Krisenmanagement, Restrukturierung, Neustart: Norwegian Air kämpft gegen die Insolvenz. Die droht, wenn nicht ab Mitte Mai Hilfsgelder der norwegischen Regierung fließen. Voraussetzung dafür ist eine schnelle Entschuldung der Airline. Konkret will Norwegian 1,2 Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten mit Aktien ablösen – Leasingfirmen sollen 53,1 Prozent einer "New Norwegian" halten, teilte Norwegian am Montag mit. Anleihegläubiger will Norwegian mit 41,7 Prozent Aktienkapital abfinden, nur noch 5,2 Prozent der Airline blieben in der Hand der Altaktionäre.
"Dieses Sanierungskonzept weist in die richtige Richtung, um das Unternehmen vor dem Bankrott zu retten", ordnete Airlineanalyst Jacob Pedersen den Vorschlag ein, über den die Gläubiger in den nächsten Tagen abstimmen – und womöglich zähneknirschend akzeptieren werden. "Die Verwässerung der bestehenden Aktien wird natürlich massiv ausfallen."

Tochterfirmen in der Insolvenz
Norwegian hat vergangene Woche Insolvenz für vier Tochterfirmen angemeldet, in denen Flugbegleiter und Piloten angestellt sind. Die Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Mit einem straffen Sparkurs hatte Norwegian 2019 Weichen für eine wirtschaftlich solidere Zukunft gestellt. Covid-19 macht alle Anstrengungen und Teilerfolge der krisenerprobten Airline zunichte.
Norwegian schließt mit 2020 ab
Sofern Gläubiger sich auf den Sanierungsplan einlassen, will Norwegian die Krise aussitzen und 2020 nur sieben Flugzeuge für wichtige Regionalstrecken in Betrieb halten – das soll den Kapitalverbrauch auf ein Minimum reduzieren. Eine "schrittweise Öffnung" des Europa- und Langstreckennetzes plant Norwegian ab April 2021, Normalbetrieb erst 2022.
Vor der Krise hatte Norwegian für 2020 eine Flottenstärke von 168 Flugzeugen angepeilt, die "New Norwegian" soll sich bei "110 bis 120" Flugzeugen einfinden.