Neue Zahlen der Flugsicherung
Drohnen werden zum Problem für deutsche Airports

Die Zahl der Störfälle mit Drohnen an deutschen Flughäfen ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen und lag mit 158 gemeldeten Konflikten auf Rekordniveau. Das berichtet die Deutsche Flugsicherung. Auch Aufklärung und schärfere Gesetze konnten den gefährlichen Trend offenbar nicht bremsen.

Drohnen werden zum Problem für deutsche Airports

Ende 2017 hatte die DFS noch beschwichtigt. Damals hatte man in der Zentrale in Langen gerade konstatiert, dass das abgelaufene Jahr hinsichtlich Flugbetriebsstörungen durch Drohnen mit 88 Fällen einen neuen Höchststand erreicht hätte. Allerdings seien die Vorfälle ab August 2017 deutlich zurückgegangen. Eine Entwicklung, die DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle damals auf die verstärkte Aufklärungsarbeit der Flugsicherung zurückführte. Dennoch mahnte Scheurle im selben Atemzug, dass das Thema weiter virulent bleibe. Er sollte Recht behalten.

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Für das Jahr 2018 haben Flugzeugpiloten insgesamt 158 Annäherungen mit Drohnen gemeldet - das bedeutet einen Anstieg von satten 80 Prozent im Vergleich zu 2017. Im Großraum von Flughäfen hat die DFS 125 derartige Störfälle registriert. Vernünftiger sind viele Drohnennutzer also offensichtlich nicht geworden - entgegen der noch vor einem Jahr geäußerten Hoffnung seitens der DFS.

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Internationales Phänomen

Spitzenreiter unter den Flughäfen mit Drohnenproblem ist der Flughafen Frabkfurt/Main. 31 problematische Konflikte zwischen Flugrobotern und regulärem Flugverkehr sind für Deutschlands größten Airport im Jahr 2018 verzeichnet. Auf Rang zwei folgt Berlin-Tegel mit 17 Störungen, dahinter reihen sich die Flughären München und Hamburg mit 14, bzw. zwölf Störfällen ein. Allerdings ist das Problem nicht auf Deutschland beschränkt. Erst im Dezember 2018 musste der Flughafen London-Gatwick, mit 43 Millionen Flüggästen im Jahr unter den Top 10 der größten Flughäfen Europas, gar vorübergehend seinen Flugbetrieb einstellen, weil eine Drohne mehrfach in die Sicherheitszone eingeflogen war. Mehr als 100.000 Passagiere waren davon betroffen. Der Drohnenpilot konnte noch nicht gefasst werden. Kurz darauf ereignete sich am noch größeren Londoner Flughafen Heathrow ein ähnlicher Vorfall.

Wie umgehen mit dem Drohnen-Problem?

Ein wirksames Rezept gegen die zunehmende Problematik besitzen die betroffenen Airports im In- und Ausland offensichtlich noch nicht. Auch die DFS hat ein solches noch nicht gefunden. Zwar sind hierzulande die gesetzlichen Regelungen zur privaten Nutzung von Drohnen - auch auf Drängen der Flugsicherung - in jüngerer Vergangenheit mehrfach verschärft worden. Dennoch setzen sich immer wieder Drohnenpiloten über diese Vorgaben hinweg - und behindern damit auf gefährliche Weise den Flugverkehr.

Drohnenflüge sind in Deutschland in der Nähe von Flughäfen in einem Umkreis von 1,5 Kilometern generell verboten  - und wo Flüge erlaubt sind, dürfen diese nur bis zu einer Höhe von 100 Metern stattfinden. Die DFS versucht außerdem mit Hilfe einer App fürs Smartphone Drohnenbesitzer zu verantwortungsvollem Fliegen anzuleiten. Gleichzeitig fordert die Flugsicherung seit Längerem eine Pflicht zur Registrierung von Drohnen beim Kauf als Voraussetzung für die Inbetriebnahme - ähnlich wie bei SIM-Karten im Handy. Denkbar wäre auch, die kleinen Fluggeräte mit Transpondern auszustatten, um sie auf dem Radar erkennen zu können. In letzter Konsequenz bliebe schließlich die Option, die invasiven Flugroboter direkt vom Himmel zu holen - zum Beispiel durch Störung des GPS-Empfangs oder Überlastung der Flugelektronik mit Hilfe von Mikrowellenstrahlung. Aber das wäre teuer - und ist aktuell noch Zukunftsmusik.

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Erscheinungsdatum 05.09.2023