Marseille, 1. Mai 2022: ITA Flug 609 aus New York fliegt in den Kontrollbereich von Marseille Center ein. Die Fluglotsen nehmen Kontakt auf – erhalten aber keine Antwort aus dem Cockpit des Airbus A330. Als sich der Kapitän nach zehn Minuten doch meldet, sind bereits Kampfflugzeuge aufgestiegen, um den Airbus abzufangen.
Pilot entlassen
Laut einer internen Untersuchung, aus der italienische Medien zitieren, hatte der Erste Offizier über dem Atlantik eine genehmigte Ruhepause eingelegt. In dieser Flugphase fielen wohl auch dem Kapitän die Augen zu. Für unbestimmte Zeit schliefen beide Piloten.
Bei einer späteren Anhörung soll der Kapitän noch technische Probleme des Flugzeugs, das die Kennung EI-EJP trägt, für die zeitweise Nichterreichbarkeit verantwortlich gemacht haben. Eine Untersuchung der Kommunikationssysteme entlarvte das als Schutzbehauptung – ITA hat sich von dem Kapitän inzwischen getrennt.
Gewerkschaft protestiert
Das wiederum löste Proteste der Pilotengewerkschaft NavAid Pilotiaz aus. Diese prangerte in einer Stellungnahme zu dem Vorfall an, mit der Entlassung benehme sich ITA wie ein Elefant im Porzellanladen. "Kein Pilot nimmt einen Flug auf die leichte Schulter, erscheint unausgeruht zum selben Flug, wenn dies durch Arbeitsschichten möglich ist, oder schläft freiwillig am Steuer ein", so die Gewerkschaft. Sollte dies doch geschehen sein, "wäre das ein Symptom für nicht funktionierende Verfahren und Schichten – und ein Problem, das ein seriöses Luftverkehrsunternehmen in Zusammenarbeit mit der Besatzung angehen sollte, um zu verhindern, dass es sich wiederholt."