Schulte weiter. „Das wichtigste Signal des heutigen Tages ist, dass die Fortführung des Betriebs bei Air Berlin erst einmal sichergestellt ist. Die Reisenden müssen also nicht befürchten, auf ihren gebuchten Flugtickets sitzenzubleiben. Der Flugbetrieb ist für die Zukunft gesichert. Das ist eine gute Nachricht für die Kunden und die Beschäftigten“, sagte der BDL-Präsident.
UPDATE 2
Etihad Airways erklärte am Dienstag: Wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass airberlin einen Antrag auf Insolvenzverwaltung gestellt hat. Diese Entwicklung ist sehr enttäuschend für alle Parteien, insbesondere da Etihad airberlin in den vergangenen sechs Jahren umfassende Unterstützung bei vorangegangenen Liquiditäts-Herausforderungen und Restrukturierungsbemühungen gewährt hat. Im April diesen Jahres stellte Etihad 250 Mio. Euro zusätzliche Mittel für airberlin zur Verfügung und unterstützte die Airline bei der Überprüfung strategischer Geschäftsoptionen. Allerdings hat sich das Geschäft airberlins rapide verschlechtert, was dazu führte, dass entscheidene Herausforderungen nicht bewältigt und alternative strategische Optionen nicht umgesetzt werden konnten. Unter diesen Gegebenheiten kann Etihad als Minderheitsgesellschafter keine weitere Finanzierung leisten, welche unsere Verbindlichkeiten erhöhen. Wir sind weiterhin bereit dabei zu unterstützen , eine kommerziell gangbare Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Wir erwarten, dass airberlin während des Insolvenzverfahrens den Betrieb aufrechterhält. Wir unterhalten eine Geschäftsbeziehung zu airberlin, die eine Reihe von Bereichen inklusive Codesharevereinbarungen umfasst, und wir werden das Management von airberlin während dieser schwierigen Zeit unterstützen. Deutschland ist ein wichtiger Markt für Etihad und Abu Dhabi und wir halten daran fest, umfassende Flugverbindungen als Grundvoraussetzung für Handel und Tourismus anzubieten.