IATA-Unfallbilanz 2014
Flugsicherheit: Licht und Schatten

Weniger Unfälle, aber mehr Todesopfer, lautet die Sicherheitsbilanz im zivilen Luftverkehr für das Jahr 2014.

Flugsicherheit: Licht und Schatten

Die Sicherheit im Luftverkehr hat sich im vergangenen Jahr weiter verbessert, obwohl allein bei zwei spektakulären Unfällen – dem nach wie vor ungeklärten Verschwinden des Fluges MH370 und dem Abschuss der Boeing 777-200 mit der Flugnummer MH17 – 537 Menschen ums Leben kamen. Allerdings fließen ausgerechnet diese beiden Fälle nicht in die Sicherheitsstatistik des internationalen Verbands der Fluggesellschaften, IATA (International Air Transport Association), mit ein, da beide nicht als klassischer Flugunfall gelten. Auch die bei den Attentaten vom 11. September 2001 benutzten Airliner galten nicht als durch einen Unfall zerstörte Flugzeuge.

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Ein Unfall, der in der IATA-Statistik auftaucht, erfüllt drei Kriterien: 1. Es befinden sich Menschen an Bord, die mit dem Flugzeug fliegen wollten.  2. Der Flug findet im Rahmen eines normalen Airline-Betriebs statt. Trainings- und Testflüge sind explizit ausgeschlossen. 3. Das Flugzeug wird von mindestens einem Strahltriebwerk beziehungsweise einem Turboprop angetrieben und hat eine maximale Startmasse von mindestens 5,7 Tonnen. 2014 trafen diese Eigenschaften auf 73 Unfälle zu, 2013 noch auf 81.

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Zwölf tödliche Unfälle

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2014 gab es nur zwölf Unfälle mit Todesopfern. Dies sind vier weniger als 2013 und sogar sieben weniger als im Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre. „Jeder Unfall ist einer zu viel, und Sicherheit hat immer die höchste Priorität in der Luftfahrt“, sagte Tony Tyler, der Generaldirektor und Hauptgeschäftsführer der IATA, bei der Präsentation der Sicherheitsbilanz im März dieses Jahres. Er sagte weiter: „Auch wenn die Flugsicherheit 2014 die Schlagzeilen füllte, zeigen die Daten jedoch, dass die Luftfahrt ihre Sicherheit kontinuierlich verbessert.“ 

2014 betrug das weltweite Verhältnis von Jetunfällen mit Totalverlusten zu einer Million durchgeführter Flüge 0,23, umgerechnet also 4,4 Millionen Flüge pro Jetunfall mit Totalverlust. Ein Jahr zuvor lag diese Relation noch bei 0,41 beziehungsweise einem Unfall pro 2,4 Millionen Flüge. Nie zuvor in der Geschichte der zivilen Luftfahrt hat es eine solch niedrige Zahl gegeben. 

Allerdings gab es 2014 eine Steigerung der Zahl der Todesopfer bei den Flugunfällen zu verzeichnen. Laut IATA-Statistik starben bei den zwölf erfassten Flugunfällen mit Todesopfern 641 Menschen. Dies sind mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr, als nur 210 Todesopfer zu beklagen waren. Von 2010 bis 2013 hatte die Zahl der Unfallopfer im zivilen Luftverkehr stetig abgenommen (von 786 im Jahr 2010 auf 210 im Jahr 2013), im letzten Jahr ist sie dann wieder sprunghaft gestiegen. 

Die Entwicklung der Flugsicherheit ist – gemessen an der Unfallzahl – positiv, aber nicht in allen Regionen. Afrika hat bei den Unfällen mit zivilen Jets im vergangenen Jahr zur Weltspitze aufgeschlossen. Es gab dort 2014 keinen einzigen Unfall mit Jets, bei denen das Flugzeug als Totalverlust angesehen werden musste. Nur die IATA-Regionen Nordamerika und Nordasien können eine solche weiße Weste vorweisen. Dabei war Afrika vor sechs Jahren in dieser Kategorie noch das Schlusslicht mit 14,38 Unfällen pro einer Million Flüge. 

Afrika bleibt im Fokus

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Dennoch ist Afrika nicht aus dem Fokus der Sicherheitsexperten gewichen, denn bei den Unfällen mit Turboprop-Flugzeugen gibt es weltweit keine Region, die eine solche Unfallhäufigkeit aufweist. Auf eine Million Flüge mit Turboprops kamen 2014 in Afrika 14,13 Unfälle mit Totalverlust. Wenig besser sieht es in dieser Kategorie auch in den GUS-Staaten und in Nordasien aus: Hier stehen 11,95 beziehungsweise 11,28 Unfälle mit Totalverlust jeweils einer Million Flügen mit Turboprop-Flugzeugen entgegen. Hier führen Asien/Pazifik und Europa mit 0,0 und 0,71 Unfällen pro einer Million Flüge die Statistik an.

Airlines, die Mitglied in der IATA werden wollen, müssen sich regelmäßig einem sogenannten IOSA-Audit unterziehen. Dieses IATA Operational Safety Audit fand bislang alle zwei Jahre statt.  Seit Anfang dieses Jahres wurde es zum „Enhanced IOSA“ weiterentwickelt und ist ein kontinuierliches, betriebliches Sicherheitsmonitoring. „Die Gesamtleistung der IOSA-Airlines zeigt, dass die Audits einen Faktor darstellen, der einen positiven Einfluss auf die Flugsicherheit hat“, sagte Tony Tyler. Die Statistik belegt deutlich, dass Fluggesellschaften, die sich dieser Kontrolle unterwerfen, weniger Unfälle haben als der Durchschnitt aller Fluglinien (siehe Grafik Seite 38). Bei der IATA sind momentan 251 Airlines Mitglied. Sie hatten 2014 nur drei Unfälle, bei denen das Flugzeug anschließend als Totalverlust abgeschrieben werden musste. Besonders deutlich wird dies in Afrika, wo die Airlines, die sich dem IOSA-Audit unterziehen, eine zehnmal bessere Flugsicherheitsrate aufweisen als Airlines, die ohne Audit fliegen.

„Für die Öffentlichkeit ist ein Flugunfall ein Flugunfall, egal wie er letztendlich klassifiziert wird. 2014 haben wir einen Rückgang der tödlichen Unfälle gesehen – selbst wenn man den Abschuss von MH17 mit einbezieht. Der größte Tribut, den wir denen zollen können, die ihr Leben in einer Luftfahrttragödie verloren haben, besteht darin, mit dem Bestreben fortzufahren, das Fliegen immer sicherer zu machen. Und genau dieses Ziel verfolgen wir“, sagte IATA-Chef Tony Tyler.

FLUG REVUE Ausgabe 06/2015

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