Verkehrsflugzeugunglücke – Wie schlimm war 2024?

Nach Airliner-Absturz-Serie zum Jahresende
Verkehrsflugzeugunglücke – Wie schlimm war 2024?

Veröffentlicht am 01.01.2025

Der Absturz der Boeing 737-400 von Swiftair bei der Landung in Vilnius am 25. November hatte schon zu vielen offenen Fragen und Spekulationen geführt. Beim Verlust der für DHL fliegenden und in Leipzig gestarteten Frachtmaschine war ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen. Eine erste Auswertung des Flugschreibers und der Cockpitaufzeichnung ergab jedoch laut litauischer Untersuchungsbehörde keine Zeichen einer Einwirkung von außen. Zur möglichen Ursache äußerte sich die Transportbehörde jedoch noch nicht.

Am 25. Dezember stürzte dann die Embraer 190 von Azerbaijan Airlines im Anflug auf den Flughafen von Aktau in Kasachstan ab. Beim Betrachten der veröffentlichten Videos kann man kaum glauben, dass von den 67 Insassen an Bord 29 überlebten. Der Regionaljet befand sich auf dem Flug nach Grosny und soll durch "Einwirkung von außen" beschädigt worden sein. Der russische Präsident Wladimir Putin entschuldigte sich in einem Telefonat mit dem aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev, allerdings nur dafür, dass der sich der Vorfall im russischen Luftraum ereignet habe.

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Schwerstes Unglück in der Geschichte Südkoreas

Als ob das tragische Unglück zur Weihnachtszeit nicht genug wäre, kam es nur vier Tage später zum schwersten Absturz des Jahres. Die Boeing 737-800 von Jeju Air führte eine Landung ohne Fahrwerk auf dem südkoreanischen Flughafen von Muang aus. Auch hier gibt es Videos des Hergangs: Dabei scheint der Airliner mit zu hoher Geschwindigkeit anzufliegen und sehr spät aufzusetzen. Die Piloten konnten den Jet nicht rechtzeitig zum Stehen bekommen, so dass er mit einer rund zwei Meter hohen Betonmauer kollidierte. Die Mauer hinter dem Ende des Runways diente als Sockel für die Landekurssender-Antenne ILS-Instrumentenflugsystems. Auf anderen Flughafen sind die Antennensysteme meist auf Metallmasten befestigt. Nur zwei Flugbegleiterinnen im Heck der Maschine überlebten, für die restlichen 179 Personen kam jede Hilfe zu spät.

Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap hat die Regierung Südkoreas die Überprüfung der Fahrwerke aller Boeing 737-800 angeordnet. Dem Anschein nach war es bei einem weiteren Flugzeug dieses Typs von Jeju Air zu einem ähnlichen Problem gekommen.

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Das Jahr hatte bereits am 2. Januar mit einem Unglück begonnen, das zu einer großen Katastrophe hätte werden können: Eine Dash 8 rollte auf dem Haneda-Flughafen von Tokio ohne Freigabe auf die Runway. Dort kollidierte sie mit einem Airbus A350 von Japan Airlines. Wie durch ein Wunder überlebten alle Menschen an Bord des Airliners. Fünf der sechs Besatzungsmitglieder des Turboprops kamen jedoch ums Leben. Am 23. Januar verunglückte dann eine Jetstream 32 von Northwestern Air kurz nach dem Start vom Fort Smith Airport (sechs Tote, ein Überlebender). Ebenfalls kurz nach dem Start stürzte am 12. Juli ein Suchoi Superjet der Gazpromavia ab. Die Maschine befand sich allerdings auf einem Überführungsflug nach einem Instandsetzungsaufenthalt. Die dreiköpfige Besatzung kam ums Leben.

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Der bis zu diesem Zeitpunkt schwerste Unfall ereignete sich am 24. Juli, als ein Bombardier CRJ200ER von Saurya Airlines nach dem Start vom Kathmandu Airport in Nepal zum Absturz kam. Obwohl der Regionaljet zu einem C-Check zur Wartung nach Pokhara überführt werden sollte, befanden sich 19 Personen an Bord, von denen nur eine überlebte.

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Drama in Brasilien

Am 9. August traf es eine ATR 72-500 von Voepass Linhas Aéreas aus Brasilien. Der Turboprop befand sich auf dem Weg nach São Paulo, als er plötzlich rapide zu sinken begann und ins Flachtrudeln geriet. Alle 62 Personen an Bord kamen ums Leben. Als Unfallursache wird Vereisung vermutet. In Thailand verunglückte am 22. August eine Cessna Grand Caravan des Thai Flying Service (neun Opfer). Aufgrund eines Triebwerksausfalls musste eine Antonow An-3T der russischen Borus Aircompany am 13. Oktober in Jakutien notlanden. Dabei stab eine der fünf Personen an Bord. Eine Woche später verunfallte dann eine DHC-6 Twin Otter der indonesischen SAM Air bei der Landung auf dem Bumi Panua Pohuwato Airport. Alle vier Personen an Bord kamen ums Leben.

Rückschritt von 2023

Damit kann 2024 die Serie nicht fortsetzen. Das vergangene Jahr war als eines der sichersten in die Geschichte der Luftfahrt eingegangen. Nur ein schwerer Airliner-Absturz war zu beklagen (ATR 72 von Yeti Airlines mit 72 Opfern). Laut Statistik der internationalen Luftverkehrsvereinigung IATA kam es im kommerziellen Luftverkehr zu einem Unglück alle 880.293 Flüge.

Ein Blick auf die Jahreszahlen, die das Aviation Safety Network veröffentlicht, zeigt, dass der Luftverkehr in den letzten Jahren immer sicherer geworden ist. So gab es in den 90er Jahren fast immer mehr als 1000 Tote pro Jahr zu beklagen. Von 2000 bis 2010 war dies nur noch dreimal der Fall. In der folgenden Dekade pendelte sich der Wert im Durchschnitt gerechnet bei 341 ein. Natürlich gibt es Schwankungen: 2014 mit 692 Opfern auf der einen, und 2017 mit nur 59 auf der anderen Seite.

Dabei hätte 2024 durchaus noch schlimmer werden können, denn einige teils haarsträubende Vorfälle ging glücklicherweise glimpflich aus. Im Januar musste etwa eine Boeing 737 MAX 9 notlanden, weil sie eine eine Notaustiegsverkleidung verlor. Im Februar rasierte eine für Air Serbia fliegende Embraer 195 beim Start in Belgrad Teile der Landebahnbefeuerung.