Lufthansa unterbindet einen Direktflug von Genf nach Singapur. Singapore Airlines hatte die Strecke offenbar konkret im Vorlauf. Vor einer weiteren Umsetzung soll Lufthansa hiergegen aber ein "Veto" eingelegt haben. Das berichtet der "Tages-Anzeiger" aus der Schweiz. Die Streckenidee kam demnach erstmals 2024 bei einem Besuch einer Schweizer Wirtschaftsdelegation in Singapur auf. "Nach unserem Besuch hat Singapore Airlines die Wirtschaftlichkeit der Strecke überprüft und plante, eine Direktverbindung Genf–Singapur einzurichten", zitiert der "Tages-Anzeiger" aus einem Protestschreiben des Schweizer Rohstoffhändlerverbands Suissenégoce an das Schweizer Wirtschaftsministerium vom Juni. "Allerdings hatte das Unternehmen nicht mit dem Widerstand der Lufthansa gerechnet."
Ein Direktflug von Genf nach Singapur liefe Lufthansa-Interessen zuwider – Lufthansa will Verkehre über die Konzern- und Allianzdrehkreuze München, Frankfurt und Zürich steuern. Alle drei Flughäfen werden auch vom Star-Alliance-Partner Singapore Airlines angeflogen. In der Star Alliance stimmen die Mitglieder ihre Netze aufeinander ab.

Singapore Airlines hatte die Strecke von Genf nach Singapur offenbar schon konkret in Planung - bis das Veto vom LH-Konzern kam.
Enge Bande zwischen Lufthansa und Singapore Airlines
Lufthansa und Singapore Airlines sind über die Star Alliance hinaus seit 2017 im "Europe Singapore Pacific Joint Venture" noch wesentlich enger miteinander verquickt. Im Gemeinschaftsunternehmen werden auch konkrete Markt-, Strecken- und Preisstrategien koordiniert. Erst Anfang 2025 hatte die EU-Wettbewerbskommission einem "signifikanten Ausbau" des Joint Ventures vorläufig zugestimmt – Lufthansa und Singapore Airlines mussten im Gegenzug bestimmte Mindestsitzkontingente auf den gemeinsam betriebenen Linienflügen zwischen Singapur und Frankfurt und Singapur und Zürich garantieren.
Ein Direktflug zwischen Genf und Singapur war hierbei mutmaßlich nicht eingepreist – und hätte im Joint Venture für hausgemachte Konkurrenz zu den Drehkreuzverkehren und vermeidbaren Preisdruck gesorgt. Warum Singapore Airlines mit der Linie dennoch vorpreschte, ist nicht ganz klar.

Singapore Airlines setzt auf der Langstrecke neben dem Airbus A350 und der Boeing 777 auch die A380 ein (Foto).
Genfer Wirtschaft sieht "Klärungsbedarf"
Lufthansa geht nicht näher auf die Vorgänge rund um die Strecke ein. Konzerntochter Swiss verwies gegenüber der Zeitung lediglich auf "vertrauliche Gespräche" mit Singapore Airlines. Die Genfer Wirtschaft sieht hingegen Klärungsbedarf. "Es kann doch nicht sein, dass ein ausländisches Unternehmen bewusst die Entwicklung einer Schweizer Region behindert", heißt es in dem Brandbrief an das Ministerium weiter. Man prüfe nun eine Kartellbeschwerde gegen Lufthansa.